Serien-Empfehlung: Tales of the City

In San Francisco heißt die Lindenstraße Barbary Lane: „Tales of the City“ ist eine Soap mit queeren Charakteren, Senior*innen, einer Menge Drama und viel Sex.

„Tales of the City“ aus dem Jahr 2019 überzeugt mit seinem generationsübergreifenden und vorwiegend queeren Blick auf das Leben in San Francisco. (© Netflix)

Wer dachte Soaps seien gestorben, wird eines Besseren belehrt: Die Miniserie „ Tales of the City“ ist die amerikanische und queere Version der Lindenstraße. Das Format erlebt mit „Tales of the City“ ein zeitgemäßes Revival.

Im Mittelpunkt der Serie steht ein Mehrfamilienhaus in der Barbary Lane in San Francisco. Anna Madrigal, die neunzigjährige Hausbesitzerin, vermietet die Wohnungen an unterschiedliche Personen. Die Mieter*innen bilden eine eingeschworene Gemeinschaft, eine Familie, die ständig um Annas Wohlbefinden bemüht ist. Die Serie beginnt mit der Wiederkehr einer ehemaligen Mieterin, Mary Ann Singleton. Mary Ann und Anna Madrigal hüten beide jeweils Geheimnisse, die drohen der Wohngemeinschaft zum Verhängnis zu werden.

Der Cast ist kulturell sowie im Hinblick auf Gender und Alter divers. Diese Tatsache und der Inhalt erlauben einen generationsübergreifenden Diskurs über die queere Szene San Franciscos. Eine Schlüsselszene in dem Kontext: Michael, Mitte fünfzig, und sein 28-jähriger Partner Ben sind bei Michaels gleichaltrigen Freunden zum Abendessen eingeladen. Die Tischgespräche kreisen um die Wichtigkeit von Sprache in der queeren Gemeinschaft. Es kommt zum Generationskonflikt bei dem Aids, der Kampf um öffentliche Repräsentation marginalisierter Personengruppen und ein inklusives Verständnis queerer Identitäten diskutiert werden.

Darüber hinaus porträtiert die Serie verschiedene Lebenserfahrungen von trans Menschen. Die Darstellung reicht von historischen Ereignissen, wie den Aufständen in der Compton‘s Cafeteria im Jahr 1966, bis zur Thematisierung einer intimen Beziehung zwischen einer trans Person und einer lesbischen Frau im Hier und Jetzt. Mit dem Pärchen Jake und Margot thematisieren die Serienmacher*innen den Umgang mit der Transition und mit den Veränderungen der eigenen sexuellen Orientierung. Es ist bereichernd, dass die Serie verschiedene sexuelle Orientierungen zeigt und gleichstellt. Die Figur Shawna, gespielt von Elliot Page, lebt Bisexualität offen und polygam aus. In anderen (auch heterosexuellen) Beziehungen werden die Grenzen zwischen Freundschaft und Romanze, zwischen alten und neuen Gefühlen, Polyamorie und Monogamie erörtert. Das tröstet über die teilweise forciert dramatischen Plot-Twists und die lahme Auflösung der Geheimnisse hinweg.

Die Serie basiert übrigens auf der neunteiligen Romanreihe „Tales of the City“ (1978 – 2014) von Armistead Maupin. Die Bücher lieferten Stoff für vier Serien, die zwischen 1993 und 2019 von unterschiedlichen Plattformen produziert wurden. Die erste Serie sowie die letzte Miniserie zur Romanreihe laufen auf Netflix. Laura Linney (Mary Ann Singleton), Olympia Dukakis (Anna Madrigal) und weitere Schauspieler*innen besetzen in beiden Serien dieselbe Rolle, was die melancholischen Rückblicke – zentrale Momente der aktuellen Serie – besonders glaubhaft macht.

Netflix.

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