Willis Tipps: März 2019

Palästinensisches im Doppelpack


Zwei ganz unterschiedliche palästinensische Platten sind jetzt erschienen. Die drei Brüder vom berühmten Trio Joubran haben acht Jahre gebraucht, um The Long March herauszubringen. Wie schon auf früheren Platten hört man die Stimme des Poeten Mahmoud Darwish und auch Pink Floyds Roger Waters ist beteiligt. Die drei Ouds der Ausnahmekünstler aus Nazareth stehen im Zentrum. Der Pariser Produzent Renaud Letang hat sie aber in elektronische Klänge gebettet, woran man sich erst einmal gewöhnen muss. Die 25 Musikstudentinnen, die sich Daughters of Jerusalem nennen, kommen aus dem arabischen Osten dieser Stadt. Auf ihrer CD findet man volkstümlich klingende, palästinensische Lieder von Größen wie Rim Banna und den Rahbani Brüdern in beeindruckendem Chorgesang mit Begleitung von Cello, Kontrabass, Perkussion und Kanun. mehr lesen / lire plus

Dimitris Mystakidis: Rebetiko ohne Kitsch und Bouzouki

Dimitris Mystakidis ist ein ausgezeichneter griechischer Rebetiko-Gitarrist und -Sänger und wird am 9.3. in Niederanven mit seinem Quartett auf der Bühne stehen.

Mystakidis kommt aus Thessaloniki und lehrt Musik an der dortigen Universität. Auf mehr als achtzig Schallplattenaufnahmen vieler großer Namen der griechischen Musik ist er als Begleiter zu hören und hat international drei eigene, hochgelobte CDs veröffentlicht: 2006 erschien „16 Rembetika tragoudia me kithara“ mit Stücken aus der Vorkriegszeit, 2015 „Esperanto“ mit Liedern aus der Nachkriegszeit und schließlich 2017 „Amerika“, auf dem Mystakidis Stücke von Emigranten verarbeitet.

Rebetiko, auch Rembetiko genannt, ist die international bekannteste Musikform aus Griechenland, die allerdings zunächst in Kleinasien entstand. mehr lesen / lire plus

Willis Tipps: Februar 2019

Burkina-Faso-Groove

Zwischen Mali und Ghana liegt Burkina Faso, ein Land, das in der Weltmusikszene ein Schattendasein führt, obwohl es dort ganz Aufregendes zu entdecken gibt, wie die aktuelle CD von Baba Commandant & The Mandingo Band beweist. Die zweite Platte der Gruppe heißt Sira Ba Kele und enthält sechs Tracks mit ansteckenden Grooves, die sich auf die traditionelle Musik des Mandinka-Volkes stützen, aber auch nicht verleugnen, dass die Band sich mit Afrobeat auskennt. Bass und Schlagzeug bilden die polyrhythmische Basis für die kantige Stimme des „Kommandanten“ Mamadou Sanou, der auch die Kamele-Ngoni-Spießlaute spielt. Aus dem rechten Lautsprecher tönen unaufhörlich die perkussiven Klangkaskaden des Balafons und von links kommen die nervösen Funk-Sounds der elektrischen Gitarre. mehr lesen / lire plus

World Music: Der Meister der Ngoni

Mit Bassekou Kouyaté kommt einer der bekanntesten malischen Musiker nach Luxemburg – bekannt ist er vor allem für seine Verdienste um die Ngoni-Laute.

Von der begleitenden
Laute zum beachteten Solo-Instrument:
Bassekou Kouyaté und seine Ngoni. (Foto: Thomas Dorne)

Bassekou Kouyaté kommt am 5. Februar mit seiner Gruppe „Ngoni ba“ ins Kulturzentrum Opderschmelz. Er ist einer der ganz Großen im an hervorragenden Musiker*innen nicht armen Mali und wurde mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. In der Musik seiner Band kommt weder die ansonsten weitverbreitete Kora-Harfe, noch das Balafon vor und eine Gitarre wird nur gelegentlich von Gastmusikern beigesteuert.

