Am 30. April können mündliche Einwände gegen das Tramprojekt in der Gemeinde Luxemburg vorgebracht werden.
Bis Mitte April konnten die HauptstadtbürgerInnen schriftlich gegen das Tramprojekt Einspruch einlegen. In einer letzten Phase, einer Anhörung am kommenden Dienstag, werden dann auch noch mündliche Einwände entgegengenommen. Gegen die Tram mobil machte vor allem die ADR, die offiziell das City-Tunnelkonzept favorisiert, das eine unterirdische Metro-Verbindung des Bahnhofs mit dem Kirchberg vorsieht.
Unterstützt wurde die rechte Kart-heiser-Partei in der Vergangenheit ausgerechnet vom Fachautor der kommunistischen „Zeitung“, der aus seiner Tram-Gegnerschaft keinen Hehl macht. Dazwischen hat sich – zumindest seit einem entsprechenden Gemeinderatsvotum aus dem Jahre 2006 – eine breite Koalition für die Tram stark gemacht. Nur einige CSV-Exponenten scheren von Zeit zu Zeit aus, besonders, wenn es um die Frage der Finanzierung geht.
Umsteigen will gekonnt sein
Mitte April erwachte dann auch der Dachverband der „Syndicats d’initiative“ der Hauptstadt aus dem Schlaf und sprach sich gegen eine Aufrechterhaltung des Tram-Projekts aus – mit der Begründung, die Tram könne nicht einmal die Fahrgastzahlen des bisherigen, allein auf Bussen basierenden, Systems garantieren. Das Konzept sei mithin ein Rückschritt gegenüber dem status quo.
BefürworterInnen der Tram – wie die Tram asbl – bemerken einen Strategiewechsel: Das City-Tunnelkonzept wird von den GegnerInnen nicht mehr offensiv weiterverfolgt, stattdessen gilt es nur noch, das aktuelle Tramprojekt zu stoppen. Während die Strategie der Gegner bislang darauf hinauslief, vor allem die Mehrheit der AutofahrerInnen wegen des angeblich drohenden Verkehrschaos zu gewinnen, hat man jetzt die Bestandskunden des aktuellen Busdienstes für sich entdeckt.
In einem Online-Video behauptet ADR-Sprecher Roy Reding, dass die Einführung der Tram viele StadtbewohnerInnen zu häufigerem Umsteigen zwingen werde. Tatsächlich sieht das Konzept eine zentrale Trasse vor, die die Peripheriebahnhöfe Cessingen und Howald, über die Gare Centrale und das Stadtzentrum hinweg, mit dem Kirchberg-Plateau verbinden soll. Die Tram ersetzt damit die zahlreichen einzelnen Busverbindungen zwischen Bahnhofsviertel und Kirchberg. Dadurch würden natürlich NutzerInnen, die ins Zentrum oder darüber hinaus wollen, gezwungen, in die neue Bahn umzusteigen. Aber auch die StadtbewohnerInnen müssten umdenken: Es wird viel weniger Radiallinien geben, die über das Stadtzentrum hinweg einzelne Vororte direkt miteinander verbinden.
Doch Verkehrsexperten, wie Reiner Monheim, der von Trier aus die Luxemburger ÖPNV-Vorhaben seit Jahrzehnten kritisch beobachtet, betonen: Nicht das Umsteigen an sich ist das Problem, sondern die Art und Weise, wie es organisiert wird. Das fängt mit der Gestaltung der Umsteigeplätze an, die (anders als bei einer Metro-Lösung) möglichst eben und kurzwegig sein müssen. Der benutzte Fahrpark muss ebenfalls für das Umsteigen optimiert sein: Niederflurwagen mit breiten Türen und einem Informationssystem, das schon im ersten Fahrzeug auf weitere Umsteigemöglichkeiten hinweist.
Während die Luxtram-Gesellschaft in ihrer Öffentlichkeitsarbeit das Tram-Konzept besonders den PendlerInnen schmackhaft zu machen versucht und dabei durchaus überzeugt, werden die StadteinwohnerInnen eher stiefmütterlich behandelt. Die ADR-Propaganda zielt deshalb auf die Befürchtung vieler, die Tram werde das Angebot für letztere verschlechtern. Das von der ADR verlangte lokale Referendum könnte tatsächlich, beim derzeitigen Informationsstand, negativ für die Tram ausfallen. Auch wenn sich eine breite Mehrheit des Gemeinderats am Montag gegen das Referendum ausgesprochen hat, ist die Gefahr nicht gebannt. Ein Ansporn für die Befürworter, endlich aus der Defensive herauszukommen?