BIOLANDWIRTSCHAFT: Zusammen stärker

Die Biobranche hat sich in den letzen Jahren stark verändert. Um mit den Veränderungen Schritt halten zu können, wurde kürzlich, per Fusion der beiden Vereine „Demeter“ und „Bio-Label“, die „Bio-Lëtzebuerg Vereenegung fir Bio-Landwirtschaft“ gegründet. Die woxx sprach mit der Geschäftsführerin Anja Staudenmayer.

woxx: Was gab den Ausschlag bei dem Entschluss, den neuen Bio-Verein „Bio-Lëtzebuerg“ zu gründen?

Anja Staudenmayer: Es gab vor der Gründung zwei Vereine, die „Vereinigung für biologischen Landbau – Bio-Label“ und den „Verein für biologisch-dynamische Landwirtschaft – Demeter“. Sie werden aufgelöst, sobald der neue Verein funk-tioniert. Bei dieser Zusammenlegung geht es darum, die Arbeitsweise effektiver zu gestalten, den adminis-trativen Aufwand zu verringern und mehr Klarheit bei der Aufgabenstellung zu schaffen – mit einem Wort, noch professioneller zu sein. Unsere Absicht ist es, eher zu einer Vertretung der Bio-Bauern zu werden. Vorher bestand die Aufgabe der Vereine vor allem in der Labelisierung – also der Vergabe des Demeter- und des Bio-Label-Warenzeichens für Lebensmittel. Das war jedoch nicht immer einfach, da es viele Betriebe in Luxemburg gab, die unter dem EU-Bio-Label wirtschafteten. Nach der Gründung von Bio-Lëtzebuerg können diese nun auch Mitglied werden. Das heißt, der neue Verein ist nicht nur ein bestimmter Label-Zusammenschluss, er ist jetzt auch offener für all jene, die gerne eine politische Vertretung haben oder mit anderen Bio-Bauern zusammenarbeiten wollen.

Haben Sie hier schon gemeinsame Schwerpunkte definiert?

Wir wollen politisch aktiver werden und bei der Agrarpolitik mitreden. Dazu haben wir schon für nächste Woche einen Workshop mit dem Titel „Eine effiziente Agrarpolitik in Luxemburg“ organisiert. Wir wollen, dass die Biolandwirtschaft angemessen gefördert wird, dass sie entsprechendes Mitspracherecht bekommt, und dass wir uns in der Frage der Gentechnik positionieren. Der Biolandbau in Luxemburg wächst nicht so wie in anderen Ländern; das hat seine Gründe, und hier kann noch etwas getan werden. Man muss nicht unbedingt Mitglied in dem neuen Verein sein, um die Fortbildungsmöglichkeiten nutzen und mitarbeiten zu können. Denn die Biolandwirtschaftsbewegung lebt davon, dass es eine Zusammenarbeit in verschiedenen Arbeitskreisen gibt und Entscheidungen nicht von irgendwelchen Büroangestellten getroffen werden. Zu den Aufgaben des neuen Verbandes gehört aber auch weiterhin, eine Zertifizierung anzubieten.

Wer gehört „Bio-Lëtzebuerg“ an?

Wir haben nicht nur Erzeuger – Bauern, Gärtner, Imker bei uns – auch Verarbeiter und Händler können Mitglied werden. Das ist wichtig, da gerade die Verarbeitung in Luxemburg nicht besonders ausgeprägt ist. Von den insgesamt 104 Biolandwirten in Luxemburg gehören 72 der Bio-Lëtzebuerg-Vereinigung an.

Wird diese staatlich subventioniert?

Wir erhalten eine finanzielle Unterstützung für die laufenden Betriebs-kosten und bekommen einen Zuschuss, um auf Agrar-Ausstellungen präsent zu sein. Ansonsten finanzieren wir uns über die Mitgliedsbeiträge. Biobauern, die Mitglied im neuen Verein sind, bezahlen einen feststehenden Hektarbetrag.

Was ist die größte Herausforderung für die Biolandwirtschaft?

Von der Tagung in der nächsten Woche erhoffen wir uns, mehr Gehör zu finden und eine angemessene Förderung zu erhalten. Es heißt immer, die Biobauern bekommen so viel Geld – aber wenn man es vergleicht, ist es gar nicht so viel. Problematisch ist in Luxemburg, dass viele Betriebe im konventionellen Sektor ihre Ausrichtung so geplant haben, dass sie auf Jahre nicht auf Biolandwirtschaft umstellen können. Das hängt auch mit der industriellen Förderung zusammen. Dann haben Bauern große Ställe und Infrastrukturen errichtet und sollen erneut in eine Bio-Umstrukturierung investieren. Das ist schwer. Aber das Interesse am Bio-Landbau ist durchaus vorhanden, nur setzt eine Umstellung eben Mut voraus.


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