Die Umfrage der Stadt Luxemburg zum „carsharing“ ist ausgewertet. Die positive Reaktion der Einwohner bringt das Mobilitätsprojekt einer Einführung in die Stadt näher.
Im April dieses Jahres wurde eine Umfrage zu dem Projekt „carsharing“ durchgeführt, über das das städtische Schöffenkollegium schon seit zwei Jahren berät. Zweck des neuen Transportsystems ist die Reduzierung des Berufsverkehrs innerhalb des Stadtzentrums; darüber hinaus soll es einem Konzept für nachhaltige Mobilität und Stadtentwicklung den Weg ebnen. Die Fragen der Meinungsforschung bezogen sich sowohl auf die Zufriedenheit mit den Verkehrs- und Transportmöglichkeiten in der Stadt und ihrer unmittelbaren Umgebung als auch auf die Nutzung der Privatfahrzeuge der Befragten. Die Resultate sollen den Verantwortlichen ermöglichen einzuschätzen, wie weit sich ein „carsharing“-System in Luxemburg umsetzen lässt. Man habe sich aber auch schon vor Ort in Deutschland und in der Schweiz über „carsharing“-Organisationen informiert, so François Bausch, erster Schöffe der Gemeinde. Er und Bürgermeister Paul Helminger sehen in dem Projekt „carsharing“ auch eine Aufforderung an die Luxemburger Bevölkerung, sich mehr Gedanken beim Erwerb eines Wagens zu machen und den Gebrauch ihres Fahrzeugs im Alltag intelligent und mit mehr Rücksicht auf die Umwelt zu planen.
Laut Paul Hoffmann, Ingenieur und Leiter der Verkehrsabteilung der Stadt, haben ungefähr 670 Haushalte mit durchschnittlich jeweils 2,4 Personen an der Umfrage teilgenommen. Die Umfrage erreichte demnach rund 1.600 Personen. Ein Wert, den die Organisatoren als sehr beachtlich einstufen, da, abgesehen von einer Pressekonferenz im April, wenig Propaganda für die Teilnahme betrieben wurde. Von den teilnehmenden Haushalten sind 37% im Besitz von zwei oder mehr Fahrzeugen; insbesondere bei diesen könnte sich das „carsharing“-System als gute Alternative erweisen. 58% der 670 Haushalte machen täglich Gebrauch vom Privatwagen, und zwar meist für die Fahrt zum Arbeitsplatz. Dies zeigt, dass bei immerhin 42% das Kraftfahrzeug nicht regelmäßig benutzt wird. 480 Haushalte würden den „carsharing“-Betrieb in Luxemburg-Stadt willkommen heißen. Während 48% dieser Haushalte im Falle seiner Realisierung keinen zusätzlichen Wagen mehr kaufen würden, wären 45% sogar bereit, sich eines ihrer vorhandenen Fahrzeuge zu entledigen, um dann den Dienst in Anspruch zu nehmen. So würden hochgerechnet 500 Autos weniger die Stadt befahren, und Parkplatzstreifen in einer Länge von 2,5 Kilometer wären wieder verfügbar. Man kann also resümieren, dass bei vorhandenem „carsharing“ die Bevölkerung ihre Privatwagen effektiver nutzen und den Bedarf zusätzlicher Autos über das System decken würde.
Der Schöffenrat will die Ergebnisse der Umfrage nutzen, um zunächst einmal ein genaues „cahier des charges“ auszuarbeiten, das dem Gemeinderat zur Beratung vorgelegt werden soll. Die eigentliche Umsetzung des Vorhabens wird dem nächsten Schöffenkollegium überlassen, das so von den erbrachten Vorarbeiten profitieren kann. Vor einer Umsetzung ist auch eine Änderung der Parkvorschriften in der Straßenverkehrsordnung vonnöten, da, je nach Konzept, die „carsharing“-Autos Sonderplätze erhalten oder von den allgemeinen Parkgebühren befreit werden. Die Regierung, vor allem natürlich Claude Wiseler, Minister für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur, scheint das Vorhaben zu befürworten. Dies ist als äußerst positiv zu bewerten, da während der Mobilitätswoche im vergangenen Jahr die Verantwortlichen des Verkehrsbundes gegenüber der woxx noch versichert hatten, die Stadt Luxemburg sei für das „carsharing“-Projekt zu klein.
Dennoch stellt sich die Frage, wieso das „carsharing“-Konzept nur so zaghaft in Angriff genommen wird und die Umfrage nicht breiter propagiert wurde. Wegen der beschränkten TeilnehmerInnenzahl kann sie wohl kaum als repräsentativ gelten. Das könnte etwaigen KritikerInnen als Vorwand dienen, das Vorhaben, ähnlich wie beim Tram-Konzept, zu sabotieren.