Krise der Demokratie: Die Gründe für Trumps Wiederkehr

In einer Neuauflage seines wichtigsten Buches widmet sich der Philosoph und Kommunitarist Michael J. Sandel dem „Unbehagen in der Demokratie“. Dazu greift er weit in die US-amerikanische Geschichte zurück – und verschärft im Vergleich zu früheren Schriften seine Kapitalismuskritik.

Vor allem die Beschäftigten der klassischen Industrien erleben ihm zufolge die Globalisierung als Abstieg, der nichts anderes als Verarmung bedeutet: Der Philosoph Michael J. Sandel auf der Konferenz „Populismus, Nationalismus und die Revolte gegen die Eliten“ im Mai 2019 in Bilbao. (Foto: EPA-EFE/LUIS TEJIDO)

Ein Artikel in der „Washington Post“ hat am 30. November vergangenen Jahres besonderes Aufsehen erregt: „A Trump dictatorship is increasingly inevitable”, schreibt Robert Kagan darin. mehr lesen / lire plus

Ursachen von Flucht und Migration: Black Box Afrika

Der deutsche Soziologe und Aktivist Olaf Bernau erforscht in seinem äußerst informativen und spannenden Buch „Brennpunkt Westafrika“ die Ursachen und Folgen einer Vielfachkrise – und legt das Scheitern der europäischen Politik offen.

Es war ein spektakulärer Doppelschlag: Zuerst forderte der Außenminister von Mali am 19. Juni vergangenen Jahres im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, dass die „Mission Multidimensionelle intégrée des Nations unies pour la stabilisation au Mali“ (Minusma) das westafrikanische Land möglichst schnell verlassen sollte. Seine Regierung war unlängst aus einem Staatsstreich hervorgegangen. Am 26. Juli putschte im benachbarten Niger ein Teil des Militärs. Ähnlich wie in Mali und zuvor in Burkina Faso gingen die Putschisten auf Distanz zum Westen. mehr lesen / lire plus

Die Erfahrung der Heavy Metal Musik: Tanz auf dem existenziellen Riss


Soziologie soll praktisch werden: Hartmut Rosa wendet seine „Resonanztheorie“ über die Basis guten Lebens in einem neuen Buch auf den Heavy Metal an. Ob das eine gelingende Beziehung ist?

Nahezu beliebig kann man in den musiksoziologischen Schriften von Theodor W. Adorno stöbern, um sie gegen „leichte Musik“, zu welcher der 1969 verstorbene Philosoph zweifellos auch Heavy Metal zählen würde, in Anschlag zu bringen. Die soziale Rolle dieses Musikstils „wird man umreißen dürfen als die von Schemata der Identifikation“, würde er also wohl nicht nur über Schlager, sondern auch über Metal schreiben. Dessen Hörer*innen fühlten ihre „Isolierung gemildert, sich eingegliedert in die Gemeinde der Fans“. mehr lesen / lire plus

Krise des Konservativismus: Rechts der Mitte

Der Wahlerfolg der CSV scheint einem internationalen Trend zu widersprechen, der als Krise der Konservativen bezeichnet werden kann. Das neue Buch „Mitte/Rechts“ des Politikwissenschaftlers Thomas Biebricher widmet sich dieser Krise: Er zeigt zudem wie Parteien rechts der gemäßigten Konservativen davon profitieren und weist auf Fallstricke hin, in die sich auch Luxemburgs Christkonservative verheddern können.

Etwa ein Jahr ist es her, dass 
Giorgia Meloni mit ihrer Partei „Fratelli d’Italia“ (FI) die italienischen Parlamentswahlen gewann. Knapp einen Monat später wurde sie zur Ministerpräsidentin ernannt. Seither regieren die sogenannten Postfaschisten zusammen mit der rechtspopulistischen „Lega“ und der Berlusconi-Partei „Forza Italia“ das Land (siehe den Artikel „Gesellschaft als Beute“). mehr lesen / lire plus

Benno Gammerl: Queer: eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute

Queer sein in Deutschland: Was hieß das früher? Und was bedeutet es heute? Benno Gammerl beantwortet diese Fragen in seinem Sachbuch „Queer: eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute“.

