„The Bold Type“ präsentiert uns eine Light-Version von Feminismus. Damit ist die Serie vielen anderen dieses Genres aber immer noch um Längen voraus.
Liest man sich Rezensionen über die Serie „The Bold Type“ durch, merkt man schnell, wie weit die Reaktionen auseinander gehen. Die einen feiern sie als „exactly the feminist show we need right now“, andere kritisieren sie als oberflächlich und unrealistisch. Bustle geht sogar so weit, den darin präsentierten Feminismus als gefährlich zu bezeichnen.
Beide Ansichten sind nachvollziehbar, wenn auch etwas zu verallgemeinert . „The Bold Type“ bietet eine ganz spezifische Art von Feminismus: größtenteils feel-good und auf erfolgreiche, normschöne cis-Frauen zentriert. Die von Sarah Watson geschaffene Serie deshalb als oberflächlich und unrealistisch zu bezeichnen, würde allerdings bedeuten viele ihrer Errungenschaften zu ignorieren.
In „The Bold Type“, die 2017 auf dem US-amerikanischen Sender Freeform anlief, stehen eine schwarze und zwei weiße Mitte Zwanzig-jährige Frauen im Fokus. Alle drei arbeiten beim sogenannten Frauenmagazin „Scarlett“, sind ambitioniert und verdammt gut in ihren jeweiligen Jobs. Jane ist Journalistin, Kat Leiterin der Social-Media-Abteilung und Sutton Assistentin. Was die Freundschaft zwischen ihnen ausmacht, ist, dass sie sich in jeder Lebenslage unterstützen, sich gegenseitig so akzeptieren wie sie sind und sich nicht scheuen, nach Hilfe zu fragen.
Viele Themen, die vom feministisch ausgerichteten Magazin aufgegriffen werden, beschäftigen auch die Protagonistinnen und ihr Umfeld: Schönheitsideale, Verbot weiblicher Brustwarzen in den sozialen Medien, sexualisierte Gewalt, Brustkrebsprävention, Race, Waffengewalt. Manche dieser Themen werden innerhalb einer Folge abgehandelt, andere kehren immer wieder. Was die drei Freundinnen beschäftigt ist von ihrem privilegierten sozialen Status geprägt, die Art und Weise wie dies porträtiert wird, ist für diese demographische Gruppe jedoch sicher nicht unrealistisch.
Menschen, die den Alltag einer feministsichen Online- und Print-Redaktion kennen, wird vieles am dargestellten Arbeitsalltag bekannt vorkommen: die Herausforderung, gesellschaftlich relevante Inhalte zu produzieren und ein möglichst diverses Redaktionsteam zusammenzustellen; die Fähigkeit mit Kritik, Druck und Selbstzweifeln umzugehen; die Notwendigkeit nicht nur zu reagieren, sondern auch Themen zu setzen; oder schlichtweg die Schwierigkeit, als Print-Medium zu überleben.
Dadurch, dass die Serie immer wieder klischeehafte Entwicklungen vermeidet und sich die Figuren ihrer inneren Logik entsprechend verhalten, überrascht „The Bold Type“ auch dann, wenn abgedroschene Erzählstränge aufgegriffen werden. In Serien dieser Art wird oft künstliches Drama erzeugt, indem die Figuren nicht oder nur dürftig miteinander kommunizieren. „The Bold Type“ beweist hingegen, dass gute Kommunikation der Spannungsdramaturgie keinen Abbruch tut.
Eine Figur, die mehr als alle anderen zu überraschen weiß, ist Chefredakteurin Jacqueline. Sie ist nicht nur Vorgesetzte, sondern auch Mentorin und moralische Stütze, wann immer eine gebraucht wird. Jacqueline weiß, dass ihr Team vor allem dann zu voller Leistung fähig ist, wenn es sich wertgeschätzt und verstanden fühlt.
Wie das Magazin „Scarlett“ scheut sich auch die Serie nicht davor, Risiken einzugehen. Wenn man bereit ist „The Bold Type“ als das zu akzeptieren, was sie ist, und zur Kenntnis zu nehmen, dass die Drehbuchautor*innen in der Lage sind, aus Fehlern und Auslassungen zu lernen, kann die Seherfahrung äußerst befriedigend sein. Die Protagonistinnen sind zwar vielleicht nicht ganz so „bold“ wie der Titel es nahelegt, inspirierend sind sie trotzdem.
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