Immer wieder läuft Enteisungsmittel des Flughafens Findel in umliegende Gewässer. Die Flusspartnerschaft Syr übt deswegen heftige Kritik an der Regierung.
„Der Flughafen kann beim Gewässerschutz nicht Schritt halten“, lautet die Feststellung der Flusspartnerschaft Syr, die am 17. Mai in einer Pressemitteilung ihrem Ärger Luft machte. Durch das rasante Wachstum des Findels in den letzten Jahren würden vor allem in den Wintermonaten Probleme mit Enteisungsmitteln auftreten. Trotz vieler Bautätigkeiten sei noch keine Abhilfe verschafft worden.
In der Mischung, mit der in den Wintermonaten Flugzeuge enteist werden, bevor sie starten können, ist Glykol enthalten, das die Gewässerbiologie erheblich stören kann, wenn es in Flüsse oder Bäche läuft. In diesem Kontext erinnert die Flusspartnerschaft Syr daran, dass im März 2021 der Birelerbaach mit derselben Substanz verschmutzt wurde. Die glykolhaltigen Substanzen würden sich nach einiger Zeit zwar abbauen, der angerichtete Schaden sei dennoch enorm, so die Flusspartnerschaft.
Außerdem sei die Kläranlage Übersyren in mehrmals in vergangenen Wintern gekippt, weil zu viel Enteisungsmittel zugeleitet worden sei. Das heißt, dass nicht nur die Abwässer des Flughafens für eine Zeit ungeklärt in die Syr floßen, sondern auch jene der fünf an die Kläranlage angeschlossenen Gemeinden. Die Kläranlage sei völlig unterdimensioniert für die Abwassermengen, die der Flughafen mittlerweile produziert: Statt der vorgesehenen 9.000 Einwohnergleichwerte (EWG) seien an einigen Tagen 300.000 EWG eingeleitet worden.
An der Situation wird sich vermutlich so schnell nichts ändern: „Es ist davon auszugehen, dass bis zur Fertigstellung der neuen Rückhaltebecken und der neuen Kläranlage in Übersyren noch viele Male die alten Becken überlaufen werden“, so die Flusspartnerschaft in ihrer Stellungnahme. „Wer zahlt eigentlich für die Schäden?“, fragt sie weiter. Eine rhetorische Frage, denn aktuell zahlt die Allgemeinheit und nicht etwa der Flughafenbetreiber oder die Fluggesellschaften, deren Flugzeuge enteist werden.
Bis eine neue Kläranlage und ein neues Rückhaltebecken gebaut seien, müsse man damit rechnen, dass die Syr jedes Jahr verschmutzt werde. Entgegen anderslautender Behauptungen der Regierung könne sich Luxemburg nicht bis 2027 Zeit lassen, um seinen Verpflichtungen gegenüber der EU nachzukommen. Die Deadline war eigentlich am 22. Dezember 2015 – die Verlängerung gilt lediglich für besonders problematische Gewässer.
„Der Flughafenbetreiber muss dringend Zwischenlösungen finden, damit kein Glykol mehr unkontrolliert in den Birelerbaach und in Richtung Kläranlage läuft.“, fordert die Flusspartnerschaft Syr abschließend. Die Partnerschaft wird von der Umwelt-NGO Natur & Ëmwelt koordiniert.