Die Kritik am Hygienekonzept für Grundschulen wird lauter. Vor allem bezüglich des Cycle 1 gibt es Bedenken.

Quelle: pxfuel.com
Zehn Tage vor der geplanten Rentrée für Grundschüler*innen bleibt der SNE/CGFP bei seiner Forderung: Der Cycle 1 soll weiterhin geschlossen bleiben. Die Gewerkschaft schätzt das Infektionsrisiko als zu groß ein. Theoretisch begrüßt der SNE das Vorhaben, im Cycle 1 nicht in dem Maße auf Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen zu pochen, wie das in anderen Jahrgängen der Fall ist. Für die Entwicklung der Kinder sei dies positiv. Dieser Effekt könne das Infektionsrisiko, das dadurch eingegangen werde, jedoch nicht wettmachen. Denn gerade weil die Kinder im Cycle 1 keine Abstandsregeln einhalten müssen, ist laut SNE die Wahrscheinlichkeit besonders groß, dass sie sich selbst und anschließend zuhause ihre Familienmitglieder anstecken. Der SNE befürchtet angesichts dessen, dass sich Infektionsketten bilden könnten. Auch der Elternverband RNP stellt die Anwesenheitspflicht mancher Schüler*innengruppen in Frage. So hätten es viele Eltern bevorzugt, selbst entscheiden zu können, ob ihr Kind ins Cycle 1 oder ins Kompetenzzentrum zurück muss.
In einem gemeinsamen Schreiben von SEW/OGBL und Landesverband wird zwar nicht die Anwesenheitspflicht kritisiert, dafür aber die generelle Aufteilung der Klassen in zwei Gruppen. Die Gwerkschaften fordern dies nur zu tun, falls sich in einer Klasse mehr als 17 Schüler*innen befinden oder die Klassenräume zu klein sind. Auf das Splitting zu verzichten, entlaste, so heißt es im Schreiben, die Maisons relais und ermögliche es den Lehrkräften, bestmöglich auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Auch der RNP zeigt sich generell skeptisch gegenüber dem in der Grundschule vorgesehenen Splitting der Klassen. In Anbetracht der Komplexität dieses Systems stelle der Verband dessen Umsetzbarkeit in Frage: „La RNP aurait souhaité une solution plus facile et moins confuse, à la fois pour les parents et pour les élèves.“
Am gestrigen Mittwoch erklärte Bildungsminister Meisch, dass es trotz Einwänden beim vorgesehenen Splitten bleiben werde:„Mir maache jo net d’Opdeelen a méi kleng Klassen, well eis dat besonnesch gutt gefällt. Mee mir maachen dat, well mer Ofstandsreegelen wëllen anhalen. Mir maachen dat, well mer Sécherheet wëlle garantéieren fir Schüler a fir Enseignanten.“ Es bedürfe vieler zusätzlicher Räumlichkeiten um dieses Konzept umzusetzen. Ob diese in jeder Gemeinde mittlerweile organisiert werden konnten, erwähnte Meisch nicht. Dafür aber, dass sich in den letzten Wochen statt der benötigten 500 ganze 1000 Personen beworben haben, um bei der Kinderbetreuung zu helfen. Wie an Meischs Ausführungen deutlich wurde, wird trotz aller Vorbereitungen wohl eine chaotische Phase auf die Betroffenen zukommen. Die Stundenpläne müssten möglichst flexibel gehandhabt und die familiäre Situation der Lehrkräfte berücksichtigt werden, die bei Bedarf auch mal spontan für eine andere Lehrperson einspringen müssten. Dennoch sei er optimistisch.
Splitting der Schulklassen hin oder her: Der Einwand der Gewerkschaften, dass sich manche Schüler*innen sowohl im Schultransport als auch in der Kinderkrippe mit vielen weiteren Kindern auf engstem Raum aufhalten werden, was zusätzliche Infektionsmöglichkeiten mit sich bringt, lässt sich so schnell nicht entkräften.
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