Umweltverschmutzung: Wie gelangt Mikroplastik in die Umwelt? (2/2)

In der Berichterstattung über Mikroplastik werden oft Kosmetika als Übeltäterinnen genannt. Dabei ist der Abrieb von Autoreifen eine viel größere Quelle. Doch wie gelangen die kleinen Partikel eigentlich in die Umwelt?

Im ersten Teil unserer Serie über Mikroplastik sind wir darauf eingegangen, wie Mikroplastik entsteht, hier beschreiben wir, wie es in die Umwelt gelangt und welche Lösungsvorschläge es gibt.

Plastikmüll am Strand. (Foto: Dustan Woodhouse/unsplash)

In die Umwelt gelangt Mikroplastik oft über Klärschlamm, der in der Landwirtschaft als Dünger genutzt wird. 95 Prozent der kleinen Partikel, die sich in Abwässern befinden, werden nämlich in Kläranlagen herausgefiltert. Wie viel Mikroplastik letzten Endes im Meer landet, ist ungewiss – die Schätzungen gehen von zwei bis 47 Prozent. Die genauen Auswirkungen auf die Umwelt sind auch noch nicht genau erforscht, grundsätzlich gibt es neben der Gefahr, dass Tiere ersticken auch Vergiftungseffekte durch chemische Zusatzstoffe.

Die Umsicht-Studie „Kunststoffe in der Umwelt: Mikro- und Makroplastik“ hat außerdem ein globales „Budget“ für Kunststoffemissionen berechnet. Auf dieser Grundlage sollen die nötigen Reduktionsmaßnahmen kalkuliert werden. Die Autor*innen der Studie nehmen an, dass viele der heutigen Kunststoffemissionen zur Hälfte innerhalb von 100 Jahren abgebaut werden können. Selbst mit dieser optimistischen Annahme müssten Kunststoffemissionen um den Faktor 27 reduziert werden, um die Umwelt nicht längerfristig zu gefährden.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass künftig die Gefahren von Plastikemissionen stärker in Ökobilanzen einfließen müssten, sodass auch die Entwicklung von Mikroplastik einkalkuliert würde. Außerdem wird bemängelt, dass die Materie nicht ausreichend gesetzlich geregelt sei. Verordnungen über Chemikalien bewerten diese meist aufgrund ihrer Giftigkeit für Mensch und Umwelt. Die Persistenz, also die Dauer wie lange ein Stoff in der Umwelt verbleibt, fließt bisher nicht in solche Regulierungen ein.

Die Autor*innen der Studie fordern außerdem, dass nicht nur die Kreislaufwirtschaft gefordert wird, sondern wollen auch Verbote: „Lenkungsmaßnahmen sollten darauf abzielen, dass sie nicht nur die Kreislaufwirtschaft fördern, sondern auch Kunststoffemissionen reduzieren. Hier sehen wir vor allem eine Kombination aus Verboten, eine Förderung und Ausweitung von Pfandsystemen, Maßnahmen zur Verlängerung der Nutzungsdauer und die Förderung der Rezyklierbarkeit als vielversprechend an.“

Die Probleme mit Kunststoffabfällen und Mikroplastik sind also wesentlich komplexer, als es so manche Videos auf sozialen Netzwerken vermuten lassen. Die Quellen sind vielfältig, und ein „zero waste“-Leben ist so gut wie unmöglich. Es bleibt demnach zu hoffen, dass sich die Politik nicht auf symbolhafte Verbote von Strohalmen (die wiederum Probleme für behinderte Menschen mit sich bringen) versteift, sondern die wahren Ursachen des Problems bald erkennt.


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