Fallende Verkaufspreise, steigende Produktions- und Lebenskosten: Die Covid-19-Krise hat die von Ausbeutung geprägte Bananenindustrie in eine noch tiefere Krise gestürzt.

© Fairtrade.lu
Dass die Bananenproduktion sich in einer Krise befindet ist bekannt. Schuld daran sind unter anderem Menschenrechtsbeschneidungen: Plantagenarbeiter*innen müssen oftmals zu kargen Tageslöhnen, ohne Vertrag, ohne gewerkschaftliche Vertretung und ohne Sozialversicherung arbeiten. Die Branche leidet aber auch unter anderen Aspekten. Neben dem Klimawandel macht auch die Pilzkrankheit Tropical Race 4 ihr zu schaffen: Ist ein Bananenbaum damit infiziert, stirbt er ab und der befallene Boden ist für den Anbau anschließend unbrauchbar. Der Pilz greift die Sorte Cavendish an, also ausgerechnet jene, die 95 Prozent des globalen Bananenhandels ausmacht. Vor allem südamerikanische Plantagen sind betroffen. Ein Gegenmittel gibt es bisher nicht.
Der ohnehin schwache Sektor wurde darüber hinaus stark von der Corona-Krise getroffen:: Zur generellen Ansteckungsgefahr gesellt sich das durch Pestiziden geschwächte Immunsystem der Plantagenarbeiter*innen. Eine Wahl haben die allerdings nicht: Wer zuhause bleibt, um dem Risiko einer Covid-19 Infektion zu entgehen, verliert seine Arbeit.
Zu den genannten Problemen kommen die aufgrund von Hygienemaßnahmen gestiegenen Produktionskosten. Auch das Leben der Plantagenarbeiter*innen an sich ist teurer geworden: Die Preise von Grundnahrungsmittel sind gestiegen bei gleichzeitig niedrigerem Einkommen pro Haushalt.
In Anbetracht der schwierigen Lage hat Fairtrade International reagiert: Trotz fallender Marktpreise, die die Konkurrenz für fair gehandelte Produkte vergrößern, wird auf Fairtrade-Plantagen die weiterhin der Mindestlohn garantiert. Bedürftige Familien werden mit Essen sowie Schutzutensilien und medizinischem Material unterstützt.
Wie Vertreter*innen von Fairtrade Lëtzebuerg am Mittwoch der Presse gegenüber erklärten, gibt es aber auch eine positive Entwicklung: So ist innerhalb der Bevölkerung das Interesse an umweltfreundlich und fair gehandelten Produkten in den letzten Jahren gestiegen. Vor kurzem hatte die ONG mitgeteilt, dass 2019 hierzulande im Schnitt 35,6 Euro jährlich für fair gehandelte Lebensmittel ausgegeben wurde – das sind 13 Prozent mehr als noch im Jahr davor. Von allen Fairtrade-Produkten ist die Banane das Beliebteste.
Dennoch ist die Zukunft der Produzent*innen ungewiss. „Il va de soi que le cercle vicieux de l’exploitation des humains et de l’environnement ne pourra être brisé que si les multinationales payent un prix décent sur le long terme, intégrant les coûts sociaux et environnementaux externes de la production de la banane“, erklärte Fairtrade Lëtzebuerg der Presse diese Woche. Die Organisation sprach sich erneut für eine legal bindende Sorgfaltspflicht aus. Die Umsetzbarkeit eines solchen Gesetzes, das in Luxemburg ansässige Unternehmen dazu verpflichtet, Menschenrechte und Umweltstandards entlang ihrer Lieferketten zu wahren, wird zurzeit im Auftrag der Regierung von der Universität Luxemburg überprüft.