Benno Gammerl schreibt mit seinem Sachbuch „Queer: eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute“ ein Stück queere Geschichte. (Copyright: Hanser Verlag)

Auf dem Youtube-Kanal des Hanser Verlags fasst der Historiker und Autor Benno Gammerl sein Sachbuch „Queer: eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute“ (2023) in wenigen Worten zusammen: „Von der Diskussion bis zur Disko sozusagen.“ Das kommt auch bei den Leser*innen an, denn Gammerl beschränkt sich bei seiner Recherche nicht auf historische Epochen, sondern streut an mehreren Stellen popkulturelle Entwicklungen ein. mehr lesen / lire plus

Teresa Reichl: Muss ich das gelesen haben?

Pflichtlektüre in der Schule muss diverser werden, aber wie? Die Germanistin Teresa Reichl zeigt in „Muss ich das gelesen haben?“ humorvoll Alternativen auf.

Teresa Reichl knüpft sich in ihrem unterhaltsamen Sachbuch „Muss ich das gelesen haben?“ die Pflichtlektüre an Schulen vor. (Copyright: Haymon Verlag)

2019 löste die feministische Jugendgruppe „Voix de jeunes femmes“ (VJF) mit einem offenen Brief an das Bildungsministerium eine Polemik in Luxemburg aus: Darin forderte sie unter anderem die Überarbeitung des festgelegten Leseprogramms für die Abschlussklassen des „enseignement secondaire“ mit dem Ziel, ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis zu erreichen. Einzelpersonen warfen der Gruppe daraufhin öffentlich Zensur und Fanatismus vor. Teresa Reichl, Germanistin, Autorin und Kabarettistin, nimmt Kritiker*innen wie diesen gleich im Vorwort ihres Sachbuchs „Muss ich das gelesen haben? mehr lesen / lire plus

Zur politischen Lage in Brasilien: Absurdität und Hoffnung

Brasiliens Präsident Lula da Silva steht vor der Herkulesaufgabe, die Spaltung der brasilianischen Gesellschaft, die sein Vorgänger Jair Bolsonaro vertieft hat, zu kitten. Zwei politische Biografien zeigen, wie unterschiedlich die beiden Politiker waren und sind.

Die Bilder ähneln sich. Die Erstürmung des brasilianischen Kongressgebäudes, des Präsidentenpalastes und des Sitzes des Obersten Gerichtshofes in Brasilia durch mehrere Tausend Anhänger*innen des abgewählten Präsidenten Jair Bolsonaro am 8. Januar (siehe „Bolsonaros klägliches Spiel“ in woxx 1719) erinnert an den Angriff auf das Washingtoner Capitol durch Gefolgsleute von Donald Trump zwei Jahre zuvor. Beide Fälle zeigen, wie ernst es um die Demokratie sowohl in Brasilien als auch in den USA zurzeit bestellt ist. mehr lesen / lire plus

Buch über den deutschen Arbeitsbegriff: Zum Wohl der Gemeinschaft

Die deutsche Auffassung davon, was Arbeit gesellschaftlich bedeutet, ist eng mit dem Antisemitismus und dem Aufstieg des Nationalsozialismus verbunden. Der Sozialphilosoph Nikolas Lelle hat nun eine Studie zur Wirkungsgeschichte des Begriffs vorgelegt, die bis in die Gegenwart reicht.

Arbeit als Dienst an der Volksgemeinschaft: Die Ideologisierung der Arbeit umfasste auch die Inszenierung und Zuweisung der Geschlechterrollen, wie hier auf dem Titelblatt der nationalsozialistischen Zeitschrift „NS-Frauenwarte“. (Bild: Internet)

Die Vorstellung, dass Deutsche besonders gut, hart, effizient, präzise, tüchtig und fleißig arbeiten – ihre Beziehung zur Arbeit gilt als einzigartig – hat eine lange Tradition und hält sich bis heute. Besonders wirkmächtig war dieser Topos zur Zeit des Nationalsozialismus. mehr lesen / lire plus

Extrême droite : Le grand enfumage du grand remplacement

Dans « Le grand enfumage », publié en 2022, le démographe et historien français Hervé Le Bras analyse les scores électoraux et le discours de l’extrême droite dans sept pays européens. Il en tire deux enseignements principaux : l’extrême droite réalise ses scores les plus élevés dans les régions où habitent de faibles proportions d’immigré-es ; ces partis ont en commun une vision identitaire fondée sur le rejet de l’islam.

