Es war eine langjährige Forderung aus sowohl feministischen als auch queeren Kreisen: Die Attribution von LGBTIQA+-Belangen zum Zuständigkeitsbereich des Gleichstellungsministeriums (Mega). Im Herbst trug die neue Regierung der Forderung endlich Rechnung. Aber ist jetzt wirklich alles besser?
Von Ministerium für Chancengleichheit über Ministerium für die Gleichstellung von Frauen und Männern bis hin zu Ministerium für Gendergleichstellung und Diversität: Innerhalb von fünf Jahren wurde der Titel besagten Ministeriums nun bereits zum zweiten Mal geändert.
Beim ersten Mal handelte es sich um eine Präzision: Wenn man schon lediglich die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern anvisierte, so wohl die Überlegung, wieso dies dann nicht auch bereits im Titel klarstellen? Der neue Titel sollte die ideologische Ausrichtung des Mega also eher bekräftigen als umdefinieren. Anders der Titel, den die CSV-DP-Regierung nun wählte, denn dieser Namensänderung ging eine inhaltliche Neuerung voraus: Fortan fallen auch LGBTIQA+-Belange in den Zuständigkeitsbereich des Mega.
Die Zusammenlegung von beiden Bereichen ist weniger naheliegend, als man meinen könnte. Über die Hälfte der Buchstaben innerhalb des Akronyms LGBTIQA+ steht nämlich für eine sexuelle Orientierung. Die Kritik an dem auf Zweigeschlechtlichkeit ausgerichteten Mega, hatte in erster Linie mit dem „T“ und dem „I“ zu tun.
Trans ist jede Person, die sich nicht mit dem Geschlecht identifiziert, das ihr bei der Geburt zugeordnet wurde. Intergeschlechtlich wiederum ist jeder Mensch, dessen Geschlechtsmerkmale oder Chromosomen nicht den auf Zweigeschlechtlichkeit ausgerichteten Kategorien entsprechen. Allein die Wörter trans und inter sagen allerdings noch nichts darüber aus, wie sich die Betroffenen identifizieren: männlich, weiblich, nicht-binär, genderqueer, genderfluid …
Es gibt wenig Grund zur Hoffnung, dass Genderbinarität für das Mega künftig eine weniger dominante Rolle spielen wird.
Ein auf Genderbinarität ausgerichtetes Ministerium auf der einen und eines, das sich unter anderem für die Belange marginalisierter Geschlechter einsetzt, auf der anderen Seite war stets nicht nur widersprüchlich: Das eine Ministerium unterwanderte schlichtweg die Bestrebungen des anderen.
Eine Zusammenlegung war seit vielen Jahren sowohl aus queeren als auch feministischen Kreisen gefordert worden. Dadurch, so die Hoffnung, könne dem bestehenden Paradox endlich ein Ende gesetzt werden. Aber ist die Zusammenlegung, wie sie von der aktuellen Regierung vorgenommen wurde, wirklich zielführend? Ein Blick auf die Internetseiten des Mega lässt Zweifel daran aufkommen. Unter der Adresse mega.gouvernement.lu werden zwar Amtshandlungen der neuen Mega-Ministerin Yuriko Backes (DP) beschrieben, wirklich aktualisiert wurde die Seite jedoch nicht. „Le gouvernement entier s’engage à promouvoir l’égalité des femmes et des hommes dans tous les domaines et à tous les niveaux de la société“, ist etwa auf der Startseite zu lesen. Auf mega.public.lu wird das Ministerium nach wie vor unter seinem alten Namen geführt. Selbst im Règlement interne du gouvernement wird die widersprüchliche Ausrichtung des Ministeriums bekräftigt. Hier geht nämlich einerseits von der „coordination des politiques nationale et internationale en faveur de l’égalité des femmes et des hommes“ die Rede, gleichzeitig aber auch von der „coordination des politiques nationale et internationale en faveur des personnes lesbiennes, gays, bisexuelles, transgenres et intersexes (LGBTIQ+)“.
Es gibt also wenig Grund zur Hoffnung, dass Genderbinarität für das Mega künftig eine weniger dominante Rolle spielen wird. Ein Paradigmenwechsel hin zu einer Ausrichtung auf marginalisierte Geschlechter kündigt sich bisher nicht an.