Gilets jaunes
: Eine Weste für alle?

Eine recht positive Deutung der Gilets jaunes liefert Luisa Michael in ihrem Buch „Wir sollten uns vertrauen“. Die in Paris lebende Autorin begreift die Bewegung vor allem als sozialen und politischen Lernprozess.

Ignorieren der bestehenden Organisationsmodelle: Protest der Gilets jaunes im März 2019 in Paris. (Foto: EPA-EFE/JULIEN DE ROSA)

Die Gilets jaunes scheinen wieder da zu sein. Jüngst kam es erneut zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Anhänger*innen jener Protestbewegung, die niemand so recht versteht, die aber auch irgendwann niemand mehr ignorieren konnte. 2018 tauchten sie scheinbar aus dem Nichts auf, die Demonstrant*innen, die nichts miteinander zu verbinden schien als ihr gelbes Kleidungsstück und der Ruf nach dem Rücktritt des französischen Präsidenten Macron. mehr lesen / lire plus

Postkoloniale Theorie: Akademischer Irrläufer?

Die „Subaltern Studies“ sind angetreten, um globale Ausbeutung jenseits eurozentrischer Interpretationsmuster zu kritisieren. Vivek Chibber argumentierte 2013 in einem viel diskutierten Buch, weshalb sie ihren Anspruch nicht einlösen können. Nun ist der Band auf Deutsch erschienen.

Macht alles passend, ist aber auch anpassungsfähig: der Kapitalismus und sein Markt. (Foto: Flickr)

Mode und Trends kommen und gehen. So verhält es sich auch in der Wissenschaft. Seit einigen Jahrzehnten gehören „Postkoloniale Theorien“ in der Akademie zum guten Ton. Zentral bei diesem breiten Spektrum theoretischer Zugänge ist die Kritik am Eurozentrismus, also der ideologischen Beurteilung außereuropäischer Gesellschaften nach europäischen Vorstellungen, sowie an kolonialer Ideologie und ökonomischem Determinismus. mehr lesen / lire plus

Kritik des Populismus: In wessen Namen?

„White Trash“, „sozial Abgehängte“ – mit derlei stigmatisierenden Zuschreibungen wird häufig die Klientel des Populismus benannt. Statt an kulturalistischen Legenden mitzuschreiben, will Philip Manow die sozioökonomische Basis der verschiedenen populistischen Bewegungen auch tatsächlich untersuchen.

Abgehängte oder Wohlstandswahrer? 
Viele Unterstützer*innen 
der AfD finden sich gerade 
auch in Regionen mit 
hohen Beschäftigungszahlen und prosperierender Wirtschaftsleistung (Foto: EPA-EFE/Omer Messinger)

„Wer über den Populismus reden will, aber nicht zugleich auch über den Kapitalismus, landet meist nur bei der Identitätspolitik.“ Ein Satz wie ein Paukenschlag. Formuliert hat ihn der Bremer Politologe Philip Manow – angelehnt an das Diktum des Philosophen Max Horkheimer, wer vom Kapitalismus nicht reden wolle, solle auch vom Faschismus schweigen. mehr lesen / lire plus

Bosnien-Herzegowina
: „Ein wichtiges Ziel für islamistische Rekrutierer“

Heiner Grunert ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung „Geschichte Osteuropas und Südosteuropas“ an der Universität München. Die woxx hat mit ihm über die Rolle von Religion in Bosnien-Herzegowina gesprochen.

Muslimischer Friedhof bei Sarajevo: Obwohl Muslime vor Kriegsbeginn weniger als die Hälfte der Bevölkerung ausmachten, werden rund zwei Drittel der etwa 100.000 Kriegstoten in Bosnien-Herzegowina dieser Glaubensgemeinschaft zugerechnet. (Foto: EPA-EFE/Fehim Demir)

woxx: Sarajevo wird häufig als das Jerusalem Europas bezeichnet. Die drei großen monotheistischen Religionen sind dort zu finden. Wie kam es dazu?


Heiner Grunert: Die religiöse Vielfalt Bosniens geht letztlich auf seine Grenzlage seit der Spätantike zurück. Nach der Teilung des Römischen Reichs im Jahr 395 gehörte die Region politisch wie religiös mal mehr zu Rom, dann wieder eher zu Konstantinopel. mehr lesen / lire plus