MNRDH: Museumseröffnung vertagt

Die Wiedereröffnung des Musée national de la résistance et des droits humains in Esch war für 2023 geplant, doch kurz vor Jahresende ist es nach wie vor geschlossen. Was passiert hinter den Kulissen?

So sah das Musée de la résistance et des droits humains im Jahr 2008 aus, also lange vor den langwierigen Renovierungsarbeiten. (COPYRIGHT: Cayambe, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

2018 schloss das Musée national de la résistance et des droits humains (MNRDH) in Esch seine Türen: Damals begannen die Renovierungsarbeiten im Museum, das 1956 eingeweiht worden war. Während des Kulturjahres „Esch2022“ war der Altbau des Museums temporär zugänglich: Gezeigt wurden die Sonderausstellungen „Idee des Friedens – Frans Masereel“ und „Ecce Homo – Bruce Clarke und Tebby Ramasike“. Die offizielle Wiedereröffnung samt Präsentation einer neuen Dauerausstellung, vorwiegend zu Luxemburg im Zweiten Weltkrieg, war für dieses Jahr geplant. Der Museumsdirektor Frank Schroeder teilte der woxx diese Woche auf Nachfrage jedoch mit: Dazu kommt es nicht.

Dabei hieß es 2021 bei einer Pressekonferenz zur neuen visuellen Identität und der Umbenennung des Museums (früher: „Musée de la résistance“) noch, eine Wiedereröffnung 2022 sei möglich gewesen, doch wäre diese im Trubel rund um das Kulturjahr untergegangen und deswegen nicht angestrebt worden. Heute sagt Schroeder, die Wiedereröffnung sei für März 2024 geplant. Ein genaues Datum soll kurzfristig festgelegt und kommuniziert werden.

Woran es hakt

„Ein Museum zu konzipieren, ist ein extrem komplexes Projekt, weil es nicht nur um die Architektur und die Inneneinrichtung geht, sondern auch um die Inhalte: Jeder Satz, jedes Bild, jedes Dokument, das wir zeigen, bringt viel Arbeit und Recherche mit sich“, so Schroeder. Es sei unter anderem aufgrund der Pandemie, administrativer, technischer und unvorhergesehener Arbeiten zu Verspätungen gekommen. Außerdem seien die Bauarbeiten während der Sonderausstellungen 2022 gestoppt worden.

Die Arbeiten an der Architektur sind allerdings schon seit zwei Jahren abgeschlossen, Problemkind ist die neue Dauerausstellung. Zurzeit arbeite das Museum an der Installation der Objekte, danach müsse ein Teil der audio-visuellen Elemente fertiggestellt werden. Es fehle noch an der Anpassung verschiedener Inhalte für Projektionen und Bildschirme, die ein wichtiger Bestandteil der Dauerausstellung sein sollen.

Insgesamt belaufen sich die Renovierungskosten auf 13 Millionen Euro. Darunter fallen der Bau und die Einrichtung des neuen Museumsflügels, die Grundsanierung des Gebäudes sowie ein Wasserspiel im Vorhof des Museums, die Innenaufteilung und die bereits erwähnte Dauerausstellung. Das Kulturministerium, die Stadt Esch und die Œuvre nationale de secours Grande-Duchesse Charlotte stellen das Budget, das 2016 beschlossen wurde. 2021 stockte es die Stadt Esch auf; die jetzigen finanziellen Mittel reichen laut Schroeder, um das Projekt zu Ende zu bringen.

Das Team, bestehend aus sieben Mitarbeiter*innen, ist seit 2021 im neuen Gebäudeflügel tätig und kümmert sich um die Dauerausstellung, aber auch um andere Projekte für die Zeit nach der Wiedereröffnung. „Dazu gehört unter anderem die Wechselausstellung „Victimes oubliées“, die das Schicksal bestimmter Opfergruppen des NS-Regimes aufgreift: Sinti, Jenische, Homosexuelle, Menschen mit Behinderung, Zeugen Jehovas, Schwarze und sogenannte ‚Asoziale‘“, verrät Schroeder.

Er betont auch, das Programm des Museums laufe unabhängig von der Schließung weiter: Es fänden Veranstaltungen und Konferenzen statt, genauso würden jeden Samstag und auf Anfrage die Führungen zum „Parcours de la mémoire“ angeboten. Bei dem „Parcours“ handelt es sich um einen Stadtrundgang, der sowohl die Architektur des Escher Zentrums als auch Eschs Geschichte während des Zweiten Weltkriegs in den Mittelpunkt rückt. Darüber hinaus plane das Team bereits das Ausstellungsprogramm 2025-2026, befasse sich mit dem Layout für den Katalog zur künftigen Dauerausstellung und seiner Kommunikationsstrategie.

Auf den Großteil des Teams hat die Schließung des Museums demnach keine Auswirkungen, dafür aber vielleicht auf das Empfangspersonal, das Schroeder offenbar nicht als Teil des Museumsteams begreift. „Der Empfang wird von Mitarbeitern einer externen Firma garantiert, sodass die Schließung keinen Einfluss auf das Team des Museums hat“, so Schroeder im Wortlaut. Die Konsequenzen der langwierigen Umbauarbeiten für die betroffenen Empfangsmitarbeiter*innen oder auch für etwaige andere externe Kolleg*innen sind also ungewiss.


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