ABSCHIEBUNGEN: Rechte statt Gefühle

Im Falle von rund 800 bevorstehenden Abschiebungen ignoriert Justizminister Luc Frieden das kürzlich von elf Organisationen vorgestellte Positionspapier zur Rückführungsprozedur von abgelehnten AsylbewerberInnen.

Die Ausweisung der abgelehnten AsylbewerberInnen solle „mit dem notwendigen Gefühl“ stattfinden. Das hat Premierminister Jean-Claude Juncker angekündigt. Wie eine solche „gefühlvolle Abschiebung“ aussehen soll, ist schwer vorstellbar. Besonders einfühlsam ist das Schreiben, das rund 800 mehrheitlich aus Jugoslawien stammende Flüchtlinge vom Justizministerium erhielten, jedenfalls nicht. In dem Brief wurden sie aufgefordert, sich bis zum 6. August an einer von drei Stellen für eine freiwillige Rückkehr zu melden. Sonst drohe ihnen die Zwangsabschiebung.

Allein schon der Stil des Briefes ist eine Meisterleistung administrativer Grausamkeit: Mit der Nüchternheit eines Standgerichts wird auf jegliche Höflichkeitsfloskel verzichtet. mehr lesen / lire plus

ORCHESTRE PHILHARMONIQUE DU LUXEMBOURG: Standpauke für mehr Geld

Dem „Orchestre philharmonique du Luxembourg“ bleiben die Sponsoren aus. Der Premier rüffelt deshalb die Banken – und beweist einmal mehr sein Kurzzeitgedächtnis.

Im Kulturbereich herrsche offenbar das „loi du fric“, schlussfolgerte ein sichtlich verärgerter Premier beim letzten Pressebriefing vor den Sommerferien. Jean-Claude Juncker kritisierte die Sponsoringträgheit insbesondere vieler Finanzinstitute im Großherzogtum. Deren Benehmen sei überaus lamentabel. Da diese vom Land profitierten, könnten sie auch zu einer Gegenleistung bereit sein, so die staatsministerielle Argumentation. Hintergrund für die wortgewaltige Sponsorenschelte: Der Regierungsrat hat einer Erhöhung des gesetzlich vorgesehenen Höchstbetrags für die staatliche Subvention des „Orchestre philharmonique du Luxembourg“ zugestimmt, weil diesem die Sponsoren fehlen. mehr lesen / lire plus

DOCUMENTA 11: Coloured Cinema

Film und Video auf der Documenta 11: zwischen Doku- und Engagement.

Noch bis zum 15. September 2002 in Kassel, www.documenta.de

Das Film- und Video-Universum des Documenta-Chefs Okwui Enwezor und seines Filmkurators Mark Nash basiert auf einem Ansatz, den der iranisch amerikanische Filmwissenschaftler Hamid Naficy in Abgrenzung zum Hollywood Kino „accented cinema“, betontes Kino, nennt. Der Akzent liegt dabei auf dem Stil und den Produktionsbedingungen von oppositionellen Filmemachern, weshalb ein Schlüssel zum Verständnis dieses vom „Cinéma Vérité“ geprägten Kinos sich vielfach aus den persönlichen Erfahrungen von Exil und Diaspora ergibt.

Ernste Dinge stehen durchweg im Vordergrund. Exil und Vertreibung, Diskriminierung und Rassismus, Ausbeutung und Völkermord und jeder erdenkliche andere aus kulturellen oder ideologischen Machtkämpfen resultierende Wahnsinn; kein Thema ist zu heikel, kein Mittel zu extrem. mehr lesen / lire plus

Clark Larry: Bully

Le cinéma a-t-il une morale? Selon notre critique Thibaut Demeyer, „Bully“ de Larry Clark en aurait du moins trop peu à revendre.

CINE ADO POUR PARENTS

Sex, drugs and money

„Je veux que tu me suces la bite et que tu me lèches les couilles …“. „Il a une queue sublime, il m’a broutée pendant plus d’une heure!“ Ces dialogues vous choquent? Alors, „Bully“ n’est pas pour vous, car le nouveau longmétrage de Larry Clark est un condensé de dialogues crus, de scènes de sexe pas toujours recommandables, le tout enrobé de violence. Déjà avec son film „Kids“ (1995), Larry Clark avait alimenté les conversations du public. mehr lesen / lire plus

Hou Hsiao-Hsien: Millennium Mambo

„Achtung: für Fans von New Wave-Ästhetik und Psychedelic-Trips!“ wäre wohl die richtige Warnung an unbedarfte ZuschauerInnen. Wer an (quälend) langsamen Bildern, düster gemalter Drogen-Techno-Atmosphäre und masochistischer Lovestory Gefallen findet, wird an diesem Streifen des taiwanesischen Regisseurs Hou Hsiao-Hsien seine/ihre wahre Freude haben. Für die anderen gilt: Schlafen kann man besser zu Hause.

Im Utopia

Ines Kurschat mehr lesen / lire plus

ROCK: The Vines

Highly Evolved

Hochgestapelt

(ik) – Highly evolved lautet der unbescheidene Titel des Debüt-Albums der australischen Jungrocker von The Vines. Kaum erschienen, wurde das Werk von einschlägigen Musikmagazinen auch schon in den Himmel gelobt. Vergleiche mit Nirvana, Beatles und den neuesten Shooting Stars, The Strokes, machten die Runde.

In der Tat, das melodisch-melancholische „Homesick“ oder die Ballade „Mary Jane“ erinnern an die britischen Meister des Pop, während etwas härtere Gitarrenriffs und ein paar wohl gesetzte Schreie von Sänger Craig Nicholls wie in „Highly Evolved“ oder „In the Jungle“ wie eine Hommage an den verzweifelt-zornigen Gesang eines Kurt Cobain klingen. Doch trotz des schmissigen Abräumers „Get free“ und zwei, drei anderer guter Ideen: An die Genialität der bemühten Vergleiche reichen „The Vines“ nicht heran. mehr lesen / lire plus

Chatouilles et gratouilles: (Un)heimliche Untermieter

(gk) – C’est le genre d’exposition qui donne des frissons. En effet, à force de déambuler entre les maquettes „monstrueuses“ de ces minuscules „(Un)heimliche Untermieter“, vous sortirez de là en ayant l’impression que ça vous chatouille et gratouille partout. L’effet „Oh que c’est dégoûtant!“ devient excessif au milieu de l’exposition du „Natur Musée“, consacrée aux puces, araignées, rats et cafards de tous genres qui vivent avec nous, grâce à nous et malgré nous. Dans cette reproduction verte d’une cuisine on retrouve ainsi non pas des maquettes en plastique, mais bien différentes sortes de vrillettes, grillons, etc., bien vivantes, hantant nos domiciles. mehr lesen / lire plus