WELTFRAUENTAG: Frauen verdienen mehr!

Am 8. März wird der Weltfrauentag als Protesttag begangen, Frauenrechtsorganisationen verkünden ihre Forderungen. In Luxemburg haben sich einige Organisationen zu einer Plattform zusammengeschlossen, um gegen ungleiche Bezahlung zu protestieren.

„40 Jahre nachdem die Forderung nach gleicher Bezahlung auf parlamentarischer Ebene beschlossen wurde, ist die Einkommensschere noch immer Realität“, beklagt der Nationale Frauenrat (CNFL). Die Schonfrist für die Regierung ist nun vorbei – doch aus den vollmundigen Erklärungen im Regierungsprogramm sind im Bereich der Stärkung der Frauenrechte leider noch keinerlei konkrete Maßnahmen erfolgt. In Luxemburg haben sich elf Organisationen zu einer Plattform zusammengeschlossen, um gegen ungleiche Bezahlung und Diskriminierung von Frauen zu protestieren. Ein Wecker soll symbolisieren, dass es fünf nach zwölf und die Gleichstellung der Frauen beim Gehalt längst überfällig ist. Ob dieses plakative, nach Aussagen der Veranstalterinnen „bewusst peppig-aggressiv ausgewählte“ Symbol dazu beitragen wird, die Missstände einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen?

Fehlende Gleich-berechtigung also als direkte Nebenfolge der herrschenden ökonomischen (Klassen-)Verhältnisse.

Zu schade, dass es überhaupt noch solcher Jahrestage bedarf. Aber ja, es braucht sie, weil Gleichstellung noch immer keine Realität ist. Dass der Frauentag unter den Nationalsozialisten verboten wurde, weil diese stattdessen am Muttertag die reproduktiven Kräfte der Frau feiern wollten, ist umso mehr Grund, den Protesttag mit emanzipatorischen Forderungen zu begehen.

Einer der Bereiche, in dem die Kluft am evidentesten ist, ist die der Bezahlung. Die Lohnschere zwischen Männern und Frauen klafft noch immer weit auseinander, im Schnitt um neun Prozent. Frauen beziehen im Durchschnitt deutlich niedrigere Renten und sind häufiger als Männer auf RMG angewiesen. Sie nehmen häufiger Teilzeitarbeit in Anspruch (36 Prozent) und sind, sobald sie Kinder bekommen, flugs weg vom Arbeitsmarkt. Eine Einschränkung ihrer Flexibilität, die vor allem Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg in den Beruf und schlechtere Aufstiegschancen zur Folge hat.

Dass Gleichstellung nicht von der ökonomischen Unabhängigkeit zu trennen ist, erkannte Clara Zetkin schon vor über hundert Jahren. „Keine Sonderrechte, sondern Menschenrechte“, forderte sie 1910 auf dem II. Kongress der Sozialistischen Internationale in Kopenhagen. Ein Jahr später, am 8. März, gingen in vielen Ländern Europas erstmals Frauen auf die Straße. Ihre zentrale Forderung: Einführung des Frauenwahlrechts und Teilhabe an der politischen Macht. In Deutschland wurde das Wahlrecht für Frauen 1918 eingeführt, in Luxemburg ein Jahr später, anlässlich einer Verfassungsrevision. Zetkins Ansatz war zu dem Zeitpunkt vor allem deshalb revolutionär, weil er Privilegien für Frauen vehement ablehnte. „Die Emanzipation der Frau (…) wird ausschließlich das Werk der Emanzipation der Arbeit vom Kapital sein“. Fehlende Gleichberechtigung also als direkte Nebenfolge der herrschenden ökonomischen (Klassen-)Verhältnisse.

Aber ist es nicht ein Armutszeugnis, dass es hundert Jahre später noch immer einer „Quote“ bedarf oder frauenfördernder Maßnahmen wie gender-mainstreaming und „actions positives“? Nichts anderes meinte die weitsichtige Kommunistin, als sie sich gegen „Sonderrechte“ aussprach. Gleiche Bezahlung ist ein Menschenrecht! Lohn steht Frauen in der gleichen Höhe zu wie Männern. Die Marktregeln des Kapitalismus und eine patriarchalische Gesellschaft verhindern aber noch allzu oft ihren Aufstieg. Um in leitende Positionen zu gelangen, müssen Frauen meist noch immer doppelt so gut sein wie ihre männlichen Mitstreiter und dabei in der Regel auf Kinder verzichten. Emanzipation ist aber erst dann erreicht, wenn nicht nur Überfliegerinnen in leitenden Positionen sitzen.


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