Kouyaté spielt die uralte, 1352 zum ersten Mal in einem Reisebericht erwähnte Ngoni-Laute, die verschleppten Sklaven in Nordamerika wahrscheinlich als Vorlage für die Entwicklung des Banjos diente. mehr lesen / lire plus

Willis Tipps: Januar 2019

Salif Keitas starkes letztes Stück

Das sei sein letztes Album, hat Salif Keita erklärt. Keita, eine der größten Stimmen Afrikas, stammt aus dem höchsten malischen Adel und hätte deshalb gar nicht Musiker werden dürfen. Trotzdem ging er Ende der 1960er Jahre als Sänger zur legendären Rail Band in Bamako und dann zu Les Ambassadeurs. Mitte der 1980er zieht es ihn nach Paris und er veröffentlicht 1987 die Meilensteinplatte „Soro“. Zeitgleich mit Mory Kanté („Yeke Yeke“) erobert er damit das neugierige Publikum Europas, indem er die traditionelle Musik Malis mit Synthesizerklängen auf den neusten Stand bringt. Später widmet er sich zeitweilig auch akustischen Klängen, nutzt dann aber weiter überwiegend elektrische Sounds. mehr lesen / lire plus

Willis Tipps: Dezember 2018

Lettische Frauenpower

Die Musik Skandinaviens hat schon seit Langem eine treue Fangemeinde. Wer solche Klänge mag, darf die Scheibe dieser baltischen Band auf keinen Fall verpassen. Tautumeitas ist eine sechsköpfige Frauenvokalgruppe aus Lettland, die sich selbst mit zwei Violinen und dem Akkordeon begleitet. Zur Verstärkung haben sie Blasmusiker, einen Bassisten und einen Schlagzeuger, der auch den Synthesizer bedient, ins Studio geholt. Die flotten Kompositionen haben einen engen Bezug zu den traditionellen Gesängen Lettlands, in denen ich Ähnlichkeiten zur finnischen Musik entdecke. Neben starken Solostimmen besticht vor allem der mächtige Chorgesang, der auf einem voluminösen instrumentalen Teppich steht und hochmodern klingt. Vor einigen Monaten hatte die Gruppe bereits ein spannendes Album gemeinsam mit einem Dudelsackensemble veröffentlicht („Auli & Tautumeitas“). mehr lesen / lire plus

Willis Tipps: November 2018

Von Neapel um die Welt


Über Floriana Cangiano, kurz FLO, die gerade ihr drittes Album herausgebracht hat, gibt es zahlreiche Artikel im Internet, aber ausschließlich in Italienisch. Sie lebt in Neapel, ist Singer-Songwriterin und Schauspielerin und in Italien sehr bekannt. Ihr Album La Mentirosa wurde von Daniele Sepe produziert, der als Musiker seit den 1990ern musikalische Grenzen überschreitet. So ist denn auch FLOs Platte ein spannendes, multikulturelles Projekt geworden, in dem traditionelle süditalienische Taranta-Musik unter anderem auf Brasilianisches von Milton Nascimento und Mexikanisches trifft. Besonders eindrucksvoll ist das Lied über die mexikanische Legende Chavela Vargas. Die Platte mit zwölf Stücken ist voller Überraschungen, sowohl was die Musik, als auch was die Instrumentierung angeht. mehr lesen / lire plus

Womex: That’s Underground!

Auf der diesjährigen Weltmusikmesse Womex brodelte es wieder im innovativen Untergrund.

Der Autor mit Moonlight Benjamin aus Haiti auf der Womex. (© Privat)

Vor 50 Jahren erschien die Kompilation „That’s Underground“ und machte zum ersten Mal aufregende Bands aus den USA, die zuvor nur kleinen Gruppen von Insidern bekannt waren, einem breiteren Publikum zugänglich. Diese Künstler*innen experimentierten, ohne die von der Musikindustrie vorgegebenen, steifen Regeln zu beachten, und pfiffen auf kommerziellen Erfolg. „The Electric Flag“, „Moby Grape“, „Big Brother & The Holding Company“ und natürlich „Mothers of Invention“, die man leider nicht mit auf die Platte genommen hatte, waren Avantgarde, Innovation, Rebellion. mehr lesen / lire plus

