Ein noch auf Papier erscheinendes Magazin ist wahrscheinlich besonders geeignet, die negativen Seiten der Digitalisierung zu beleuchten – ohne dabei nur Angst und Schrecken zu verbreiten.
Wer nach einer Bestätigung für die eigene Angst vor oder Wut über Informationstechnologien sucht, wird mit dieser Forum-Ausgabe gut bedient. Der Titel „Digitalisierungswahn“ macht klar, dass es um die Schattenseiten der technologischen Veränderungen geht, und das grafisch gelungene Cover von Deborah Velazquez greift auf das klassische Mensch-Maschine-Motiv zurück.
Im Dossier finden sich dennoch mehrere eher sachliche Darstellungen zur Geschichte der Digitalisierung in Luxemburg (Joël Adami), der Ökobilanz der „Cloud“ (Nicolas Hentgen) und zu Algorithmen (Jim Barthel) – letzterer allerdings leider nicht spezifisch zur „Künstlichen Intelligenz“. Dem in der Einleitung von Henning Marmulla formulierten Anspruch, das Thema „kritisch und differenziert“ zu behandeln, wird am ehesten der Artikel „The Jungle of the Virtual, the Desert of the Real“ (Anne Simon) gerecht, der sich mit den Potenzialen und Gefahren der Online-Kunst befasst. Auch der Beitrag über Datenschutz und Grundrechte (Stefan Braum) behandelt mit viel Tiefgang ein klassisches Thema.
Richtige Schreckensszenarien liefern dann ein Artikel zur Infokalypse (Ines Kurschat), drei Buchtipps und vor allem die alarmierende Darlegung „Digitalisierungswelle – wer ist Ross, wer Reiter?“ (Petra Stober). Wem die These „Der Mensch ist der Technik Untertan“ zu pauschal ist, kann weiterblättern zum letzten Dossierbeitrag (Christine Mandy), der die Dämonisierung des Digitalen mit guten Argumenten in Frage stellt. Synthetische Artikel oder solche, die zwischen Digitalisierung, Informationstechnologie und Dritter Industrieller Revolution differenzieren und die Vielschichtigkeit des Themas vermitteln, sucht man leider vergeblich.
Neben den Dossierbeiträgen findet sich im Forum Nummer 415 unter anderem eine Klarstellung von Michel Pauly über Geschichtsforschung an der Uni Luxemburg, eine verheerende Kritik der DP-Regierungspolitik von Victor Weitzel und ein Interview mit dem Ombudsmann für Kinder und Jugendliche Charel Schmit über die besorgniserregenden Auswirkungen der Pandemie.