Im Vorfeld der Jagdreform sind die Jäger einander nicht grün. Der neue Präsident pflegt einen sehr eigenen Führungs- und Kommunikationsstil.
Dass der seit vergangenem Jahr amtierende Präsident der Jägerföderation einen neuen Stil pflegen würde, hatte sich bereits im Juni vergangenen Jahres abgezeichnet. Georges Jacobs, damals neu im Amt, hatte in der Verbandszeitung ein befremdliches Editorial mit dem Titel „Nëmme wien zu senge Wuerzele steet, huet eng Zukunft!“ veröffentlicht.
Mittlerweile hat er mit seinem Führungsstil innerhalb der Föderation schon Wirkung erzielt – oder sollte man sagen: die ersten Abschüsse getätigt. Zwei Mitglieder des Comité directeur sind seinetwegen zurückgetreten und haben ihren Schritt obendrein in einem Brief an ihre „Jagdkolleginnen und -kollegen“ detailliert begründet. Dabei geht es zum Teil um die Art und Weise, wie der Präsident mit Kritik umgeht. Er habe einen Brief an die Mitgliedschaft im Alleingang verschickt, und seine Kritiker während der Sitzungen als „Verräter“ und „Babies“ beschimpft. Die beiden Mitglieder schreiben, sie hätten das alles nicht mehr ertragen können und weigerten sich, weiter im Komitee zu sitzen und nur noch „mit dem Kopf Ja zu winken“.
Obwohl es nach Informationen der woxx vor allem um eine Fehde zwischen Personen und Clans innerhalb der Jägerschaft geht, kommt in dem Brief auch ein politisch relevanter Punkt zur Sprache. So sei Jacobs „sehr unglücklich“ über den Beschluss gewesen, die Beziehungen zur Forstverwaltung wieder zu verbessern, denn er habe „dem einen oder anderen Beamten noch eins auszuwischen“ wollen. Dabei denkt man unvermeidlich an den Fall eines Jagd-kritischen Beamten, dessen geplante Beförderung auf Druck der Jägerföderation – oder ihres Präsidenten – nicht vollzogen wurde.
Dass Jacobs Schwierigkeiten im Umgang mit Nichtjägern hat, war durch besagtes Editorial bereits klar geworden: Sein Vater habe ihn bereits als Kind gelehrt, zu jagen, Forellen zu fangen und Pilze zu sammeln, erzählte er. „Wie soll ich mich gegenüber jenen benehmen, die sich freuen, wenn die Kormorane die Forelle kriegen, der Luchs den Rehbock und wenn die Pilze von den Maden gefressen werden?“ fragte der Präsident rhetorisch-demagogisch. „Naturfunktionäre“ forderten unsinnigerweise, den Rehbestand um 90 Prozent zu reduzieren – mit der Folge, dass man noch mehr Fleisch aus Argentinien einfliegen müsse. Das alles, so der Umweltfreund Jacobs, erhöhe den CO2-Ausstoß … und bringe die Jäger um die „außergewöhnlich reizvolle Bockjagd“.
Eine ähnliche Prosa, mal anbiedernd, mal Ressentiment-beladen, findet sich auch in der Stellungnahme der Föderation zur Affäre um den gefilmten Abschuss eines Hirsches in
Ettelbruck im vergangenen November. Das Tier sei an der vorderen Schulter verletzt gewesen, und zwar nicht durch einen Schuss – eine Aussage, die nach Informationen der woxx stimmt. „Ohne das Archimedes-Prinzip zu kennen, war es für den schwer verwundeten Hirsch bestimmt eine Erleichterung, sich im Wasser etwas erholen zu können“, dichtet der Autor der Stellungnahme weiter. Es sei Pflicht des Jägers gewesen, das Tier von seinen Qualen zu erlösen – auch damit kann man einverstanden sein.
Doch dass das Ganze eine Art öffentliche Veranstaltung war, ist der Föderation ein Dorn im Auge: „Andere nehmen ihr Handy aus der Tasche und fangen an zu filmen oder machen unsachliche Kommentare … Das ist der Trend der Zeit!“ Und: „Dadurch, dass diese filmende Person trotz der Aufforderung zu gehen meinte, sie müsse stehen bleiben und weiterfilmen, hat sie den Jägern ihre Aufgabe wesentlich erschwert.“ Es folgen Ausführungen zur Schuss- und Geschosstechnik, doch – o Wunder – kein Wort der Kritik an der Person hinter dem Gewehr, die ins Wasser feuerte und dabei die filmenden und nicht filmenden Spaziergänger in Gefahr brachte. Keine Sorge: Schlimmstenfalls bekommt man für diese Missachtung elementarer Sicherheitsregeln zeitweilig die Jagdlizenz entzogen – und das ist keine Schande, ist es in der Vergangenheit doch sogar schon den Vorgängern Jacobs‘ im Präsidentenamt passiert.