BOLKESTEIN: Wachsam bleiben

Luxemburgs EU-Ratspräsidentschaft hat das Soziale entdeckt und eine Überarbeitung der Dienstleistungsdirektive begrüßt. Die Gefahr einer Deregulierung öffentlicher Dienste ist damit nicht gebannt.

„Die Luxemburger Präsidentschaft sagt ‚Ja‘ zu freien Dienstleistungen, aber ‚Nein‘ zu sozialem Dumping“, beteuerte Arbeitsminister François Biltgen (CSV) auf einer Pressekonferenz zu den arbeits- und sozialpolitischen Prioritäten der EU-Ratspräsidentschaft diese Woche. Er zitierte damit Premierminister Jean-Claude Juncker – und vollführte einmal mehr, was Luxemburgs EU-Politiker offenbar bestens beherrschen: Schlingerkurs fahren und klare Positionen vermeiden. Auch soziale Standards sollen laut Biltgen und Gesundheitsminister Mars di Bartolomeo (LSAP) nun also bei der Liberalisierung des Dienstleistungsmarktes eine Rolle spielen. Schon das „Auch“ macht hellhörig. mehr lesen / lire plus

EU/USA: Just Like Starting Over

Die Beziehungen zwischen EU und USA sollen aufgepeppt werden. Die Luxemburger Présidence scheint besonders gut geeignet, den Annäherungsversuch von europäischer Seite aus zu starten.

„Wir strecken Europa die Hand hin und wir hoffen, dass Europa dasselbe tun wird“, hatte Ex-Außenminister Colin Powell im Dezember 2004 verkündet. „Was auch immer es für Meinungsverschiedenheiten gab, jetzt schauen wir nach vorne.“ George W. Bush hin oder her, nach vorne schauen wollen nun auch die EU-Regierungen. Im November hatte der niederländische Premierminister Jan Peter Balkenende als damaliger Ratspräsident der EU dem frisch gewählten und in Europa nicht besonders beliebten Texaner zu seiner Wiederwahl gratuliert und dabei den Wunsch geäußert, die Bindung zwischen Europa und die USA möge stärker und tiefer werden. mehr lesen / lire plus

MUSIK: Spielwiese

Operation gelungen, Patient tot. Nach vier erfolgreichen Ausgaben verabschiedet sich das luxemburgische Newcomerfestival Emergenza.

Wir schreiben das Jahr 2003: Eine überdimensionale Vagina tanzt über die Bühne der Escher Kulturfabrik. Eine Person undefinierbaren Geschlechts mit einem Schnurrbart aus schwarzem Klebeband und ebensolcher Achselbehaarung, stürzt sich in die Menge. Sogar die Tontechniker tragen Tangas.

Die anarchische dritte Ausgabe des Emergenza Talentschuppens war ein denkwürdiges Happening. Plötzlich begeisterte das eher biedere Konzept des Newcomer-Wettbewerbs die Massen und sogar der Herr, der nach jedem Act ungelenk Promo-T-shirts ins Publikum beförderte, erlangte für kurze Zeit Kultstatus. Junge Gruppen, gerade dem Proberaum entwachsen, durften sich auf der Bühne der Kulturfabrik austoben, und alle wollten dabei sein. mehr lesen / lire plus

KINO: Unendliches Meer der Freiheit

Alejandro Amenabars „Mar adentro“ handelt nicht nur von aktiver Sterbehilfe. Er ist ein poetischer Film über Liebe und Tod – mit einem großartigen Javier Bardem in der Hauptrolle.

Ramon Sampedro liegt seit 27 Jahren im Bett. Er ist, nachdem er bei einem Sprung von einem Felsen auf eine Sandbank prallte, vom Hals abwärts gelähmt. Der einst weit gereiste Seemann lebt auf dem Bauernhof seines Bruders im spanischen Galizien, umsorgt von seiner Schwägerin. Eines Morgens steht Ramon auf und verlässt sein Bett. Er schiebt es auf die Seite, nimmt Anlauf und springt aus dem Fenster. Ramon fliegt: über die galizischen Wälder und Flüsse, über Täler und Hügel – bis zum Meer, das er über alles liebt, das ihm, wie er sagt, alles gegeben und alles genommen hat. mehr lesen / lire plus

Lemony Snicket’s: A Series of Unfortunate Events

Ein rundum gelungenes düsteres Märchen: Unglaubliche Kulissen, geschliffene Dialoge und DarstellerInnen in Hochform. Auch wenn der Schluss von Brad Silberlings Literaturverfilmung etwas unglaubwürdig daherkommt, so trübt das eigentlich kaum das Vergnügen. Und die Zwillinge Kara und Shelby Hoffman als cleveres Baby Sunny hätten glatt einen Oscar verdient.

Im Utopolis (Luxemburg) im Kinosch (Esch) und im Prabbeli (Wiltz)

Claudine Muno mehr lesen / lire plus

TOCOTRONIC: Menschen auf der Flucht

Hamburg, Januar 2005: Die Trainingsjacken sind längst eingemottet, trotzdem liefern Tocotronic auch zehn Jahren nach ihrer Gründung auf Pure Vernunft darf niemals siegen den Soundtrack für Menschen auf der Flucht vor der stumpfen Realität und dem bürgerlichen Kleingeist. Weg vom Slogan, hin zu kryptischen Texten, inbrüstig vorgetragen von einem Dirk von Lowtzow in Bestform. Der nölige Sprechgesang der Anfangsjahre erscheint Welten entfernt: „Völker auf zum Gefecht, die Illusion wird Menschenrecht“. Der großartige Titelsong überragt wie ein Monolith zwölf weitere durchwegs gelungene Tracks. Die Hamburger überraschen auf musikalischer Ebene mit einem weiteren Kurswechsel: Nach dem doch sehr elektronischen Vorgänger dominieren heute wieder die Gitarren: Hämmernde Hooks wechseln sich mit schrägen Riffs ab, die belgischen Indie-Ikonen dEUS werfen ihre Schatten. mehr lesen / lire plus

CASES: Cure anti-virus

Tou-te-s ceux ou celles qui ne sont pas des spécialistes en matière d’ordinateurs, vont reconnaître les sensations suivantes: les sueurs froides lorsque l’engin refuse de s’allumer, la peur bleue qui les envahit lors des achat en ligne, les crises de nerf précédant la lecture d’un courriel susceptible de contenir un dangereux virus. Le Ministère de l’Economie et du Commerce extérieur a enfin eu pitié de ceux ou celles qui aimeraient bien se servir de l’outil informatique, mais qui se sentent largué-e-s dès que les opérations ne se déroulent pas comme prévu. Sur le site www.cases.lu, on a accès à de nombreux conseils pour protéger son ordinateur d’attaques éventuelles. mehr lesen / lire plus