KINDERBETREUUNG: Zwischenbilanz

Mangel an Betreuungsplätzen, überstürzte Einführung der Chèque- Services und mangelnde Qualität der Kinderbetreuung, das sind einige der Kritikpunkte, die diese Woche in der Chamber diskutiert wurden.

Auf Antrag der demokratischen Partei standen diese Woche die Kinderbetreuung und die Frühförderung auf der Tagesordnung der Chamber. Die DP monierte scharf den Mangel an Betreuungsstrukturen und -plätzen: „Vor ein paar Jahren hat Luxemburg bei einem Vergleich mit dem Ausland die hinteren Ränge belegt – diese Verspätung haben wir heute noch immer nicht aufgeholt. Es ist nach wie vor wichtig, dass wir mehr hochwertige Betreuungsplätze haben, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen“, so Parteipräsident Claude Meisch am Mittwoch im Parlament.

Ein weiterer Kritikpunkt der DP waren die Kosten der Kinderbetreuung. Der Plan der Regierung, die staatliche Beteiligung an diesen Kosten zu reduzieren, wurde im Parlament heftig angegriffen. Auch die Qualitätssicherung der Betreuung gab zu Tadel Anlass. „Die Regierung läuft ihren Vorsätzen in puncto Kinderbetreuung hinterher und spielt letztlich nur Feuerwehr“, urteilte Meisch. Das habe sich bei der überstürzten Einführung des so genannten Chèque-Service klar gezeigt. Die Regierung sei erst tätig geworden, als sie plötzlich erkannt hatte, dass monatliche 1.400 Euro für die Betreuungsstrukturen vollkommen unverantwortlich sind. Die kurz vor den Wahlen 2009 Hals über Kopf eingeführten Chèque-Service hätten dazu geführt, dass die Nachfrage explodierte, ohne dass es zu einem parallelen Ausbau der Strukturen kam. Die Folge: Zu wenig Plätze, zu wenig Personal und mangelhafte Betreuungsqualität. Die Familienministerin habe damals geäußert, die Kinder könnten, wenn die Speiseräume überfüllt seien, auch ruhig einmal in den Turnhallen essen, das sei nicht weiter schlimm. „Die meisten Betreuungsstrukturen sind heute komplett überlaufen – das geht auf Kosten der Qualität“, kritisierte der DP-Politiker. Noch heute gebe es für jeden Kinderbetreuungsplatz lange Wartelisten. Dabei würde eine effiziente Betreuung und Frühförderung die schulischen Leistungen der Kinder zweifellos spürbar verbessern. Anzustreben sei, dass die Kompetenzen in einem einzigen Ministerium gebündelt werden. Denn zur Zeit seien sie zwischen dem Familien- und dem Schulministerium aufgeteilt.

CSV-Familienministerin Marie-Josée Jacobs ließ den Vorwurf, zu wenig für die Betreuung der Kinder getan zu haben, nicht auf sich sitzen. „Die Qualität der pädagogischen Arbeit mit dem Kind und seinen Eltern, die Qualität der Infrastrukturen sind für uns Elemente, die wichtig sind. Das Kind muss mit seinen Interessen im Mittelpunkt stehen, und selbstverständlich müssen wir auch garantieren, dass jedes Kind unabhängig von seinem sozialen und kulturellen Background die gleichen Chancen hat“, betonte die Ministerin. Das Angebot sei in Zusammenarbeit mit den Gemeinden und der Uni Luxemburg konzipiert worden. Es sei also nicht im stillen Kämmerlein passiert, rechtfertigte sie sich gegenüber dem Vorwurf der überstürzten Einführung. Das Angebot der Betreuung sei zwischen 2006 und 2011 um 400 Prozent gestiegen. Auch weiterhin werde die Regierung in die Kinderbetreuung investieren. So seien im Budget von 2012 rund 214 Millionen Euro alleine für die Betriebskosten vorgesehen. Eine halbe Million Euro solle zudem für Kinder aus sozial schwächeren Milieus aufgebracht werden. Kindern von Personen, die das garantierte Mindesteinkommen beziehen, sollen 25 Stunden Betreuung gratis pro Woche zur Verfügung stehen.


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