Klimapolitik: An die Kinder denken

„Denkt an die Kinder“ ist meistens ein schlechtes Argument, das von der eigentlichen Diskussion ablenkt. Bei der Klimapolitik geht es jedoch genau um das: Die Zukunft junger Menschen.

Seit Jahren kämpfen Jugendliche für eine lebenswerte Zukunft. Die Politik ignoriert das geflissentlich. (Foto: pxfuel.com)

Der vergangene Sommer hat einmal mehr gezeigt, wie unwirtlich die Zukunft in der Klimakrise wird. Hitzewellen, Waldbrände, Stürme und Flutkatastrophen quer durch Europa sollten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies erst der Prolog war: Es wird schlimmer werden und wenn wir weiterhin so apathisch gegenüber der Thematik sind, wird ein Großteil der Erde für Menschen unbewohnbar. Die Parameter, die wir im Kopf behalten müssen: Eine Welt mit 1,5 Grad Erwärmung ist schlimm, eine mit 2 Grad vielleicht so gerade noch erträglich. Alles darüber bedroht sämtliche Lebensgrundlagen der Menschheit.

Die Klimakrise wird vor allem jene treffen, die heute noch jung sind. So hat der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes am 22. August einen Bericht vorgelegt, in dem zum ersten Mal detailliert dargelegt wird, weshalb sich aus den Kinderrechten auch ein Recht auf eine gesunde, saubere und nachhaltige Umwelt ergibt. Der Kinderrechtsausschuss betont darin besonders, dass die Mitgliedsstaaten der UN-Kinderrechtskonvention die Pflicht haben, sich gegen die Klimakrise einzusetzen. An der Erstellung des Berichts haben übrigens auch 13 Kinder mitgewirkt, die als Kinderrechts- bzw. Klimaaktivist*innen aktiv sind. Eigentlich bestätigt der Bericht nur jene Botschaft, die Jugendliche seit Jahren auf die Straße tragen: Wenn nicht bald mit gewaltigen Anstrengungen gegen die Klimakrise durchgegriffen wird, verbauen wir die Zukunft der Kinder.

In Luxemburg ist diese Erkenntnis wohl noch nicht angekommen – oder sie wird ignoriert. Von jenen Parteien, die bereits ein Wahlprogramm veröffentlicht haben, gibt es nur bei Déi Lénk eine Aussage zu ambitionierter Klimapolitik. Alle anderen ruhen sich auf ihren vermeintlichen Lorbeeren aus oder begnügen sich mit politischem Greenwashing: Sie machen Aussagen zur Klimapolitik, die gut klingen, während an anderer Stelle des Programms klar wird, dass in Wirklichkeit keine Verkehrswende gewünscht wird oder die Verwendung fossiler Energien billigend in Kauf genommen wird. Aus dem Tanktourismus soll Luxemburg „schrittweise“ aussteigen – die Forderung nach einer hohen, wirksamen CO2-Steuer, wie sie Klima-Biergerrot und wissenschaftlicher Klimabeirat äußerten, wird geflissentlich ignoriert.

Foto: woxx/ja

Fast alle Parteien begnügen sich mit politischem Greenwashing.

So wundert es auch nicht, dass die Diskussionen der letzten Wochen in sozialen Netzwerken und Leser*innenbriefen sich mehr um das Gespenst einer angeblichen Erbschaftssteuer drehten als um den Fakt der Klimakrise. Sicherlich freuen sich die jetzt noch minderjährigen Kinder, wenn sie dereinst ein Haus erben können. Falls es dann noch steht und nicht von einem der absurd häufigen „Jahrhunderthochwasser“ weggespült wurde. Darauf vertrauen, dass die künftigen Erb*innen noch eine schöne Aussicht haben, sollte man jedoch nicht: Waldbrände und Dürren werden das mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindern.

Doch nicht nur die Parteien stecken den Kopf in den Sand. Selbst in manchen Luxemburger Tageszeitungen ist dieser Tage zu lesen, man solle nicht immer gleich von „Weltuntergang“ sprechen. Professionelle Medien sollten sich der „Hysterie-Spirale“ der sozialen Medien nicht anschließen und „einen Gang runterschalten“, so ein Editorialist, der wenige Zeilen zuvor noch behauptet, CO2 sei nicht schädlich, weil Pflanzen es zum Wachstum brauchen. Das leicht gestiegene Pflanzenwachstum wiegt jedoch nicht die Schäden durch Dürren, Stürme, Waldbrände und andere Auswirkungen der Klimakrise auf. Außerdem zeigen Experimente, dass Nutzpflanzen weniger Nährstoffe enthalten, wenn der CO2-Gehalt höher ist. Dass ein erhöhter CO2-Gehalt in der Atmosphäre auf lange Sicht die Denkfähigkeit der Menschen einschränken wird, sei so nebenbei auch noch erwähnt.

„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“, schallte es als Parole auf so mancher Klimademonstration. Der UN-Kinderrechtsausschuss hat sich angeschlossen. Es wäre zu hoffen, dass die Luxemburger Politik und ihre Wähler*innen diese Rufe endlich hören.


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