Willis Tipps: Oktober 2018

Endlich wieder Mariachi

Es gibt Klassiker, die pur und ohne modischen Schnick-Schnack auch heute noch begeistern. Mariachi Reyna de Los Angeles wurde 1991 gegründet und entspringt der großen Bevölkerungsgruppe in L.A., die ihre Wurzeln in Mexiko hat. Ungewöhnlicherweise ist es eine zehnköpfige reine Frauenkapelle, die sowohl in der Latino-Gemeinschaft der USA wie auch in Mexiko großes Ansehen genießt. Sie hat alles dabei, was den Mariachi ausmacht: schmachtende Geigen, überdrehte Trompeten, emotionsgeladene Stimmen und Sombreros. Dadurch, dass der Mariachi jahrzehntelang als kitschiges Soundklischee für sämtliche Hollywoodschinken mit mexikanischen Bezügen missbraucht wurde, hielten ihn viele schließlich für einen nicht ernst zu nehmenden musikalischen Witz. mehr lesen / lire plus

World Music
: Eine lusophone Kreuzfahrt


Das „atlântico“-Festival ist jedes Jahr wieder Anziehungspunkt für die portugiesisch sprechende Gemeinschaft Luxemburgs – aber das Programm verdient es, dass sich auch die anderen Communities dafür interessieren sollten.

Tito Paris bringt die Kapverden nach Luxemburg. (oto: Ministério da Cultura / Flickr)

In diesem Jahr veranstaltet die Philharmonie Luxemburg zum dritten Mal das „atlântico“-Festival, das verschiedene Facetten lusophoner Musik von beiden Seiten des Atlantiks beleuchtet. So enge musikalische Beziehungen wie zwischen Portugal und seinen ehemaligen Kolonien findet man sonst nirgends im Postkolonialismus. Der Kolonialismus und die Versklavung und Verschleppung von Millionen Afrikaner*innen gehören bekanntlich zu den grauenhaftesten Kapiteln der Geschichte. Dass daraus dennoch auch etwas Wunderbares entstanden ist, verdanken wir in erster Linie der Kraft und der Kreativität der Nachkommen der Entwurzelten, die das Elend gewendet haben und aus Elementen unterschiedlicher Kulturen eigene Musikformen entwickelten, die in diesem Fall sogar in die Heimat der Kolonialisten zurückstrahlte. mehr lesen / lire plus

Willis Tipps
: September 2018

Brillantes indisches Debut

Anandi Bhattacharya ist eine erst 22-jährige indische Sängerin, die gerade ein bemerkenswertes Debutalbum herausgebracht hat. Über ihren Vater, den renommierten Slidegitarristen Debashish Bhattacharya, ist sie mit traditioneller indischer Musik wohlvertraut, zählt aber auch Ella Fitzgerald und Joni Mitchell zu ihren Einflüssen. Infolgedessen hat sie kein puristisches Album produziert, sondern ein Werk, das im Indischen fußt und sich doch stellenweise in andere Sphären wie den Flamenco hineinbewegt. Joys Abound belegt, dass sie den indischen Scat-Gesang, der die komplizierten Rhythmen der Tabla-Trommel imitiert, perfekt beherrscht und ihren Vortrag feindosiert mit Jazz zu würzen versteht. Diese Platte, bei der auch ihr Vater mitgewirkt hat, lässt die Hörer und Hörerinnen an der überschäumenden Freude teilhaben, die sie beim Einspielen im Studio hatte. mehr lesen / lire plus

MeYouZik: Hinter der Fassade von Weltoffenheit verbirgt sich die Provinz

Am 14. und 15.8 August fand in Luxembourg wieder das Weltmusik-Festival MeYouZik mit einem Programm statt, das erstklassige Bands nach Luxembourg holte. In einem Radius von mindestens 100 Kilometern gibt es kein Weltmusik-Festival dieses Formats.

