Osteuropa-Modern-Mix
Wie man verschiedene osteuropäische Traditionen mischt und das dann aufregend arrangiert, zeigt die Gruppe Lakvar. Hinter diesem Namen stecken die Sängerin Hajnalka Péter, die ungarisch-bulgarische Wurzeln hat, und der georgische Gitarrist Zura Dzagnidze. Weiterhin gehören zu der kunterbunten Gruppe, die sich in Stuttgart getroffen hat, Musiker mit türkischem, italienischem, lettischem und deutschem Hintergrund plus ein ungarischer Gastmusiker als Perkussionist, der die Instrumentierung aus Bass, Drums, Akkordeon, Geige und traditionellen Saiteninstrumenten verstärkt. Auf ihrem zweiten Album Fiction and Folklore verarbeitet die Band Elemente aus Moldavien, Georgien, Bulgarien, Ungarn und dem westlichen Balkan. Das wird dann ein ganz eigenwilliges akustisches Menü, bei dem die einzelnen Gänge Abwechselung bieten, aber in der Gesamtschau gut zusammenpassen. Teilweise geht es unverstärkt traditionell zu, überwiegend aber erzeugen E-Gitarre, E-Bass und Effekte richtig Druck. Der häufig verwendete Hall setzt das dann in ganz große Räume. Je nach Stimmungslage bietet Hajnalka Péter dazu zurückgenommenen Folkgesang oder beweist sich als kraftvolle Shouterin. Die Gruppe verbindet auf dieser Platte kreativ die verschiedenen Traditionen und überrascht mit Mut zum Experiment. Überzeugend eigenwillig.
Lakvar – Fiction and Folklore – CPL-Music
Harfe und Geige
Catrin Finch stammt aus Wales und gilt als eine der großen zeitgenössischen Harfenspielerinnen der britischen Inseln. Sie hat 2009 bei dem renommierten Deutsche Grammophon Label ihre Harfen-Version von J.S. Bachs Goldberg-Variationen veröffentlicht und zwei erfolgreiche Alben mit dem senegalesischen Kora-Spieler Seckou Keita aufgenommen – eine Künstlerin also, die sich breit aufstellt. Jetzt hat sie zusammen mit der irischen Musikerin Aoife Ní Bhriain ein Album veröffentlicht. Ní Bhriain wurde in Dublin geboren, spielt irische Fiddle, klassische Violine und die skandinavische Hardangerfiedel. Sie ist in Irland mehrfach ausgezeichnet worden und ist musikalisch ähnlich offen wie Finch; auch sie hat Bach gespielt und mit einem Jazzgitarristen, Wolfgang Muthspiel, gearbeitet. Das Repertoire des gemeinsamen Albums Double You reicht von traditionellen, keltischen Stücken bis zu Kompositionen, die von J.S. Bach und dessen italienischem Zeitgenossen Pietro Locatelli inspiriert sind. Hier sind zwei überragende Instrumentalistinnen am Werk, die mühelos die Verbindung zwischen Barock und keltischer Tradition herstellen. Erstklassig!
Catrin Finch & Aoife Ní Bhriain – Double You – Bendigedig, ARC Music
Afro-Kuba-Jazz
Das Ensemble Okan hat jetzt seine dritte Platte, Okantomi, herausgebracht. Geleitet wird die Gruppe von Elizabeth Rodriguez, die singt und für Perkussion zuständig ist, sowie von Magdelys Savigne, die Geige spielt und ebenfalls singt. Die beiden stammen aus Kuba, haben zuvor schon in zahlreichen anderen Formationen ihre Erfahrungen gesammelt und leben nun in Kanada. Sie gehören beide zur religiösen Santeria-Gemeinschaft, die in Kuba weit verbreitet ist und sich sowohl aus westafrikanischen Wurzeln wie aus Elementen des Katholizismus speist. Der Bandname Okan ist auch der Santeria-Religion entnommen und bedeutet Herz. Die westafrikanischen Bezüge sind in der Musik der Gruppe deutlich zu hören. Das musikalische Rückgrat bilden Bass, Drums, Keyboards und Synthesizer; zahlreiche Gastmusiker*innen verstärken das Team. Musikalisch bewegt sich die Platte zwischen afro-kubanischen Elementen und Jazz; Letzterer hat ja schon lange in der kubanischen Musik eine Rolle gespielt. Insgesamt ist ordentlich Groove auf dieser Platte, die sehr modern arrangiert ist. Ganz feiner Afro-Kuba-Jazz, mit schönem Gesang und kraftvollem Geigenspiel!
Okan – Okantomi – Lulaword Records
Senegal-Legende
Ein zu Unrecht bisher übersehenes Ensemble ist diese Gruppe hier: Dieuf-Dieul de Thiès kommt aus dem Senegal und war dort in den 1980ern berühmt. Leider war das, bevor der Weltmusik-Boom im Norden des Globus begann, und deshalb blieb sie hier ein unentdeckter Schatz. Erst 2013 und dann 2016 hat dann glücklicherweise ein griechisches Label Aufnahmen der Band herausgebracht, die sich in der Folge reformierte und 2018 beim Afrika-Festival im niederländischen Hertme auftrat. 2019 ging sie ins Studio und dann kam die Pandemie. Jetzt sind die Aufnahmen auf CD – schlicht mit dem Namen der Band betitelt – endlich erschienen. Leider ist der bedeutende Gitarrist Pape Seck inzwischen verstorben. Die Band präsentiert hier sowohl flotte Stücke im Stile des Mbalax, wie man ihn auch von Youssou N’Dour kennt, Tracks mit kubanischem Flair à la Orchestre Baobab und auch mal etwas vom Reggae inspiriertes. Besonders fällt der markante Gesang und der spezielle Gitarrenstil von Pape Seck auf. Großartiger, klassisch senegalesischer Sound in hervorragender Qualität!
Dieuf-Dieul de Thiès – Dief-Dieul de Thiès – Buda Musique
Transglobal World Music Chart Januar – Top 20
1. Batsükh Dorj · Ögbelerim: Music for My Ancestors · Buda Musique
2. Koum Tara · Baraaim El-Louz · Odradek
3. Bixiga 70 · Vapor · Glitterbeat
4. Shakti · This Moment · Abstract Logix
5. Luzmila Carpio · Inti Watana / El Retorno del Sol · ZZK
6. Idrissa Soumaoro · Diré · Mieruba
7. Bombino · Sahel · Partisan
8. Ary Lobo · Ary Lobo 1958-1966 · Analog Africa
9. Frank London’s Klezmer Brass Allstars · Chronika · Borscht Beat
10. Mari Boine & Bugge Wesseltoft · Amame · By Norse Music
11. Aga Khan Master Musicians · Nowruz · Smithsonian Folkway Recordings
12. Catrin Finch & Aoife Ní Bhriain · Double You · Bendigedig
13. Ayfer Düzdaş · Kilomên Arxawûnê · Ayfer Düzdaş
14. Ana Carla Maza · Caribe · Persona Editorial
15. Okan · Okantomi · LulaWorld
16. Lenhart Tapes · Dens · Glitterbeat
17. Les Mamas du Congo & Rrobin · Ya Mizolé · Jarring Effects
18. Sidiki Camara · Return to the Traditions · Global Sonics
19. Mo’ Horizons · Mango · Agogo
20. Mohammad Motamedi & Rembrandt Trio · Intizar · Just Listen
Die TWMC TOP 20/40 bei: www.transglobalwmc.com, Facebook „Mondophon auf Radio ARA“ und woxx.lu