Marine Le Pen en meeting lors de la campagne présidentielle de 2017. Le rejet des immigré-es et des musulman-es est consubstantiel à la création du FN, devenu RN en 2018. (Photo : Gregory Roose/Pixabay)

Les apparences sont trompeuses : à regarder de loin la carte des résultats électoraux du Rassemblement national (RN) lors de la présidentielle française de 2022, la formation de la dynastie Le Pen semble réaliser ses scores les plus enviables dans le nord et l’est de la France. mehr lesen / lire plus

Léonora Miano: Sisterhood

Die kamerunische Autorin Léonora Miano schreibt in „Sisterhood“ gegen eine eurozentristische Sicht auf Feminismus an, wobei ihr Umgang mit Queerness fragwürdig ist.

Die Autorin Léonora Miano schreibt in „Sisterhood“ kritisch über ikonische afrikanische Frauenfiguren und die Bezüge zu westlichen Feminismen sowie zum Kolonialismus. (Copyright: JF Paga)

Léonora Miano fordert im Untertitel ihres Buches „Sisterhood“, 2022 in deutscher Übersetzung von Claudia Steinitz und Uta Rüenauver im Aufbau Verlag erschienen, einen „anderen Dialog zwischen den Frauen der Welt“. Éditions Grasset & Fasquelle publizierte die französische Originalausgabe 2021 unter dem Titel „Lʼautre langue des femmes“. Doch wie soll diese alternative Sprache klingen? Wer darauf eine einfache Antwort erwartet, sollte das Buch gar nicht erst in die Hand nehmen, denn Miano übt scharfe Kritik an westlichen Feminist*innen, aber auch an Frauenfiguren, die in subsaharischen Kulturkreisen glorifiziert werden. mehr lesen / lire plus

Südamerika und der Fußball: Den Himmel berühren

Der unkritische Kult um den jüngst verstorbenen Ausnahmefußballer Pelé und die Fußball-WM haben gezeigt, welche Bedeutung der Fußball in Ländern wie Argentinien und Brasilien hat. Die Begeisterung speist sich nicht zuletzt aus zahlreichen Mythen, wie der französische Autor Olivier Guez in seinem nun erschienenen Buch „Lob des Dribbelns“ beschreibt.

Sein Körper, nicht jedoch seine Symbolkraft wird hier zu Grabe getragen: Prozession mit dem auf einem Feuerwehrauto aufgebarten Leichnam von Pelé am 3. Januar in der brasilianischen Hafenstadt Santos. (Foto: EPA-EFE/Antonio Lacerda)

Der König ist tot. Sein einbalsamierter Leichnam liegt aufgebahrt auf dem Spielfeld unter einem Zeltdach im Stadion seines ehemaligen Vereins FC Santos. mehr lesen / lire plus

Imperialismus: Jenseits territorialer Herrschaft

Vor 20 Jahren hat die Politikwissenschaftlerin Ellen Meiksins Wood eine Studie des Imperialismus vorgelegt, die bei der Analyse aktueller globaler Entwicklungen hilfreich ist. Sie kommt zu dem Schluss: Die Herrschaft des Kapitals kann auf die Existenz von Staaten und ihre Militärmacht nicht verzichten – und bleibt nicht nur krisenhaft, sondern störungsanfällig. Das zeigt auch Russlands Krieg gegen die Ukraine.

Hat versucht, den Imperialismus auf der Höhe des global durchgesetzten Kapitalismus zu verstehen: Die an Marx‘ Kritik der politischen Ökonomie orientierte Politikwissenschaftlerin Ellen Meiksins Wood. (Foto: Wikimedia Commons)

Seit dem großangelegten Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine ist wieder viel vom Imperialismus und imperialen Absichten die Rede. mehr lesen / lire plus

Buch über Russland und die Ukraine: Der Weg in den Krieg

Die Berliner Osteuropa- und Autoritarismusforscherin Gwendolyn Sasse hat eine gelungene Übersicht über den russischen Krieg gegen die Ukraine und dessen Hintergründe vorgelegt.

