Wer ist hier genmanipuliert?

von | 09.06.2021

In Luxemburg ist der Anbau oder die Haltung von genmanipulierten Organismen (GMOs) verboten. Neue Techniken zur Genmanipulation machen die Regulierung jedoch schwer. Das bereitet nicht nur der EU-Kommission, sondern auch der Luxemburger Regierung Kopfzerbrechen.

Golden rice (rechts im Bild) wird oft als Beispiel für die Vorteile von GMOs herangezogen, da damit Vitaminmängel vorgebeugt werden sollen. (Foto: CC-BY International Rice Research Institute)

Die Haltung der Regierung ist klar: GMOs sind in der Luxemburger Landwirtschaft nicht erlaubt und den Konsument*innen sollten möglichst auch keine Lebensmittel, die GMOs enthalten, zugemutet werden. Die EU-Richtlinie, nach der es möglich ist, GMOs zu verbieten, stammt allerdings aus dem Jahr 2001. In den letzten 20 Jahren gab es jedoch einige Fortschritte in der Biotechnologie und mit ihnen sind neue Unsicherheiten entstanden.

2018 tranchierte der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass auch Organismen, die mittels Mutagenese – also eine gezielte Mutation – manipuliert wurden, als GMOs gelten (die woxx berichtete). Dabei wurde vor allem das als „Genschere“ bekannte Verfahren Crispr/Cas visiert, das weitläufig angewandt wird und dessen Erfinderinnen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna im Jahr 2020 den Nobelpreis erhielten.

Als Antwort auf das EuGH-Urteil forderte der EU-Minister*innenrat die Kommission auf, eine Studie in Auftrag zu geben, die am 29. April 2021 veröffentlicht wurde. Der grüne Abgeordnete François Benoy befragte Umweltministerin Carole Dieschbourg (Déi Gréng) und Landwirtschaftsminister Romain Schneider (LSAP) nach einer Einschätzung der Regierung zu dieser Studie und ihrer Position zu GMOs.

Die Studie der Kommission zu neuen Genomtechniken stellt fest – und das schreiben auch Dieschbourg und Schneider in ihrer Antwort – dass es erhebliche Schwierigkeiten gibt, festzustellen, ob eine Mutation auf „natürlichem“, zufälligen Weg entstanden ist oder durch Gentechnik herbeigeführt wurde. Deswegen, und weil es innerhalb der EU sehr unterschiedliche Meinungen zu GMOs gibt, will die Kommission eine weitere, tiefgreifendere Studie in Auftrag geben. Dabei sollen auch die luxemburgischen „Stakeholder“ befragt werden.

Potenzielle Vorteile von GMOs sind laut dem Bericht Pflanzen, die resistent gegenüber Krankheiten oder Trockenheit sind, Lebensmittel mit höheren Nährstoffgehalt und Tiere, die durch Resistenzen gegenüber Krankheitserregern weniger Medikamente benötigen. Die EU-Kommission listet auch Nachteile auf: Risiken für die Umwelt, Probleme für die Koexistenz mit der Biolandwirtschaft und die Schwierigkeiten für die Verbraucher*inneninformationen. Die Regierung betont in ihrer Antwort auf Benoys parlamentarische Anfrage, dass sie „eine kritische Haltung“ gegenüber den erwähnten positiven Effekten hat.

Sie stellt aber auch klar, dass die medizinische Forschung durch den Einsatz von Gentechnik enorme Fortschritte zu verbuchen hatte. Viele Projekte werden durch EU-Mittel gefördert, in den letzten 13 Jahren durch 3,2 Milliarden Euro. Auch Luxemburger Forschungsinstitute sind in diesem Bereich aktiv, wie Dieschbourg und Schneider anmerken.

Die Minister*innen erklären in ihrer Antwort abschließend, dass Luxemburg weiterhin seine langjährige Anti-GMO-Politik innerhalb der EU verteidigen und auf das Vorsorgeprinzip pochen will. Sie betonen die Notwendigkeit einer „verhältnismäßigen und wissenschaftlich fundierten Risikoanalyse“ und der sachkundigen Verbraucher*inneninformation.

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