Mit gleich zwei Emo-Punk-Bands veranstaltet die Trierer Villa Wuller ein Soli-Konzert für das Exhaus – ein Grund mehr, das Land mal ein Wochenende zu verlassen.
Während das Großherzogtum in Infrastrukturen und Konzertangeboten förmlich ersäuft und die Menschen manchmal Angst haben, ein Konzert zu besuchen, weil sie dann automatisch andere Veranstaltungen verpassen, sieht die Realität in der Nachbarstadt Trier etwas anders aus. Nicht dass die ehemalige kaiserlich-römische Hauptstadt kein Kulturangebot hätte – nur ist hier seit diesem Jahr ein zäher, lokalpolitischer Kampf um das Exhaus entbrannt. Ob es an der politisch linken Ausrichtung der Jugendkulturstätte liegt, die den Stadtoberen nicht mehr schmeckt, am Druck von Rechtsaußen oder anderen, banaleren, ja menschlicheren Gründen wie Brandschutzauflagen, sei dahingestellt. Jedenfalls ist das Exhaus auch für viele Luxemburger*innen mit Geschmack für unkonventionelle Musikrichtungen und Veranstaltungen, die den üblichen Horizont sprengen, durchaus ein Begriff, und bei manch einer*m dürfte beim Betreten des Hofes eine Nostalgie nach alternativen Venues im Großherzogtum wach werden – wie etwa die Kulturfabrik in Esch, vorausgesetzt, man war in den 1980ern schon dabei.
Ein anderer Bestandteil der alternativen Jugendkultur ist Solidarität – und die scheinen die Organisator*innen in der Villa Wuller großzuschreiben, da sie ein Unterstützungskonzert für die Kolleg*innen und – eigentlich auch – Konkurrent*innen des Exhauses organisieren.
Das Schwergewicht des kommenden Samstagabends sind die Kölner von Hey Ruin. Auch wenn der Name totale Schwermut vermuten lässt – man beachte das Heroin-Wortspiel –, so kommen die vier Jungs doch ziemlich dynamisch rüber. Tanzbarer Indie-Rock mit intelligenten Texten, etwas Punk und Emo-Geschrei hier und da eingestreut – fertig ist die Mischung. Weit weg von hochpolierten Rockformaten und doch kein pathetisches Underground-Geheule, sondern reflektierte, persönliche Musik, die berührt und eben nicht nur emotional bewegt.
Den Auftakt machen die Trierer von Señor Karoshi – etwas straighter als Hey Ruin, erinnert ihre Musik eher an US-Formate wie die frühen Q And Not U, The Dismemberment Plan und andere Bands aus der Post-Hardcore-Szene in Washington, D.C. der frühen 2000er-Jahre. Die drei schon etwas in die Jahre gekommenen Herren nehmen das Leben mit einer guten Prise Humor und Selbstironie, wie schon der Bandname verrät. Denn Karoshi ist ein in Japan weit verbreitetes Phänomen. das eigentlich „Tod durch Überarbeiten“ bedeutet. Für eine Post-Punk-Band ist das schon ein sehr adäquater Name.
Also, wem nach etwas (verlorener) Jugendkultur, Solidarität, Tanzen oder einfach nur danach ist, spannende Musik zu genießen, sollte sich jedenfalls diesen Samstag auf den Weg nach Trier machen.