Luxemburgs Finanzplatz gibt sich gerne grün und nachhaltig. Ein offener Brief fordert jetzt, aus dem Image auch Realität zu machen.

Die Unterzeichner*innen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft fordern einen tatsächlich nachhaltigen Finanzplatz. (Grafik: Greenpeace)
Am Dienstag, dem 22. März veröffentlichte die Umweltschutzorganisation Greenpeace mit Vertreter*innen aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft einen offenen Brief an die Luxemburger Regierung und das Parlament. Gefordert wird ein Ende von klimaschädlichen Investitionen und Greenwashing am Finanzplatz. Die Unterzeichner*innen fordern Gesetze, die die Fondsindustrie dazu zwingen, ihre Anlagen in fossile Energieunternehmen stetig zu verringern. Außerdem sollen transparente und nachvollziehbare Kriterien für nachhaltige Finanzprodukte festgelegt werden, damit Anleger*innen die sozialen und ökologischen Auswirkungen ihrer Investitionen abschätzen können.
Wichtige Rolle Luxemburgs bei fossiler Finanz
Diese Aufgabe sollte eigentlich der EU-Taxonomie für nachhaltige Finanzen zuteilwerden. Geht es nach dem Willen der Kommission, erhalten aber nun auch Investitionen in Kernkraft und fossiles Gas ein „grünes“ Label. Die Luxemburger Regierung hat zwar angekündigt, gegen diese Regel vor Gericht zu ziehen – eigene Transparenzgesetze oder gar ein luxemburgisches Label sind jedoch nicht vorgesehen. Der offene Brief fordert „vollständige Transparenz“. Der „Luxembourg Sustainable Finance Strategy“ (mehr dazu unter woxx.eu/lsfi) mangele es an ambitiösen Zielen und Maßnahmen, um globale Herausforderungen wie die Klima- und Biodiversitätskrise zu meistern.
Die Unterzeichner*innen des offenen Briefes unterstreichen die wichtige Rolle, die Luxemburg in der Finanzwelt einnimmt: Nach den USA ist die hiesige Fondsindustrie die zweitgrößte weltweit. Luxemburgische Investmentfonds verwalten Vermögen im Wert von mehr als fünf Billionen Euro – und trotz vieler „Green Finance“-Versprechen wird der Löwenanteil davon immer noch nicht in nachhaltige Projekte investiert. Laut einer Greenpeace-Studie verursachten die 100 größten Investmentfonds viermal so viele Treibhausgasemissionen wie Luxemburg als Land. Auch eine Untersuchung, bei der die NGO vermeintlich nachhaltige Fonds unter die Lupe nahm, zeigte wenig Erfreuliches: Diese investierten kaum mehr Gelder in nachhaltige Unternehmen als konventionelle Fonds.
„Luxemburg mit seinem weltweit wichtigen Finanzplatz kann also einen kolossalen Einfluss auf Klima- und Biodiversitätsschutz, Energiesicherheit und eine nachhaltige Entwicklung im Allgemeinen haben“, schrieb Greenpeace in ihrer Pressemitteilung zum offenen Brief. „Auch mit Hinblick auf den weltweiten Frieden trägt Luxemburg und sein Finanzplatz eine große Verantwortung“, heißt es weiter – immerhin wird die russische Kriegskasse vor allem durch den Verkauf von Erdöl und Gas gespeist.
Neben Greenpeace zählen die Klimaaktivist*innen von Youth for Climate zu den Erstunterzeichner*innen des offenen Briefes. Daneben sind aber auch Akteure des Finanzplatzes und der Biowirtschaft, sowie der Präsident der Menschenrechtskommission, Gilbert Pregno, auf der Liste zu finden. Wer sich ihnen anschließen will, kann den offenen Brief unter greenpeace.lu unterschreiben.