„Bastard – die Geschichte der Journalistin Lee“, Assimilation A, 15 Euro, ISBN 3-935936-25-7
Die „Süddeutsche Zeitung“ sagt ihm schon eine Karriere als „Manu Chao der deutschen Popliteratur“ voraus – ein blöder Vergleich. Denn Manu Chao singt fröhlich-engagierte Texte. Die Sprache, die Raoul Zelik in seinem jüngsten Roman Bastard verwendet, ist hingegen grimmig, manchmal vielleicht etwas zu bemüht sarkastisch. Heutzutage ist es eben schick, radikal und respektlos zu schreiben, und mit vielen Anglizismen. Engagiert aber ist seine Geschichte. Carla Lee ist eine Studentin unserer Zeit. 27 Jahre jung, in Deutschland geboren und aufgewachsen, ihr Vater ein koreanischer Gewerkschaftsführer. Als „Assimilationskanakin“ oder „Schlitzauge“ im Deutschland nach Solingen und Hoyerswerda, als Bulimie-Kranke im eigenen Körper – Fremdsein ist Lees großes Thema. Das ändert sich auch nicht, als sie nach Korea geht und im Land ihres Vaters als investigative Journalistin einen Bauskandal aufzuklären versucht. Lee ist und bleibt Grenzgängerin, auf der Suche nach Identität, irgendwo zwischen koreanischer Höflichkeit, deutschem Pessimismus und der Kloschüssel – und genau dieser Blickwinkel macht den Reiz von Zeliks drittem Roman aus.