Die Luftqualität in Luxemburg sei gut, verkündete die Umweltverwaltung zufrieden. Der Haken an der Sache: Obwohl sich die Messwerte verbessert haben, liegen sie über den Werten, die als nicht gesundheitsschädlich gelten.
Seit Januar 2018 werden die Stickstoffdioxid-Werte (NO2) in Luxemburg über ein dichtes Netzwerk von Messgeräten erfasst. An 72 Messpunkten in 24 Gemeinden erfasst die Umweltverwaltung mithilfe sogenannter Passivsammler die Luftbelastung durch NO2. Vergangenen Freitag veröffentlichte die Verwaltung in einem Jahresbericht die Werte für 2021. Darin ist zu lesen, dass die Luftqualität sich in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert hat. 2020 und 2021 wurde der EU-Grenzwert von 40 µg/m3 an keiner einzigen Messtelle überschritten. Noch 2019 gab es fünf Messtellen, an denen dies der Fall war: In Echternach, Esch-Alzette, Hesperingen und an zwei Stationen in Niederkorn. In Luxemburg-Stadt wurde der Grenzwert damals nur knapp nicht erreicht. Letzes Jahr sei die Luftqualität überall im Land gut gewesen, so die Umweltverwaltung. Was sie jedoch komplett verschweigt: So gut wie jede Station hat die neueren, strengen Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) überschritten. Die Luft in Luxemburg ist gar nicht so gut wie behauptet.
Lediglich in Oberpallen, Haller und Waldbillig liegt der jährliche Durchschnitt unter 10 µg/m3. Auf Nachfrage der woxx schrieb die Verwaltung, dass sie die gesetzlich gültigen Grenzwerte, die auf EU-Ebene festgesetzt wurden, beobachtet. Man könne damit rechnen, dass die neuen Richtwerte der WHO eine Änderung der europäischen Grenzwerte mit sich bringen würden.
Kaum gute Luft in Luxemburg
Stickoxide sind schlecht für die Gesundheit. Sie können Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen sowie Diabetes auslösen. Im Sommer fördert NO2 die Entwicklung von bodennahem Ozon, das ebenfalls gesundheitsschädlich ist. Die WHO warnt regelmäßig vor hoher Luftverschmutzung. Sieben Millionen vorzeitige, vermeidbare Tode gebe es jedes Jahr durch schlechte Luftqualität. Um diese künftig zu verhindern, aktualisierte die WHO im September 2021 ihre Richtlinien zu Luftschadstoffen. Dabei wurde der Wert für NO2 von 40 µg/m3 auf 10 µg/m3 heruntergesetzt.
Die so ermutigend scheinenden Werte von 2021 sind vor allem den Ausgangsbeschränkungen zu verdanken, mit der die Corona-Pandemie anfangs einzudämmen versucht wurde. Der Wechsel zur Fernarbeit ließ den Individualverkehr schwinden. Dieser ist auch hierzulande die größte Verursacher von NO2. Das Gas gehört zur Gruppe der Stickoxide (NOx), die in Verbrennungsmotoren und Heizungen entstehen. 2021 trugen die meteorologischen Gegebenheiten dazu bei, dass sich die Luftschadstoffe schnell auflösten, was erklärt, wieso die Werte noch besser waren als im Vorjahr.
„Allgemein kann man sagen, dass das Unterschreiten eines Grenzwertes nicht Stillstand bedeutet, sondern ständig auf nationaler und europäischer Ebene neue Maßnahmen getroffen werden, um die Luftqualität zu verbessern“, so Sophie Thinnes, Sprecherin der Umweltverwaltung gegenüber der woxx. Beispiele seien verbesserte Verkehrsregelungen und neue europäische Abgasnormen für Verbrennungsmotoren. Die fortschreitende Elektrifizierung des Verkehrs wird zwar an Staus wenig ändern, lässt dennoch auf bessere Luftqualität hoffen, da die meisten Schadstoffe bei der Verbrennung entstehen.