Zerschossenes Wohnhaus am 12. Dezember im ukrainischen Mariupol: Laut der Osteuropawissenschaftlerin Gwendolyn Sasse geht es Russland weniger um einen Landgewinn in der Ukraine als um deren Zerstörung als unabhängige Nation. (Foto: EPA-EFE/Sergei Ilnitsky)

Zehn Monate nach Beginn der russischen Invasion der Ukraine wächst die Zahl der Bücher, die über die Ursachen des Krieges aufklären wollen, deutlich an. Ein Buch aus der auf mittlerweile über sechshundert Bände angewachsenen Erklär- und Einführungsreihe „C.H. Beck Wissen“ sticht da unter all den meinungsstarken, umfassende Analyse versprechenden Titeln eher nicht hervor. mehr lesen / lire plus

Gesellschaft & Coronapandemie (2): Negative Befreiung vom Realitätsprinzip

Wie hängen Kapitalismus, die Entstehung moderner Epidemien und irrationaler Widerstand gegen staatliche Impfkampagnen zusammen? In seinem neuen Buch „Krankheit als Kränkung“ liefert der Autor Uli Krug einen überzeugenden Erklärungsversuch.

Freiheit, jedenfalls: Protest gegen die staatlichen Maßnahmen zur Coronabekämpfung im September 2021 in den Niederlanden. (Foto: EPA-EFE/Jeroen Jumelet)

Als der österreichische Sozialdemokrat Victor Adler sich im Sommer 1892 die schrecklichen Folgen der Choleraepidemie in Hamburg vor Augen führte, stand für ihn völlig außer Frage, dass die Gesundheitskrise nur mit staatlicher Hilfe zu bewältigen sei. Allein dem Staat stehe die Macht zur Verfügung, „die Widerstände, welche städtischer Krämergeiz und kurzsichtige Kirchthurmpolitik bereiten, zu beseitigen“. mehr lesen / lire plus

Gesellschaft & Coronapandemie (1): Solidarität statt Eigenverantwortung

Die Haltung, die sich angesichts der Coronapandemie durchgesetzt hat, sagt viel über den vorherrschenden Begriff von Gesellschaft aus, der jenseits von Altruismus und Individualismus auch in Luxemburg kein Verhältnis zu dem Virus entwickeln kann. In ihrem Buch „Politische Körper“ ergründet die deutsche Autorin und Philosophin Jule Govrin, warum es so schwerfällt, gesellschaftliche Verantwortung umzusetzen.

Als das Coronavirus sich im März 2020 global ausbreitete, sah es zunächst so aus, als wäre das Besondere daran die Art und Weise, wie es alle Menschen gleichermaßen traf. Plötzlich wurde vielen ihre Verletzlichkeit bewusst, die sie lange erfolgreich verdrängt hatten. Zu beschäftigt war man damit, sich selbst zu optimieren. mehr lesen / lire plus

Philosophinnen des zwanzigsten Jahrhunderts: Wider den falschen Trost

Von Frauen wird erwartet, dass sie die harte Realität mit Trost abfedern und Leid durch Mitgefühl erträglich machen. Wenn sie gesellschaftliche Veränderung unterstützen können, dann angeblich durch ihre besondere Fähigkeit, sich in andere einzufühlen. In ihrem neuen Buch widmet sich die Literaturwissenschaftlerin Deborah Nelson sechs Philosophinnen und Zeitdiagnostikerinnen des vorigen Jahrhunderts, die sich diesem Anspruch verwehrten.

Kritik erlaubt weder Trost noch falsche Versöhnung: Die Philosophin Hannah Arendt auf dem ersten Kulturkritikerkongress 1958 in München. (Foto: Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie, Archiv Barbara Niggl Radloff/CC-BY-SA-4.0)

„Toughe Ladies“ wollte Deborah Nelson ihr Buchprojekt anfangs nennen. Am Ende entschied sie sich gegen diesen Titel, der eher an Frauen wie die Schauspielerin Mae West denken ließ, als an Intellektuelle wie Joan Didion oder Simone Weil, um die es eigentlich gehen sollte. mehr lesen / lire plus

Psychiatriegeschichte: Zersplitterte Seelen

In „Hidden Valley Road“ erzählt der amerikanische Autor Robert Kolker die wahre Geschichte der Familie Galvin, von deren zwölf Kindern im Laufe ihres Lebens sechs an Schizophrenie erkrankt sind. Zugleich gelingt ihm auch eine Bestandsaufnahme der psychiatrischen Forschung im zwanzigsten Jahrhundert.

