Bearbeitungsgebühren an der Uni: Chance auf Studienplatz gegen Geld

Wer sich für ein Studium an der Universität Luxemburg bewerben will, muss ab Februar Bearbeitungsgebühren zahlen. Sorgt das für ungleiche Einstiegschancen? Das Ministerium für Hochschule und Forschung sowie die Universität bezogen der woxx gegenüber Stellung – sie winken ab.

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Ab Februar 2022 müssen Menschen, die sich auf ein Studium an der Universität Luxemburg bewerben wollen, Geld ausgeben: Es fallen Bearbeitungsgebühren in Höhe von 50 Euro pro Dossier an. Anwärter*innen auf ein Doktorat oder auf Weiterbildungen sowie Gasthörer*innen, Studierende von Partneruniversitäten und Erasmus-Student*innen bleiben von der Regelung verschont. Die Einführung wurde mit Vertreter*innen der Association des Cercles d’étudiants luxembourgeois und der Union nationale des étudiants du Luxembourg abgesprochen.

Die Universität will mit der Bearbeitungsgebühr einem Phänomen entgegenwirken, das die zuständigen Dienststellen seit Jahren belastet: Eine hohe Anzahl an Bewerbungsdossiers ist von vornherein unzulässig, sprich es fehlt den Kandidat*innen an den notwendigen Schulabschlüssen oder Sprachkenntnissen für das ausgewählte Studienfach. 2021 erhielt die Universität um die 15.000 Bewerbungen – die Hälfte war unvollständig.

Dass das auf intransparente Zulassungskriterien oder schlechte Kommunikation seitens der Universität zurückzuführen sein könnte, schließt das Ministerium für Hochschulwesen und Forschung auf Nachfrage der woxx nicht aus. „[E]s gibt sicherlich immer noch Möglichkeiten, das eine oder andere besser zu machen“, schreibt Tom Wenandy, Ansprechpartner für die Presse. „Sollte sich herausstellen, dass es in den genannten Fällen zu ‚Kommunikations- und Verständnisproblemen‘ gekommen sein sollte oder immer noch kommt, wird die Universität sicherlich die nötigen Anpassungen vornehmen.“ Er verweist anschließend auf die Autonomie der Universität, was Finanzen und Organisation angeht.

Ohne Moos nix los …

Die Universität selbst verteidigt ihre Entscheidung diese Woche gegenüber der woxx: „Cette introduction ne pose pas le risque de démotiver des étudiants potentiels si une personne est éligible. Elle vise à encourager les candidats à vérifier leur éligibilité et à calibrer leurs candidatures.“ Sowohl Wenandy als auch die Vertreter*innen der Universität betonen, dass die Gebühren mit 50 Euro pro Dossier gering seien, besonders im Vergleich zum Ausland. Außerdem würden sie bei einer Zusage und anschließender Einschreibung von den Semesterbeiträgen abgezogen, somit also auf gewisse Weise rückerstattet. Das gilt allerdings nur für diejenigen, die sich am Ende für alle Fächer einschreiben, zu denen sie zugelassen wurden. Jede Person kann sich maximal für drei Fächer bewerben. Wer das tut, überall angenommen wird und sich am Ende nur für ein Fach immatrikuliert, verliert demnach 100 Euro.

Weder die Universität noch das Ministerium für Hochschulwesen und Forschung will sich den Schuh anziehen, dass durch die Bearbeitungsgebühren Menschen benachteiligt werden, die finanziell schwach aufgestellt sind. „Il est improbable que les frais de dossiers empêchent ou découragent des personnes à étudier à l’Université. Le candidat admis devra payer les frais d’inscription et être en mesure de financer ses études“, heißt es dazu vonseiten der Universität. „Des aides financières publiques et privées sont disponibles, mais une certaine base financière est toutefois nécessaire pour étudier et vivre au Luxembourg.“ Kandidat*innen entgegenzukommen, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken, scheint nicht geplant zu sein.

Wer keine 50 Euro übrig hat, kann den Traum vom Studium an der Universität Luxemburg ab Februar knicken.


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