(© LCTO)

Etliche dieser Gruppen haben in der Weltmusikszene einen hohen Bekanntheitsgrad und finden auf Festivals und Konzerten in der ganzen Welt viele Hunderte oder gar Tausende Zuschauer.Auf dem Knuedler konnte man bei allen Konzerten die Anzahl der Besucher leicht durch Zählen ermitteln. Es waren lächerlich wenig. Auch an den anderen Veranstaltungsorten blieb die Besucherzahl überschaubar. Wie ist das möglich? Am Programm hat es nicht gelegen und auch das Wetter war optimal. mehr lesen / lire plus

Willis Tipps: August 2018

Hypnotische Maghreb-Grooves

Ammar 808 ist ein Sextett, das aus Marokko, Algerien und Tunesien kommt und zeigt, wie man Roots und Moderne knackig verbinden kann. Der kreative Kopf der Gruppe ist Sofyann Ben Youssef, der vorher schon mit Bargou 08 Aufmerksamkeit erregte. Sein Rezept besteht darin, überlieferten nordafrikanischen Gesang mit traditionellen Instrumenten durch dichte, treibende Arrangements aufzuheizen und einen massiven Bass-Beat unterzulegen, der dem Synthesizer-Urgestein TR-808 entlockt wird. Während der algerische Raï in seiner Blütezeit zu seichtem Pop neigte, bleibt es auf Maghreb United authentisch kratzig, geht aber doch in die Beine und erzeugt ein zwanghaftes, rhythmisches Kopfnicken beim Zuhörer. Anschließend fragt man sich, warum nicht schon vorher jemand darauf gekommen ist. mehr lesen / lire plus

MeYouZik 2018 – In zwei Tagen um die Welt

Auch die diesjährige Ausgabe des MeYouZik-Festivals kann sich sehen – und hören – lassen. Auch wenn die Organisatoren die hartgesottenen Fans etwas auf die Folter spannten.

Elektronik, Rap, Soul und noch vieles mehr bringen die Musiker*innen von Gato Preto aus Mosambik auf die Bühne. (Foto: © www.gatopretomusic.com)

In diesem Jahr veranstaltet das LCTO das Weltmusik-Festival MeYouZik an zwei Tagen in der Woche. Am 14. und 15. August (Mariä Himmelfahrt) kann man auf Bühnen am Knuedler, der Place d’Armes, der Place de la Constitution und in der Rue du St. Esprit wieder globale Klänge genießen. Umrahmt von Ständen verschiedener NGOs nehmen diesmal 25 Bands aus 5 Kontinenten teil und decken ein breites Spektrum musikalischer Stile von Klezmer über Latin-Rock bis zu Afro-Funk ab. mehr lesen / lire plus

Willis Tipps
: Juli 2018

Eine ivorische Diva

Die Elfenbeinküste und die Stadt Abidjan waren lange das Mekka für afrikanische Kunst und Musik, bis Militärputsch und Bürgerkrieg dem ein trauriges Ende setzten. Um so schöner ist es, wieder etwas von Dobet Gnahoré zu hören, die 1999 von dort fliehen musste. Sie hat nach ihrem Debut 2004 jetzt mit Miziki ihre fünfte Platte herausgebracht, die alles, was man von modernen Produktionen klanglich erwarten kann, enthält und unüberhörbar ivorisch ist. Gnahoré singt auf Französisch und auf Bété – einer der 70 Sprachen in der Côte d’Ivoire – Balladen und muntere Up-Tempo-Nummern, die auch mal richtig rockig werden. Bis auf ein Stück stammen alle Kompositionen von Gnahoré. mehr lesen / lire plus

Willis Tipps
: Juni 2018

Palästinensisches Vermächtnis

Die bedeutendste palästinensische Sängerin der letzten Jahrzehnte war Rim Banna aus Nazareth, die zunächst vergessene Kinderlieder ausgrub und sich dann zu einem Sprachrohr des Kampfes für die palästinensische Selbstbestimmung entwickelte. Im März dieses Jahres hat die 51-Jährige, die vor einigen Jahren an Krebs erkrankte, den langen Kampf gegen die Krankheit verloren. Krankheit und Therapie schädigten ihre Stimmbänder; dennoch konnte sie vorher noch 15 Lieder aufnehmen, die Persönliches und Politisches miteinander verbinden und nun posthum veröffentlicht worden sind. Der norwegische Pianist Bugge Wesseltoft und das tunesische Elektronik-Kollektiv „Checkpoint 303“ haben für die instrumentelle Begleitung gesorgt und dabei auch Scans von Rim Bannas Körper, die während ihrer Therapie angefertigt wurden, in elektronische Klänge transformiert. mehr lesen / lire plus

