Schlechte Besuchskonditionen, Sparmaßnahmen, keine Kommunikation und Räumungsdrohungen: Die Patiente Vertriedung wandte sich an die Presse, um auf Missstände im Blannenheem in Rollingen aufmerksam zu machen. Der Direktor der Einrichtung, Jean-Paul Grün, weist die Vorwürfe von sich.
Die Patiente Vertriedung äußerte sich am Mittwoch in einer Pressemitteilung zu Missständen im Blannenheem in Rollingen. Dreißig Familien suchten Rat bei der Organisation. Ein Großteil schweigt in der Öffentlichkeit – aus Angst, die Situation ihrer Liebsten verschlechtere sich dadurch weiter. Es ist die Rede von mangelnder Kommunikation zwischen der Leitung und den Familien sowie von Sparmaßnahmen. Das Blannenheem soll zudem eine Person, die in einer Eigentumswohnung lebt und die Pflegedienste des Blannenheem beansprucht, dazu nötigen, ihre Wohnung bis zur Mitte des laufenden Monats zu verlassen.
„Wir sind aus allen Wolken gefallen, als wir von den Vorwürfen gehört haben“, sagt Jean-Paul Grün, Direktor des Blannenheem im Gespräch mit der woxx. Er streitet ab, dass Verpflegung aus finanziellen Gründen gestrichen wurde, wie beispielsweise die von der Patiente Vertriedung erwähnte Vorspeise im Sonntagsmenü. „Die wurde durch einen Snack am Nachmittag ersetzt, weil sie selten aufgegessen wird“, sagt Grün. „Wir sparen nicht an Kosten, was die Küche angeht.“ Die Änderung wurde laut Grün per Rundmail kommuniziert. Die Familien erzählen nach Aussagen der Patiente Vertriedung etwas anderes: Sie sollen die Information erhalten haben, das Heim müsse sparen. „Das stimmt nicht“, sagt Grün. „Manche Familien reagieren nun mal besser, manche schlechter auf Änderungen.“
Ähnlich verhalte es sich mit den Besuchskonditionen während der sanitären Krise. Das Heim erhalte derzeit viele Beschwerden der Familienangehörigen. Das Heim war zu Beginn der Krise für Besucher*innen geschlossen. Inzwischen sind Gäste erlaubt, allerdings müssen sie von Körperkontakt absehen. Die Besuchsdauer ist auf zwanzig Minuten beschränkt – ein kurzes Vergnügen. Im Schnitt finden wöchentlich 40 Besuche statt. Das Heim zählt 162 Bewohner*innen, nicht alle sehen ihre Liebsten also regelmäßig. Grün argumentiert, dass die Besuche einen großen Zeitaufwand erfordern. Mehr sei trotz hohem Personalschlüssel – im Heim sind 179 Pfleger*innen tätig – momentan nicht drin. „Anders können wir die Empfehlungen der Regierung und der Direction de la santé nicht einhalten“, sagt Grün. „Das Heim wurde letzte Woche integral getestet: Niemand war positiv. Wir setzen alles daran, dass das so bleibt.“
Die Patiente Vertriedung schreibt, dass eine Familienangehörige bereits zum Besuchsverbot eine Alternative anbot: Sie wollte selbst kostenfrei Tablets an die Heimbewohner*innen verteilen, damit diese den Kontakt mit Freundeskreis und Familie aufrechterhalten könnten. Das Blannenheem habe den Vorschlag kommentarlos abgelehnt. Darauf angesprochen, sagt Grün: „Das Kommunikationsproblem war zu dem Zeitpunkt gelöst. Unsere Bewohner haben eigene Wege, um mit ihren Familien zu kommunizieren.“ Die Sache mit der Vorspeise mag für Außenstehende eventuell noch als Bagatelle durchgehen. Die Tatsache, dass Alten- und Pflegeheime die Besuchskonditionen für ihre Häuser willkürlich festlegen und das Besuchsrecht im Allgemeinen stark eingeschränkt ist, scheint ein generelles Problem zu sein. Der Vorwurf, die Leitung des Blannenheem wolle eine pflegebedürftige Person aus ihrer eigenen Wohnung schmeißen, geht hingegen allein auf die Kappe der Heimleitung.
„Wir befinden uns mit der Familie in einem juristischen Clinch“, räumt Grün ein. Er streitet jedoch ab, dass das Blannenheem die Person zur Wohnungsräumung nötige. „Das ist absurd“, sagt er. „Es handelt sich dabei um eine private Eigentumswohnung. Wir haben da kein Mitspracherecht.“ Die Pflege durch das Blannenheem sei nach wie vor gewährleistet. Vonseiten der Patiente Vertriedung heißt es, das Dossier der betroffenen Familie sei komplex. Vermittlungsversuche zwischen den Parteien, in die auch die ULC eingebunden wurde, seien fehlgeschlagen. Es fällt auf, dass sich keine einzige Aussage des Direktors mit den Eindrücken der immerhin dreißig Familien deckt, was zumindest eine ihrer Beschwerden klar unterstreicht: Die Kommunikation läuft schief. Affaire à suivre.