(rg) – Dass Luxemburg gesellschaftspolitisch immer etwa ein Jahrzehnt hinter dem Rest der Welt und vor allem Europas hinterherläuft – diese Regel scheint sich auch hinsichtlich der Luxemburger Sozialdemokratie zu bewahrheiten. Die Einstandsrede von Etienne Schneider am vergangenen Dienstag sollte wohl in erster Linie der eigenen Partei Mut machen, dass das von vielen erwartete Debakel, Dank neuem Spitzenkandidaten und vorgezogenen Wahlen, vermieden, ja sogar in einen Wahlerfolg umgewandelt werden kann. Nur 134 Stimmen hätten ihm gefehlt, so Schneider, um 2004 in die Chamber zu ziehen. Nicht so schlimm, weil seinem Kontrahenten Jean-Claude Juncker bei seinem ersten Wahlgang 1979 ganze 1.800 Stimmen fehlten. Die politische Trickkiste hält genug Überraschungen für mehr oder weniger überzeugende Vergleiche bereit. Ansonsten entpuppte sich Schneider bei seiner Einstiegsrede vor allem als durchschaubarer Polemiker, der Juncker als ewig abwesenden Europapolitiker darstellte, während er selbst versprach den Posten des Premiers als „fulltime“-Job zu betrachten. Sein nordkoreanisches Wahlresultat zum Spitzenkandidaten beruht wohl auf der Hoffnung, die LSAP könne endlich einen echten „Macher“ aufweisen. Ob aber tatsächlich mehr als 99 Prozent der LSAP-Basis hinter dem politischen „Reform“-Programm ihres Spitzenmannes stehen, dürfte fraglich sein. Merkel, Hollande und Cameron: Genau in dieser Reihenfolge nannte Schneider die Feinde, die es auf unseren Finanzplatz abgesehen haben. Um dann auch gleich Luc Frieden des Verrats an eben diesem Finanzplatzes zu bezichtigen. Jetzt versteht jeder, weshalb die DP keinen Spitzenkandidaten aufweisen kann: Der kandidiert nämlich für die LSAP.
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