Als Margaret, genannt Mimi, ihren zukünftigen Mann Don trifft, sind die beiden beinahe noch Kinder, 13 und 14 Jahre alt. Don ist der erste Junge, der sie um ein Date bittet. Margaret, das Mädchen aus reichem Haus, geboren in Texas und aufgewachsen in New York, träumt von der Oper und dem Ballett. Ihr gefällt die Ernsthaftigkeit und der Ehrgeiz des gut aussehenden Mannes, der aus einfachen Verhältnissen stammt, und einen Nachmittag bei den Dodgers einem Abend in der Met vorzieht. mehr lesen / lire plus

Buch über Migration: Panoptikum der Heimatlosen

In seinem preisgekrönten Buch „Flucht“ entwirft der Historiker Andreas Kossert die Menschheitsgeschichte aus der Perspektive von Flucht und Migration. Bisweilen verliert er dabei ein wenig die Übersicht.

Sein neues Buch „Flucht – eine Menschheitsgeschichte“ könnte als Schlüssel zu mehr Verständnis für Flüchtlinge und Migranten dienen: der Historiker Andreas Kossert. (Foto: © Tobias Hein)

Immer mehr Flüchtlinge versuchen, den Ärmelkanal von Frankreich nach Großbritannien zu überqueren. Dutzende ließen dabei bereits ihr Leben. Ende November ertranken 27 Menschen, als ihr Schlauchboot bei dem Versuch, die dreißig Kilometer lange Strecke zwischen Calais und Dover zu überwinden, mit Wasser vollgelaufen war. Zwischen den Regierungen in Paris und London sorgt die Situation für Streit. mehr lesen / lire plus

Pionierin der Frauenbewegung: Emanzipation, nicht Integration

Annemarie Tröger war eine Wegbereiterin der Frauen- und Geschlechterforschung und blieb doch auf Distanz zur Akademisierung der Frauenbewegung. Nun ruft ein Band mit teils unveröffentlichten Texten die feministische Intellektuelle und ihre Kritik ins Gedächtnis.

Annemaire Tröger (1939-2013) war eine Pionierin der Frauen- und Geschlechterforschung, dennoch fehlt ihr Name in den einschlägigen Publikationen zur Geschichte der Neuen Frauenbewegung. Das hat Gründe. Der von der Gendertheorie geprägte akademische Feminismus wahrt Distanz zur frühen Frauenforschung, da das in ihr angerufene Subjekt ­Unbehagen bereitet.

Tröger, die Soziologie und Psychologie studiert hatte, betrachtete ihrerseits die universitäre Disziplinierung der autonomen Frauenbewegung kritisch und engagierte sich zeitlebens für die Schaffung außerakademischer Einrichtungen, wie des Berliner Frauenforschungs-, -bildungs- und -informationszentrums (FFBIZ). mehr lesen / lire plus

Immer den Pride Flags nach!

Der Autor und Journalist Mark Gevisser hat mit seinem neuen Buch „Die pinke Linie“ ein Referenzwerk für LGBTQ+ Geschichte geschrieben. Auf Reisen durch über zwanzig Länder dokumentiert er politische Entwicklungen und porträtiert queere Menschen.

Copyright: Suhrkamp Verlag

Ich verdanke Mark Gevisser meine erste Weltreise – und die führte an zahlreichen Pride-Flaggen entlang. In seinem Buch „Die pinke Linie. Weltweite Kämpfe um sexuelle Selbstbestimmung und Geschlechtsidentität”, 2021 in der deutschen Übersetzung im Suhrkamp Verlag erschienen, nimmt er seine Leser*innen mit in afrikanische und indische Dorfgemeinschaften, sowie an Colleges in den USA oder nach Russland, um LGBTQ+ Menschen aus aller Welt zu treffen. mehr lesen / lire plus