Willis Tipps
: Mai 2018

(Be-)stechendes zypriotisches Trio

Dieses Trio ist musikalisch und in seinen Texten frech und unangepasst. Folgerichtig nennt es sein drittes Album Angathin (Stachel). Monsieur Doumani kommt aus Zypern und setzt Tzouras-Laute, akustische Gitarre und Posaune ein. Vor allem letztere bereichert die Musik mit einer ungewöhnlichen Klangfarbe und auch rhythmisch spannenden Elementen. Die Kompositionen der Gruppe basieren auf der Tradition Zyperns, in der sich Elemente aus Griechenland und Kleinasien besonders intensiv vermischt haben. Rhythmisch sind die 13 Lieder überwiegend flott, fast rockig und geprägt von einer rebellischen Attitüde. Die engagierten Texte verarbeiten Themen wie Umweltzerstörung, Ungerechtigkeit, Rassismus und Korruption und sind erfreulicherweise in englischer Übersetzung im Booklet enthalten. mehr lesen / lire plus

Willis Tipps
: April 2018

Afrobeat – 2 × Kuti

Der von Fela Kuti und Tony Allen in den 1960er-Jahren aus der Vermischung von nigerianischen Elementen, Jazz und Funk geschaffenene Afrobeat erfreut sich weltweit bei Musikern großer Beliebtheit. Viele Epigonen schaffen es allerdings nicht, den hochkomplexen Rhythmusteppich zu erzeugen, der diesen Stil so unwiderstehlich macht. Felas Söhne Femi Kuti und Seun Kuti und ihre Bands beherrschen diesen schweißtreibenden Groove jedoch perfekt. Auf den aktuellen Alben der beiden sind auch die Bläsersätze messerscharf und die Texte politisch bissig, zugespitzt, mal zornig, mal kämpferisch optimistisch. Beide Platten sind verschieden, aber gleichwertig. Bei Femi klingt es wegen seiner Stimmlage und des allgegenwärtigen Keyboards gelassener, Seun ist aggressiver. mehr lesen / lire plus

Willis Tipps
: März 2018

Haiti wiederentdeckt

Die kanadische Singer/Songwriterin/Gitarristin Mélissa Laveaux lebt gegenwärtig in Paris und hat jetzt ihr viertes Album veröffentlicht. Bei einer Reise nach Haiti, der Heimat ihrer Eltern, entdeckt sie nicht nur die dortige, stark vom Voodoo beeinflusste Musik wieder, die sie bereits von ihren Eltern kannte, sondern beschäftigt sich auch mit den bitteren Kapiteln der Vergangenheit des Landes, wie der US-amerikanischen Besetzung von 1915 bis 1934. Nach ihrer Rückkehr beginnt sie ihre Erfahrungen musikalisch zu verarbeiten und nimmt elf haitianische Lieder und eine Eigenkomposition auf, bei denen es um Unterdrückung und Widerstand geht. Die französischen Produzenten haben die Aufnahmen etwas stark poliert, dennoch: Laveauxs leicht heisere, hauchige Stimme zieht Hörer direkt in ihren Bann, und ihr ausgeprägtes Gespür für eingängige Arrangements macht Radyo Siwèl zu einem sehr empfehlenswerten Album: tolle, widerständige Lieder aus einem vielfach gebeutelten Land. mehr lesen / lire plus

Willis Tipps: Februar 2018

Zwischen Mali, Blues und Louisiana

Bereits 1963, in Mali, hatte er seine ersten Hits, in denen die traditionelle malische Musik auf afro-kubanische Einflüsse und Blues traf. Seit 1989 ist Boubacar Traoré auch international bekannt und hat, nunmehr 75 Jahre alt, gerade ein weiteres Album produziert. Er singt und spielt auf seiner Gitarre immer noch seinen vom Blues beeinflussten Mali-Stil und hat dabei, wie schon mehrere Male zuvor, den französischen Mundharmonikameister Vincent Bucher an seiner Seite. Dounia Tabolo ist eine besondere Platte, weil der Sänger sich hier bei zahlreichen Stücken auch von Musiker*innen aus dem US-amerikanischen Louisiana begleiten lässt. Der Geiger Cedric Watson fügt Cajun hinzu, und die Cellistin Leyla McCalla ihre Kombination aus Cajun und haitianischer Musik. mehr lesen / lire plus