Nach zwanzig Jahren wurde nun eine Neuauflage des „Programme directeur d’aménagement du territoire“ (PDAT) präsentiert. Damit weniger Boden verbraucht wird, soll Wachstum künftig vor allem dort stattfinden, wo es „Sinn macht“.
Die Fläche von 240 Fußballfeldern (ca. 180 Hektar) wird jedes Jahr in Luxemburg verbaut, zubetoniert oder geteert. Viel Flächenverbrauch für ein kleines Land. Zudem läuft dieser „Verbrauch“ – richtig wären Begriffe wie zubetonieren oder verbauen – nicht sonderlich zielgerichtet ab. Der neue PDAT legt nicht nur klar fest, welche Ortschaften in Zukunft wie wachsen sollen, sondern will auch dem Flächenverbrauch ein Ende setzen: Ab 2035 sollen nur noch 0,25 Hektar am Tag zubetoniert, asphaltiert oder verbaut werden: Das wären dann „nur“ noch 120 Fußballfelder im Jahr. Nach 2050 soll der Flächenverbrauch gegen Null tendieren, sodass nur noch bereits versiegelte Flächen benutzt werden können.
Dennoch, betont das Landesplanungsministerium, sei in Zukunft genug Raum für den Wohnungsbau vorhanden: 4.295 Hektar, auf denen könnten Wohneinheiten für 371.500 Einwohner*innen entstehen, steht im PDAT. Diese Flächen sind zum Teil auch bereits versiegelt, nämlich 1.900 Hektar Brachflächen, die bebaut werden könnten. Doch es geht längst nicht nur um Versiegelung: Der PDAT enthält eine Bestandsaufnahme der landesplanerischen Entwicklung Luxemburgs. Dabei stellen die Autor*innen fest, was viele vor ihnen bereits festgestellt haben: Das Land ist sehr zerschnitten und zersiedelt, die urbanen Zentren fransen an ihren Rändern aus, es gibt große Mobilitätsprobleme und der Wohnungsbau ist viel zu teuer.
Zwanzig Jahre und viel Chaos
In den folgenden Kapiteln werden Prinzipien, Ziele, Strategien und Werkzeuge aufgestellt, mit deren Hilfe diese Probleme gelöst werden sollen. Neben der Reduzierung der Versiegelung soll sich Luxemburg vor allem dort entwickeln, wo es „angebracht“ ist: in den drei urbanen Zentren und ausgewählten größeren Ortschaften. Ländliche Regionen sollen hingegen nicht unbegrenzt wachsen, sondern ihren Dorfcharakter – sofern sie einen solchen noch besitzen – behalten. Eins der wichtigsten Werkzeuge ist die Umgestaltung bestehender Orte, die ihre einstige Funktion nicht mehr so ganz erfüllen. Das können Industriebrachen sein, oder aber gigantische Asphaltwüsten in Gewerbegebieten, die künftig zu begrünten Wohnvierteln umgebaut werden könnten.
Das dritte große Ziel des PDAT lautet grenzüberschreitende Planung. Da die Zahl der Grenzgänger*innen sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt hat, müsse man gemeinsam mit den Nachbarländern planen, vor allem im Bereich Transport. 50 Millionen Euro hat man aus dem EU-Programm „Interreg“ ergattert, mit denen sollen in sieben grenzüberschreitenden Zonen Projekte realisiert werden. Das Programm läuft bis 2027, während der PDAT eigentlich eine planerische Zukunft bis 2035 zeigen soll.
Der letzte PDAT ist mittlerweile zwanzig Jahre alt. Im Vorwort betont Landesplanungsminister Claude Turmes (Déi Gréng), dass es ihm wichtig war, den Prozess partizipativ zu gestalten. Dabei war der eher chaotisch: Seit Januar 2018 liefen die Arbeiten, die vom damals zuständigen Minister François Bausch (Déi Gréng) initiiert worden waren. Eine Bürger*innenbefragung 2018 war nicht genug, 2020 wurde dann auch das Projekt „Luxembourg in Transition“ gestartet, bei dem Teams von Expert*innen Ideen entwickelten (woxx 1591). Das etwas später ins Leben gerufene Bürger*innenkomitee „Lëtzebuerg 2050“ durfte diese zwar nicht bewerten – das tat eine Jury – sondern konnte eigene Ideen zur Landesplanung einbringen und diese vorstellen. Nun können sie im PDAT nachlesen, welche ihrer Vorschläge eingebaut wurden.