Wohnen in Luxemburg: Der Traum vom Haus im Garten

Seit dem 11. November ist Düdelingen die zweite Gemeinde Luxemburgs, die sogenannte „Tiny Houses“ in ihren Bebauungsplan integriert. Ein nachhaltiges Konzept gegen die Wohnkrise oder doch eher „philosophisches Wohnen“ für Kinder von Grundbesitzer*innen?

Hauptsache Haus: das Tiny House als Sinnbild für Minimalismus und Nachhaltigkeit? (Foto: Alexander Maß/Pexels)

Ende letzten Jahres sorgte Luxemburgs erstes Tiny House, auch Leichtbauwohnung oder Minihaus genannt, in Strassen für Schlagzeilen. Ein Jahr später wird Düdelingen nun die zweite Gemeinde des Landes sein, die diese Kleinwohnprojekte in ihren Bebauungsplan integriert. Am 11. November wurde die entsprechende Änderung in der Gemeinderatssitzung einstimmig beschlossen. Ist damit zumindest in Düdelingen im Kanton Esch an der Alzette ein Ende der Wohnkrise in Sicht? Mitnichten.

In anderen Gemeinden würde der Bau von Minihäusern, die eine maximale Wohnfläche von 50 m² haben dürfen, manchmal auch als mögliche Lösung für die Wohnungskrise angesehen. Der Gemeinderat in Düdelingen hingegen sieht seine Unterstützung dieser Wohnform, fernab von jeglicher Augenwischerei, eher aus „philosophischer Sicht“, heißt es am vergangenen Mittwoch in einer Pressemitteilung zum Infoabend zu Minihäusern. Obwohl hervorgehoben wird, dass eine „leichte Wohnung (…) sowohl in ökologischer als auch in ökonomischer Hinsicht billiger“ (sic) sei, sei das Leben in einem Tiny House doch eher Lebensentscheidung. Sprich: Die Minihäuser sind vielmehr eine Frage der Einstellung als eine finanzielle (Not-)Lösung. „Das sind dennoch spartanische Unterkünfte mit einem einfachen Komfort. Natürlich ist das nicht für jeden geeignet, insbesondere nicht für Familien“, sagte Düdelingens Bürgermeister Dan Biancala (LSAP) dazu. Aber wie in der Pressemitteilung zu lesen ist, „in einer Welt, in der übermäßiger Konsum zur Erschöpfung der Ressourcen führt, erklären sich immer mehr junge Erwachsene bereit, ihren Lebensstil in Richtung Minimalismus zu verändern.“

Diesen Minimalismus muss man schon wollen. Außerdem hilft es, Eltern zu haben, die weniger minimalistisch eingestellt sind und ein Grundstück besitzen. Insofern sind Minihäuser doch überwiegend als Lösung zur Emanzipierung der Kinder gedacht, denn auch wenn es möglich wäre, in einer Bauparzelle zwei Tiny Houses unterzubringen, ist in Luxemburg das Modell Leichtbauwohnung bislang als Haus im Garten der Eltern umgesetzt worden. Eine Entwicklung, die an das Modell der Großherzogsfamilie erinnert. So sagte Grand-Duc Henri in einem 100,7-Interview über die Entscheidung seines ältesten Sohnes neben dem Schloss in Colmar-Berg ein Haus für seine Familie zu bauen: „Ech fannen et ass villäicht eng modern Aart a Weis fir eng jonk Famill mat klenge Kanner. Et ass bestëmmt méi agreabel an engem Haus ze wunnen wéi an engem grousse Schlass.“

Genau dieses Modell ist auch in Düdelingen vorgesehen. Minihäuser könnten, laut Schreiben, eine „vorübergehende Lösung für das Zusammenleben mehrerer Generationen sein, bei der die Unabhängigkeit jedes Einzelnen gewahrt bleibt.“ Zumindest, wenn man Unabhängigkeit nicht finanziell betrachtet – das Grundstück muss schließlich im Besitz der Familie sein – sondern eher als philosophisches Konzept. Wie nachhaltig diese Wohnform aus ökologischer und ökonomischer Sicht dann noch ist, zum Beispiel im Vergleich zu integrierten Wohnungen, bleibt dahingestellt.

„In einer Welt, in der übermäßiger Konsum zur Erschöpfung der Ressourcen führt, erklären sich immer mehr junge Erwachsene bereit, ihren Lebensstil in Richtung Minimalismus zu verändern“

Um der Wohnkrise zu begegnen, wären öffentliche Projekte in Richtung Mehrparteienhaus mit vielen Wohnungen sicherlich effizienter und auch nachhaltiger (woxx 1735). Aber es geht in Düdelingen nicht darum, die systemische Wohnkrise zu lösen. Es geht vielmehr um die Philosophie des guten Wohnens. Zumindest für alle, die es sich leisten können.


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