ENERGIEPOLITIK: Die Kernkraft muss weg!

Die Demos in Schengen und in Berlin gegen Atomenergie erfreuten sich einer großen Teilnehmerzahl und übertrafen damit viele Erwartungen.

Der Beschluss der schwarz-gelben Koalition die Laufzeit der Atomkraftwerke zu verlängern stößt auf großen Widerstand in der deutschen Bevölkerung.

Das französische Atomkraftwerk Cattenom in Lothringen ist vielen ein Dorn im Auge: seine unmittelbare Nähe zu Luxemburg und Deutschland sowie immer häufiger auftretende Störfälle stellen ein beträchtliches Risiko für die Bevölkerung dar. Um auf diese Bedrohung aufmerksam zu machen, riefen Parteien und Organisationen der Großregion zu einer Demonstration gegen das Kraftwerk auf, die letzten Samstag auf der Schengener Brücke in Perl stattfand.

„In meinen Augen haben 2.000 Menschen teilgenommen. Die Demonstration verlief äußerst friedlich, und es kam zu absolut keinen Zwischenfällen: Es war wie ein Familienfest, das heißt, nicht wie in den 60er und 70er Jahren, als es zu Konfrontationen zwischen der Polizei und den Demonstranten kam“, erklärt Stephanie Nabinger (Bündnis 90/Die Grünen Rheinland-Pfalz), Initiatorin und Organisatorin der Demonstration.

Die Teilnehmer an der Massenkundgebung auf der Schengener Brücke beschränkten sich allerdings nicht auf die Parole „Cattenom, non merci“, sondern verkündeten auch die Grundaussage gegen die Kernenergie, nämlich „Atomkraft, nein danke“. Schließlich sprachen sie sich auch gegen die kürzlich beschlossene Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke in Deutschland aus, gegen die zu gleicher Zeit in Berlin demonstriert wurde.

Dass die eher kurzfristig angesetzte Anti-Atom-Demo in der deutschen Hauptstadt auf den gleichen Tag wie die acht Monate zuvor geplante Protestaktion in Perl fiel, war wirklich Zufall. In den Straßen Berlin waren insgesamt 100.000 Menschen unterwegs, darunter auch einige prominente Politiker von Bündnis 90/Die Grünen, SPD und Die Linke. Auch die meisten demonstrationswilligen Rheinland-Pfälzer waren lieber nach Berlin als nach Perl gefahren. „Von Mainz fuhren ein Bus nach Perl und zwei nach Berlin. Nächstes Mal soll sollen es aber zwei Busse nach Perl sein“, sagt Nabinger.

Zufall war auch, dass genau am Wochenende der Demonstration das Kernkraftwerk Cattenom erstmals an den „Journées du patrimoine“ teilnahm, da der Meiler nun zum Industrieerbe der Region zählt. Mit Animationen und Entdeckungsparcours für Kinder und Erwachsene machte Cattenom eine Anstrengung, sich in der französischen Öffentlichkeit in angenehmes Licht zu rücken. Doch auf Anfrage der woxx verweigerten die Verantwortlichen des Kraftwerks jeglichen Kommentar: „Zur Demonstration in Perl geben wir keine Stellungnahme mehr ab.“

Sabine Nabinger freut sich aber über die gute Bilanz der Protestaktion am Samstag: „Es war eine erfolgreiche Auftaktveranstaltung für weitere Demonstrationen, und es werden weitere kommen. Wir hören nicht auf, die Bevölkerung einzuladen, auf die Straße zu gehen und ihre Meinung kundzutun.“ Was die Atompolitik in Deutschland betrifft, fordert sie – genau wie ihre Partei – den sofortigen Rücktritt der aktuellen Bundesregierung. Denn im Falle von Neuwahlen in Deutschland stünden die Chancen für eine rot-grüne Koalition in der nächsten Legislaturperiode doch gut. Nabinger erklärt: „Die Laufzeitverlängerung ist im Interesse der vier großen deutschen Energiekonzerne. Als Grüne sehe ich in der Atomfrage eine Lobbyistenpolitik“.


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