In puncto Gehalt, Arbeitsbedingungen und Zufriedenheit bilden Putzkräfte in der Arbeitswelt das Schlusslicht. Es ist kein Zufall, dass vorwiegend Frauen mit niedrigem Bildungsgrad und Migrationshintergrund in dem Berufsfeld beschäftigt werden.

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Seit Oktober 2019 laufen die Tarifverhandlungen für den Reinigungssektor nun bereits. Erfolge gibt es bisher kaum, wie Estelle Winter, Zentralsekretärin des OGBL-Syndikats „Services privés de nettoyage, d’hygiène et de l’environnement“, gestern der Presse gegenüber erklärte. Bei den Verhandlungen geht es um eine bessere Entlohnung und bessere Arbeitsbedingungen.
Zu letzteren zählt etwa die Erhöhung der Vollzeitbeschäftigung. Während der Durchschnitt hier in anderen Bereichen bei 72 Prozent liegt, arbeiten im Reinigungssektor lediglich 34 Prozent der Beschäftigten in Vollzeit. Mehr als die Hälfte des Putzpersonals wünscht sich , mehr arbeiten zu können. 14 Prozent von ihnen müssen mehreren Beschäftigungen nachgehen, um finanziell überleben zu können – das entspricht 9 Prozent mehr als dies in anderen Berufen der Fall ist. Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen sind im „Nettoyage“ auch die befristeten Verträge mit 11 Prozent häufiger vertreten als in anderen Sparten. Mit einem Durchschnittsgehalt von 12,6 Euro pro Stunde ist der Reinigungssektor zurzeit der am schlechtesten bezahlte des Landes. In keinem anderen Beruf sind derart viele Menschen unzufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen und mit ihrem Privatleben. Ein weiterer Missstand, der während der Ausgangsbeschränkungen zum Tragen kam: In privaten Haushalten eingestellte Putzkräfte haben kein Recht auf Kurzarbeit.
Wie die Ergebnisse einer Studie vom Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (Liser) zeigen, stellen im „Nettoyage“ allerdings nicht nur Verträge und Gehalt eine Belastung für die Arbeitnehmerinnen – bei 83 Prozent handelt es sich um Frauen – dar: Viele der Befragten empfinden ihre Arbeit als körperlich schmerzhaft und berichten von einem erhöhten Verletzungsrisiko. 43 Prozent des Putzpersonals klagt über Schmerzen – deutlich mehr als in anderen Berufssparten. Auch die psychische Belastung sei groß. So berichten viele davon, sich von ihrem professionellen Umfeld nicht unterstützt zu fühlen. Das große Arbeitspensum schade zudem oftmals der Arbeitsqualität.
Neben Migrationshintergrund und niedrigen Bildungsniveau ist den meisten Putzkräften auch die weibliche Geschlechtszugehörigkeit gemein. Nachvollziehbare Gründe für die anhaltenden Misstände gäbe es nicht, wie Winter gestern erklärte. Reinigungsfirmen seien so gefragt wie nie, die jährlichen Umsätze würden problemlos Gehaltserhöhungen erlauben.