ÖFFENTLICHKEITSKAMPAGNE: Keine Zukunft für Bienen

Natur & Ëmwelt a.s.b.l. und Greenpeace stellen ihre Öffentlichkeitskampagne zum Bienenschutz vor. Die Umweltorganisationen machen in den kommenden Wochen auf das Bienensterben in Luxemburg aufmerksam. Sie wollen die politisch Verantwortlichen beim Bienenschutz in die Pflicht nehmen. Beim Plan de développement rural wie beim Nationalen Aktionsplan Pestizide herrscht akuter Handlungsbedarf.

Seit den späten 1990er Jahren berichten Imkerinnen und Imker weltweit von einem plötzlichen und unerklärlichen Rückgang der Bienenpopulationen und einer ungewöhnlich hohen Sterberate ihrer Honigbienen-Völker. Auch Luxemburg ist, wie viele europäische Länder, besonders stark davon betroffen. In den letzten Jahren sterben mehr und mehr Bienen, ganze Völker sterben aus. Zwischen Herbst 2010 und Frühjahr 2013 ist die Anzahl der Bienenvölker in Luxemburg von 5.580 auf 3.258 gesunken: ein Rückgang von mehr als 40 Prozent. Große Teile der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion sind jedoch auf die Leistung der Bienen und anderer Bestäubungsinsekten angewiesen.

„Honigbienen produzieren nicht einfach nur Honig: Als wichtigste Bestäuberinnen stellen sie den Schlüssel für die Nahrungsmittelproduktion dar. Ein Drittel unserer Lebensmittel – Gemüse, Früchte, Nüsse, Gewürze und Pflanzenöle – ist auf Bestäubungsinsekten angewiesen. Dazu gehören neben der Biene unter anderen auch Hummeln, Wespen, Schmetterlinge und Fliegen,“ erklärt Lea Bonblet, Biologin bei Natur & Ëmwelt. „Bienen bestäuben 71 von den 100 Nahrungspflanzen, die für 90 Prozent der globalen Nahrungsmittelproduktion stehen. In Europa können 87 Prozent der Kulturen nur durch die Bestäubung von Bienen angebaut werden.“

Neben dem Befall mit der aus Asien stammenden Varroamilbe zählen vor allem der Strukturmangel der Landschaft und der Lebensraumverlust, die zu einer unzureichenden quantitativen und vielfältigen Pollenversorgung führen, sowie der Einsatz von Pestiziden zu den Ursachen des Bienensterbens. Das Bienensterben ist somit eine direkte Konsequenz der Intensivierung der heimischen Landwirtschaft.

„Die Regierung muss bei der aktuellen Ausarbeitung des Plan de développement rural 2014-2020 und des Nationalen Aktionsplans Pestizide soweit wie möglich zu einer nachhaltigen und bienenfreundlichen Landwirtschaft in Luxemburg beitragen“, fordert Martina Holbach, Campaignerin bei Greenpeace Luxemburg. „Einige wenige kosmetische Korrekturen in der luxemburgischen Agrarpolitik werden die Bienen jedoch nicht retten. Wir appellieren an die Regierung, endlich den längst überfälligen Paradigmenwechsel hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft in Luxemburg einzuleiten.“

Natur & Ëmwelt und Greenpeace fordern unter anderem ein grundsätzliches Verbot bienenschädlicher Pestizide. Greenpeace hat Bienenkiller-Pestizide identifiziert, die prioritär verboten werden müssen. Diese sind: Imidacloprid, Thiamethoxam, Clothianidin, Fipronil, Chlorpyriphos, Cypermethrin und Deltamethrin. Im Mai 2013 hat die EU-Kommission die drei schlimmsten bienenschädlichen Neonicotinoide in allen 27 Mitgliedstaaten teilweise verboten. Während zwei Jahren dürfen die Stoffe Thiamethoxam des Agrochemiekonzerns Syngenta sowie Imidacloprid und Clothianidin von Bayer bei Sommergetreide, Mais, Raps, Baumwolle, Sonnenblumen und Kürbissen nicht mehr verwendet werden. Teil-Verbote wurden früher bereits in Italien, Frankreich, Deutschland und Slowenien ausgesprochen. Dies hatte keine negativen Auswirkungen auf die Erträge der Bauern, dafür aber positive Effekte auf die Gesundheit der Bienen.

Aber auch Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität auf landwirtschaftlichen Flächen und den Schutz von noch intakten Ökosystemen, einen Aktionsplan zur Rettung der Biene sowie mehr staatliche Mittel zur Erforschung und Förderung der ökologischen Landwirtschaft, sind Forderungen der Umweltorganisationen.

So werden „Natur & Ëmwelt und Greenpeace in den kommenden Wochen auf die dramatische Situation der Bienen in Luxemburg aufmerksam machen. Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern und den Gemeinden wollen wir mit einer Reihe von öffentlichen Aktivitäten den Bienenschutz zu einer nationalen Priorität machen,“ erklärt François Benoy, Koordinator bei Natur & Ëmwelt. „Bereits 13 Gemeinden in Luxemburg beteiligen sich an unserem Angebot. Wir appellieren auch an alle Bienenfreunde hier im Land, unsere Petition zum Schutz der Bienen zu unterstützen. Unsere Forderungen zum Bienenschutz dürfen von der Politik nicht länger ignoriert werden.

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Weitere Informationen:
Öffentliche Veranstaltungen zum Bienenschutz (ausführliche Informationen unter: www.savethebees.lu);
über die Webseite kann die Petition außerdem online unterzeichnet werden.

Samstag, den 12. April von 09 – 16 Uhr
Seminar Artgerechte und wesengemäße Bienenhaltung,
Haus vun der Natur, 5, route de Luxembourg, Kockelscheuer

Samstag, den 26. April, von 11 – 15 Uhr
Rettet die Bienen: Seedbombs- und Infostand in Esch/Alzette
Fußgängerzone, Rue de l’Alzette, Banque BGL, Esch/Alzette

Freitag, den 16. Mai  von 16 – 19 Uhr
Rettet die Bienen: Seedbombs- und Infostand in Luxemburg-Stadt
Place Guillaume II, Luxembourg

Sonntag, den 29. Juni, von 10 – 18 Uhr
Fest vun der Natur, am Haus vun der Natur, 5, route de Luxembourg, Kockelscheuer

Außerdem kann eine Filmvorführung von „More than Honey“ und ein Fachvortrag für Gemeinden angefragt werden.


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