Der Meco zieht den Nutzen der jüngsten Tariferhöhungen bei Bussen und Bahnen in Zweifel, da sie das Ziel eines verbesserten Modalsplits gefährden.
Knapp einen Monat nach der zum Teil drastischen Anhebung der Tarife im öffentlichen Transport meldet sich die Umweltgewerkschaft Mouvement Ecologique mit einer umfassenden Analyse zu Wort. Sie sieht einige der im Vorfeld der Tarifanpassung vorgebrachten Bedenken, nämlich, dass diese unüberlegt sei und an ihrem Ziel vorbeischieße, im wesentlichen bestätigt (siehe woxx 1191). Ob am Ende tatsächlich Mehreinnahmen von 5 Millionen Euro winken, sei mehr als zweifelhaft.
Der Wegfall einiger günstiger Tarifformen, wie etwa der Gratis-Mitnahme einer Person durch einen ÖT-Abo-Inhaber am Wochenende, dürfte dazu führen, dass nun beide statt mit Bus oder Bahn mit dem Auto fahren. Der Mehrertrag wäre dann Null und der Modalsplit noch weiter vom offiziell angestrebten Verhältnis 25:75 entfernt.
Und auch die undifferenzierte Anhebung des Einzelfahrscheins von 1,5 auf 2 Euro werde absurderweise gerade jene zur Benutzung des Autos animieren, die gelegentlich kürzere Strecken zurückzulegen haben. Eine Lösung wäre eine Kurzstrecken-Regelung, die, wie bei dem in Esch praktizierten Modell, günstigere Tarife innerhalb bestimmter Zonen vorsieht.
Dass ausgerechnet Großfamilien durch den Wegfall des verbilligten Erwachsenen-Abos und die Verteuerung der Jumbo-Karte für Kinder über 12 Jahre fühlbar zur Kasse gebeten werden – im Falle einer 3-Kindfamilie können dies 555 Euro im Jahr bedeuten – ist auch sozialpolitisch ein Unding.
Auch wenn der Meco die Ansicht teilt, dass die Tarife in Luxemburg recht günstig sind, hätte er sich doch eine grundsätzliche Diskussion im Vorfeld der Reform gewünscht, wodurch diese z.B. den Belangen der GrenzgängerInnen stärker Rechnung getragen hätte. Symptomatisch in diesem Zusammenhang sei die Nicht-Einbeziehung des „comité des usagers“ bei der Ausformulierung des neuen Tarifs. Ohne einen solchen Ausschluss hätten einige Fehlentscheidungen, für die der Meco jetzt eine Nachbesserung einfordert, sicherlich vermieden werden können.
Optimierungen zuerst
Statt treue KundInnen mit teilweise unausgegorenen Tariferhöhungen zu vergrätzen, sollte die Transportpolitik sich mit kurz- und mittelfristigen Verbesserungen beschäftigen, die dazu beitragen, den Kreis der NutzerInnen des öffentlichen Transportes zu verbreitern. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, kommt die Tariferhöhung zum falschen Zeitpunkt, da zahlreiche Optimierungen immer noch auf sich warten lassen.
In Erwartung des Tram-Projektes stehen sicherlich eine Reihe größerer Vorhaben – etwa die Peripheriebahnhöfe um die Hauptstadt – an, doch gibt es auch kurzfristig umsetzbare Maßnahmen, die helfen würden, den öffentlichen Transport attraktiver zu gestalten. Die aber werden nach Auffassung des Meco nicht konsequent genug verfolgt.
Unübersichtliche Linienführungen, Fehlen von Informationen an den Haltestellen, wenig nachvollziehbare Umsteigeempfehlungen, aber vor allem Verspätungen und Ausfälle machen das Gesamtsystem gerade für Neueinsteiger wenig attraktiv. Doch auch geübte Bus- und Bahnnutzer sind kurzfristigen Fahrplanänderungen und Ausfällen hilflos ausgeliefert. Die schnelle digitale Kommunikation lässt – abgesehen von Anfängen in der Hauptstadt – immer noch auf sich warten.
Das elektronische Fahrscheinsystem, das alles einfacher machen sollte, stiftet weiterhin Verwirrung, da die NutzerInnen nicht sehen können, wieviel Fahrzeit oder wieviele Tickets noch auf ihrer Karte gutgeschrieben sind. Es sind nur sehr wenige Ladestationen vorhanden, eine Aufstockung per Internet ist nicht möglich.
Gravierend wirken sich auch spürbare Unterkapazitäten in den Spitzenstunden aus. Hier fordert der Meco, wenigstens die Schulanfangs- und Endzeiten von denen der Berufspendler abzukoppeln.
In einem öffentlichen Appell verlangt die Umweltgewerkschaft kurzfristig eine Reihe punktueller Anpassungen der Tarifreform, aber eben auch einen breit angelegten Dialog mit den (potentiellen) NutzerInnen des ÖPNV, den Gemeinden, den Unternehmen und Gewerkschaften und den Organisationen der Zivilgesellschaft. Im Visier: Ein Modalsplit von 40:60, also weit mehr als das, was sich die aktuelle Regierung mittelfristig zutraut.