PARTIZIPATIONSFORMEN: Virtueller Raum Feminismus

Feministische Forderungen werden mehr und mehr im Internet verbreitet, Debatten über Social Media angestoßen. Aber sind Blogs und Kampagnen wie #Aufschrei über Twitter und Facebook auch wirksam? Bietet das Netz einen neuen Raum für Emanzipation?

Es muss nicht mehr Alice Schwarzer sein, die mit einer plakativen Forderung feministische Debatten vom Zaun bricht. Internet-Kampagnen wie #Aufschrei oder Flashmobs wie „One Billion Rising“ haben gezeigt, dass das Internet nicht unterschätzt werden darf. Als die frivolen Bemerkungen eines deutschen FDP-Spitzenpolitikers gegenüber einer Journalistin bekannt wurden, taten unter dem Hashtag #Aufschrei tausende Frauen ihre Empörung kund. Die zahlreichen höhnischen männlichen Reaktionen wie etwa „Meine Frau wollte auch etwas zu Aufschrei twittern. Das W-LAN reichte aber nicht in die Küche“ zeigten, wie berechtigt ihr „Aufschrei“ war. Mit #Aufschrei gelang es jungen Feministinnen, virtuell ein Fanal zu setzen. Und: Die Anti-Sexismus-Aktion wurde als erstes Hashtag überhaupt mit dem Grimme-Online-Award prämiert. 
Aber kann übers Internet eine internationale Frauenbewegung entstehen oder ist dies eine Mär, wie der so genannte „Arabische Frühling“, von dem immer behauptet wurde, er sei in den Internetforen losgetreten worden? Kann eine Twitter-Kampagne den Beweis liefern, dass sich feministische Debatten ins Netz verlagert haben? Während junge Aktivistinnen darauf schwören und meinen, ohne Internet ginge gar nichts mehr, befürchten Feministinnen alten Schlages eine Verflachung von Inhalten. Die Fragen scheinen auf der Hand zu liegen: Kann virtueller Feminismus im Netz überhaupt so politisch sein wie realer Aktivismus, der sich in Demos und Selbsterfahrungsgruppen manifestiert(e)? Und wenn ja, woran lässt sich „Erfolg“ messen? Besteht das Ziel allein darin, möglichst viele „Likes“ über Facebook zu ergattern, möglichst viele Zugriffe auf oder Kommentare über einen Blogeintrag? Oder ist es gerade in der heutigen Zeit nicht wichtiger denn je, für Frauenrechte auf die Straße zu gehen? Und birgt „Netzfeminismus“ mehr Chancen als Gefahren? Wie angemessen auf Mobbing und sexistische Anfeindungen im Netz reagieren? Geht es bei Feminismus nicht immer noch um dieselben Forderungen, wie vor hundert Jahren? Ganz unabhängig von der Kommunikationsplattform sollte es darum gehen, für gleiche Rechte zu kämpfen. Inwieweit ergänzen sich also althergebrachte und digitale Protestformen? Wie wirksam und nachhaltig kann Netzfeminismus sein? 

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