Das einmonatige Ringen um ein deutsches Staatsoberhaupt ist vorbei. Nach zähen drei Wahlgängen hat sich eine Mehrheit der Bundesversammlung für den Kandidaten von Union und FDP, Christian Wulff, entschieden. Nachdem Horst Köhler Ende Mai wegen Kritik an seiner Afghanistan-Rede beleidigt zurückgetreten war, hatten zunächst CDU und FDP den wertkonservativen niedersächsischen Ministerpräsidenten Wulff zu ihrem Kandidaten nominiert. Anschließend hatten SPD und Grüne den Begründer der „Stasi-Behörde“ Joachim Gauck aus dem Hut gezaubert. Gauck hatte sich in den letzten Jahren immer wieder als moralisierender Mahner zu Wort gemeldet. Zünglein an der Waage war wieder einmal die Linke – diese hatte durch ihre Enthaltung im dritten Wahlgang Gauck ihre Stimmen verweigert. Damit steht sie vor ihren möglichen Koalitionspartnern mal wieder als Querulant da. Während die FDP die Dissidenten eher in der Union sieht, dürften einige Politiker ihre Wahl schlicht aus individuellen Ressentiments getroffen haben. So hatte die Tatsache, dass der Ernennung Wulffs keine parteiinterne Diskussion vorausgegangen war, bereits im Vorhinein für heftiges Murren in Reihen der Union und FDP gesorgt. Letztlich wird die Uneinigkeit auf die Kanzlerin und ihre Koalition zurückfallen.
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