Die afrikanische Schweinepest bereitet der Regierung Sorgen. Um die heimische Landwirtschaft vor ökonomischen Schäden zu schützen, wird jetzt ein Zaun errichtet.
In einer spontan einberufenen gemeinsamen Pressekonferenz gaben Landwirtschaftsminister Romain Schneider (LSAP) und Umweltministerin Carole Dieschbourg (Déi Gréng) Erklärungen zum aktuellen Stand der Maßnahmen zum Schutz gegen die afrikanische Schweinepest (ASP). Die Krankheit, die lediglich Wild- und Hausschweine befällt und für den Menschen ungefährlich ist, wurde im September 2018 bei Wildschweinen bei Étalle in Belgien, nahe der luxemburgischen Grenze, festgestellt.
Seitdem arbeiten Beamte aus Landwirtschafts- und Umweltministerium eng mit ihren Kolleg*innen aus Frankreich und Belgien, sowie mit Expert*innen der EU zusammen, um die Ausbreitung zu evaluieren und Maßnahmen zu treffen, die die Ausbreitung möglichst eindämmen sollen. Bisher wurden über 130 Blutproben von toten Wildschweinen analysiert, die allesamt negativ auf ASP getestet wurden.
Information für Landwirt*innen, Kooperation mit Jäger*innen
Obwohl sogar Fleisch von infizierten Tieren noch genießbar ist, müssen bei einer Infektion besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden. „Das hätte einen großen ökonomischen Einfluss auf die Landwirtschaft, einige Betriebe müssten vielleicht sogar schließen. Vor allem beim Im- und Export würde es zu einem hohen Aufwand kommen“, so Schneider.
Eine der Hauptmaßnahmen des Ministeriums ist die Information von Landwirt*innen. Daneben sind auch sämtliche Schweinebetriebe in Luxemburg auf die Einhaltung sanitärer Bestimmungen geprüft worden. „Die großen Betriebe sind alle im grünen Bereich, was die Biosicherheit angeht“, erklärte Schneider. Zusätzliches Informationsmaterial wird gerade vorbereitet.
„Die Zusammenarbeit mit den Jägern hat bisher recht gut funktioniert, wir wollen auch weiterhin gemeinsam gegen die ASP vorgehen“, sagte die Umweltministerin, die die Kritik mancher Jäger*innen, die Regierung würde wegen ethischen Vorbehalten nicht genug gegen die ASP unternehmen, nicht versteht. Die Abschussquoten für Wildschweine in Luxemburg sind nämlich Minimalquoten – und den Jäger*innen sei nahegelegt worden, doch mehr Wildschweine zu schießen als minimal erforderlich. Um dies weiter zu fördern, ist in der Überwachungszone nahe der belgischen Grenze die Ruhezeit, die innerhalb des Waldgebietes gilt, ausgesetzt worden.
Wie bereits von anderen Medien am Dienstag gemeldet wurde, plant die Regierung die Errichtung eines Zaunes in der Nähe von Steinfort. Acht Kilometer parallel zur belgischen Grenze sollen ab nächster Woche gemeinsam von der Straßenbauverwaltung, Landwirt*innen und der Armee eingezäunt werden. „Sobald der Zaun steht, werden wir eine Pufferzone ausrufen. Zwischen dem luxemburgischen und dem belgischen Zaun werden dann alle Wildschweine geschossen werden“, erklärte die Umweltministerin.
Die ökonomischen Interessen der Landwirtschaft überwiegen
Ob dieser Totalabschuss von freiwilligen Jäger*innen oder als „administrative Jagd“ vonstatten gehen wird, ist noch nicht geklärt. „An dieser Frage sitzen unsere Juristen gerade. Wenn der Zaun steht, wird diese Frage geklärt werden. Wir denken, dass es zu einer Lösung kommt, in dem der Staat partnerschaftlich mit den Jägern vorgeht“, erklärte Dieschbourg. Im Januar hatte Dänemark angekündigt, einen ähnlichen Zaun an der deutsch-dänischen Grenze zu bauen – der soll allerdings zehnmal so lang sein wie sein luxemburgisches Pendant.
„Wir versuchen, die Durchlässigkeit für kleinere Wildtierarten zu gewährleisten. Aber für größere Arten wird der Zaun eine Barriere darstellen. Daher können wir die Auswirkungen auf die Biodiversität noch nicht einschätzen. In diesem Fall geht das ökonomische Interesse der luxemburgischen Landwirtschaft vor“, erklärte die Umweltministerin auf Nachfrage der woxx. Der Zaun würde wieder entfernt, wenn die Gefahr gebannt sei. Dies könne jedoch drei bis fünf Jahre dauern.
Das Landwirtschaftsministerium hat eine spezielle Webseite mit allen Informationen zur ASP online gestellt. Wer ein totes Wildschwein entdeckt, das keine offensichtliche Todesursache aufweist, ist gebeten, dies unter der Telefonnummer 2 47 56-666 der Natur- und Forstverwaltung zu melden.