CITY-MANAGER: Es war einmal

Das „City-Manager“-Projekt hat die Amtszeit des Bürgermeisters Paul Helminger geprägt. Nun verschwindet diese Dienststelle aus dem Organigramm der Gemeinde.

Als Bürgermeister Xavier Bettel am vergangenen Mittwoch anlässlich des monatlichen City-Breakfast einige Personalveränderungen in der Gemeindeführung bekanntgab, erwähnte er eher beiläufig, dass der City-Managerin Geraldine Knudson ein neues Aufgabenfeld zugewiesen worden sei. Sie werde fortan versuchen, Betriebe für eine Niederlassung auf dem Gebiet der Hauptstadt zu gewinnen, beziehungsweise sich um die kümmern, die den Entschluss hierzu schon gefasst haben. Das gehörte schon bislang zu den Aufgaben der City-Managerin, war aber nur eine von vielen.

Anlass der Umstrukturierung ist der Rücktritt der Leiterin der Abteilung „Öffentlichkeitsarbeit“, Pascale Kaufmann. Auf ihren Posten rückt die aktuelle Presseverantwortliche Astrid Agustsson nach, die zugleich für die interne kommunale Kommunikation zuständig sein wird. Monique Mathieu, die bislang die interne Kommunikation betreute, wechselt am 1. September als Chefin zum Capel, dem Dienst für pädagogische Animation, der die zahlreichen schulischen und außerschulischen Kinder- und Jugendaktivitäten der Stadt organisiert.

Als Romain Modert, der erste Citymanager der Stadt Luxemburg, im März 2005 seinen Dienst antrat, war eine seiner Hauptbeschäftigungen, den Medien zu erläutern, worin sein Job eigentlich bestand. Im woxx-Interview (Nr. 791) nannte er ein breites Aktionsfeld: Event- und Kulturkoordination und -Kommunikation auf der einen, Handelsförderung, Stadtentwicklung und Standortwettbewerb auf der anderen Seite.

Der damals von der woxx gehegte Verdacht, der Citymanager werde vor allem eine Yuppie-Kundschaft bedienen müssen, erwies sich als teilweise unbegründet: Nach einem Jahr trennte sich Paul Helminger von „seinem“ Citymanager. Er wohl allzu oft seinem Auftraggeber, der als Macher in fast allen vom City-Manager bearbeiteten Themengebieten aktiv war, auf die Füße getreten.

Als die frühere SES-Astra-Marketingfrau Geraldine Knudson im Juni 2006 Romain Modert nachfolgte, definierte man das Amt der „City-Managerin“ ein wenig um – war dabei allerdings nicht weniger ambitiös als zuvor. Knudsons vorrangige Aufgabe war nun, ein neues Leitbild für die Hauptstadt zu erarbeiten. Als Beispiel nannte sie immer wieder die Stadt Zürich, die es verstanden habe, ihr biederes Image zu modernisieren und neben den Banken auch andere Wirtschaftszweige und die mit ihnen verbundenen Arbeitsplätze anzulocken

Multiplicity

In der kommunalen Hierarchie war die City-Managerin Chefin der Abteilungen City-Management, Öffentlichkeitsarbeit, externe und interne Kommunikation. Im Februar 2007 wurde Pascale Kauffmann – ebenfalls vorher bei SES Astra – zur Verantwortlichen für die kommunale Öffentlichkeit bestimmt und die interne Kommunikation, die Monique Mathieu leitete, auf eigene Beine gestellt.

Ein Ergebnis der Arbeit der City-Managerin ist das im Januar 2011 vorgestellte vielfarbige „multiplicity“-Konzept, das als Logo und Slogan zugleich Luxembourg nach innen und außen als Marke kennzeichnen soll. Ob das schwer aussprechbare Branding allerdings erfolgreich sein wird, muss sich erst noch erweisen. Immerhin, den StadtbewohnerInnen und NutzerInnen des öffentlichen Verkehrs hat es kaum zu übersehende knallbunte Busse beschert.

Das Arbeitsfeld der City-Managerin wurde im Laufe der Zeit immer mehr eingeschränkt. Dem Bild eines „hauptamtlichen“ Begleiters des Bürgermeisters, der über die politischen Wechselbäder und Parteigrenzen hinweg die langzeitliche Entwicklung der Stadt begleiten soll, entsprach das Amt immer weniger. Der Rücktritt von Pascale Kauffmann, die wieder in die Privatindustrie wechselte, bot die Gelegenheit die Rollenverengung auch nach außen klar zu machen: Seit vergangenem Monat lautet das offizielle Aufgabengebiet von Geraldine Knudson „développement économique et commercial de la ville“, der Titel „City Manager“ ist im Organigramm der Verwaltung nicht mehr vorhanden – wenn auch die offizielle Homepage immer noch einen entsprechenden Link anbietet.


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