SCHULPOLITIK: Zum Prüfungstermin bei SEW und Apess

Am Dienstagabend unternahmen die Gewerkschaften SEW und Apess den ehrgeizigen Versuch, in zwei Stunden das gesamte Parteienspektrum hinsichtlich der Schulpolitik und der eigenen Vorstellungen hin zu überprüfen.

In kurzen Beitragen von maximal zwei Minuten forderte die Gewerkschaft die Kandidaten auf, ihre Standpunkte zu vier Themenkomplexen der Schulpolitik darzulegen. Sie erhoffte sich davon präzise Aussagen zur aktuellen Schulpolitik, und vor allem klare Stellungnahmen zu den von ihr erhobenen Forderungen. Aus organisatorischen Gründen hatten die jeweiligen Parteien den Fragekatalog vor der Runde erhalten, und so waren einige Politiker sich nicht zu schade, ihre vorgefertigten Antworten einfach abzulesen.

Auf dem umfangreichen Programm standen Fragen zur Grundschulreform, zu dem neuen Gesetzestext für die Oberstufe und zur gescheiterten Politik in der Berufsausbildung. Ein Spektakel von ziemlicher Dauer also, bei dem die ZuhörerInnen im gut gefüllten Saal des Centre Atert in Bertrange die jeweiligen Referenten, je nach Gefallen, mit Beifall belohnten.

Nein zum Kompetenzunterricht

Der SEW kritisierte das Konzept des Kompetenzunterrichts als eine reine Vermittlung von Techniken ohne wahren Bildungswert. Die KPL und Déi Lénk, aber auch die ADR schlossen sich dieser Kritik an. Die Forderung, dass die Evaluationsmethoden und die Zeugnisse klarer zu definieren seien, fand Anklang bei allen Parteien. Bezüglich der Oberstufe wurde insbesondere die Orientierung an der europäischen Fremdsprachen-Didaktik kritisiert, da sie zu einer Verschlechterung der Sprachbeherrschung sowohl des Deutschen wie auch des Französischen führen könnte.

Die erschreckenden Zahlen in der Berufsausbildung stellen einen Appell an die Politiker dar, sich dieses schwarzen Kapitels der luxemburgischen Schulpolitik endlich anzunehmen. Im vergangenen Jahr, zum Beispiel, bestanden von 202 Handwerkern nur 36 die „formation phare“. Das Publikum wollte wissen, wie diese katastrophalen Zahlen zu erklären seien und wie die Regierungsparteien zur Rechenschaft gezogen werden könnten. Der LSAP-Vertreter Claude Haagen versuchte von den fatalen Ergebnissen abzulenken und positive Aspekte der Reform zu benennen. Tessy Scholtes (CSV) stellte die genannten Zahlen als realitätsfremd und negativ dar, was jedoch auf Widerspruch stieß.

Zum Schluss klärte Daniel Reding von der Apess das Publikum über die bevorstehende Reform der „fonction publique“ auf. Er sprach sich gegen eine Bewertung des Lehrpersonals aus, da sie zu Misstrauen in der Schule führen könnte, das nur schädlich sei. Die Oppositionsparteien erklärten sich bereit, gegen Bewertung und Hierarchisierung anzugehen.

Dass es letzten Endes vor allem darum ging, die Kandidaten so effektiv wie möglich auf ihre SEW- und Apess-Affinität hin zu testen, machte eine sehr plakativ formulierte Zwischenfrage aus dem Publikum deutlich. Die Parteien wurden aufgefordert, die Möglichkeit einer Auflösung der Einigung zur Beamtenreform zwischen CGFP und Regierung mit Ja oder Nein zu beantworten. Déi Gréng und die beiden Regierungsparteien sprachen sich gegen eine solche Auflösung aus.

Déi Lénk und ADR stellten sich als Gegner der Schulreform dar. Fernand Kartheiser (ADR) versuchte etliche Male, aber ohne Erfolg, auf das Problem der Alphabetisierungs- und Integrationssprache aufmerksam zu machen.

Am Rande schaffte es Claude Adam von Déi Gréng immer wieder, die Probleme politisch klar zu umreißen und das Allgemeine und Abstrakte der ideologischen Diskurse hinter sich zu lassen. So forderte er vor allem mehr Zeit für die Ausarbeitung der Reformen und verwies auf die strukturelle Unmöglichkeit eines Neuanfangs nach den Wahlen, wie ihn die Gewerkschaft für die Schulpolitik verlangt.


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