Behinderung bleibt größtes Diskriminierungsmotiv

Das Centre pour l’égalité de traitement legt Zahlen auf den Tisch: 2020 nahmen die gemeldeten Fälle von Diskriminierung allgemein zu. Vor allem Menschen mit Behinderung sind betroffen.

Übergabe des Jahresberichts des CET. (v.l.n.r.: Nathalie Morgenthaler, Direktorin des CET ; Corinne Cahen, Ministerin für Familie und Integration ; Patrick Hurst, Präsident des CET, Coypright: MFAMIGR)

Das Centre pour l’égalité de traitement (CET) zog heute Bilanz: 2020 eröffnete das Zentrum 203 Dossiers. Damit steigt die Zahl der gemeldeten Vorfälle im Vergleich zum Vorjahr – 2019 wurde das CET 155 aktiv. 2020 gilt somit als Rekordjahr seit der Entstehung des Zentrums im Jahr 2006.

Das meistgenannte Diskriminierungsmotiv bleibt unverändert: In 49 Fällen, die dem CET 2020 gemeldet wurden, waren die Betroffenen Menschen mit Behinderung. Auch 2019 führte die Diskriminierung aufgrund einer Behinderung die Liste der Motive an. 2020 ging es darüber hinaus in 44 Dossiers um Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit, in 39 um geschlechtsspezifische Diskriminierung, in zwölf um die sexuelle Orientierung, in acht um Religion und in sechs ums Alter.

Das Zentrum verzeichnet außerdem 14 Fälle von Mehrfachdiskriminierung und 31 Dossiers zu anderen, nicht näher erläuterten Arten der Diskriminierung. Das CET hält zusätzlich fest, dass letztes Jahr 45 Stellenanzeigen in Tageszeitungen dem Gleichbehandlungsgesetz widersprachen. Diese Zahl sei seit Jahren rückläufig.

47 Prozent der Fälle wurden von Männern, 38 Prozent von Frauen und die restlichen Beschwerden von Organisationen oder auf Eigeninitiative des CET eingereicht. „Hierbei ist anzumerken, dass jeweils das Geschlecht der Person erfasst wird die das Zentrum kontaktiert, dies sagt allerdings nichts über die tatsächlich diskriminierte Person aus“, betont das CET in seinem Schreiben zum Jahresbericht. Der Großteil der Fälle wurde von Personen von über 51 Jahren gemeldet. 39 Prozent waren Luxemburger*innen, 56 Prozent EU-Bürger*innen.

Das Zentrum dokumentierte letztes Jahr in seinem Diskriminierungsbarometer, dass 103.900 Einwohner*innen Luxemburgs (über 16 Jahre alt) zwischen 2017 und 2020 mindestens eine Form von Diskriminierung erlitten haben. 79 Prozent der Opfer gaben an dauerhaft unter der Erfahrung zu leiden. Nur 10 Prozent haben Anzeige erstattet. 39 Prozent der Opfer, die nichts gegen die erfahrene Diskriminierung unternahmen, sahen von einer Anzeige oder einer Beschwerde ab, weil sie nicht an Hilfestellung glaubten.

Letztes Jahr kam es in 104 Fällen zur Schlichtung und 42 Dossiers sind noch in Bearbeitung. 34 Personen haben ihre Beschwerde inzwischen zurückgezogen, in 22 Fällen konnte keine Diskriminierung nachgewiesen werden. Nur bei einem Dossier griff der CET aus rechtlichen Gründen nicht ein: Der betreffende Fall wurde bereits vor Gericht verhandelt.

Insgesamt beobachtet das CET nach Eigenaussage letztes Jahr ein größeres Bewusstsein für Diskriminierungsformen und eine geringere Toleranzgrenze gegenüber diskriminierendem Verhalten. Ein Phänomen, das sich zuletzt auch im Falle eines Casting-Aufrufs zur zweiten Staffel der Serie „Capitani” von Samsa Production manifestierte: Mehrere Organisationen schlugen wegen fragwürdigen Rollenbeschreibungen („fünf afrikanische Männer zwischen 16 und 35 Jahren, um Drogendealer darzustellen“) Alarm und erfuhren Zuspruch aus der Zivilgesellschaft. Samsa Production setzte sich am Ende mit Vertreter*innen der Organisation Finkapé, Organisation die sich für die Rechte von Menschen afrikanischer Herkunft einsetzt, für ein klärendes Gespräch zusammen.


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