Caritas: Die andere Corona-Nothilfe

Der Sozial-Almanach wurde zu früh zusammengestellt, um auf die Corona-Krise einzugehen. Auf der Vorstellungs-Videokonferenz holte die Caritas das nach, ließ allerdings auch Fragen offen.

www.caritas.lu

Es gibt eine Corona-Hotline für Privatpersonen und Unternehmen (8002 8080) und  es gibt die Caritas-Corona-Helpline (40 21 31 999) – denn neben der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Nothilfe gibt es auch Hilfsbedarf bei sozialen Problemen, die mit der Corona-Epidemie einhergehen. Diese sozialen Aspekte der Krise standen denn auch im Mittelpunkt der Vorstellungspressekonferenz für den jährlich erscheinenden Caritas-Sozialalmanach. Auf den Inhalt der 2020er-Ausgabe, die nur in ein paar Last-Minute-Abschnitten die Coronakrise behandelt, sind wir in zwei Artikeln in der Printausgabe der woxx eingegangen („Vor Corona, nach Corona“ und „Inklusive Kulturangebote auch im Lockdown“).

Was bedeutet es, wenn Berufe nicht mit Social Distancing vereinbar sind und die Firmen Kurzarbeit anfordern? Die 20 Prozent, die Angestellte im unteren mittleren Lohnbereich verlieren, können an sich problematisch sein, so die Caritas-Feststellung. Besonders betroffen seien Berufe wie Kellner*in oder Friseur*in: Hier gehe auch das Trinkgeld verloren, das eine substanzielle Einkommensquelle darstellt. Ganz allgemein befürchtet die NGO, dass nach der Krise die Armut und Ungleichheit noch größer sein werden als davor. Und findet, angesichts der staatlichen Milliardenhilfen zugunsten der Unternehmen müssten auch die erforderlichen Millionen zur Armutsbekämpfung verfügbar sein.

Win-win-Vorschläge für die Konjunktur

Die Umweltprobleme sollen, so die Caritas, über der Coronakrise nicht vergessen werden. Insbesondere der Vorstellung, man solle jetzt den Klimaschutz hintanstellen, um den Aufschwung zu erleichtern, erteilt die NGO eine Absage. Das Gegenteil sei der Fall: Es gebe Synergien zwischen Klimaschutz und Ankurbelung der Wirtschaft, so zum Beispiel durch ein Investitionsprogramm zur Altbausanierung, die den CO2-Verbrauch senke und Aufträge für Handwerksbetriebe mit sich bringe. Einen ähnlichen Win-win-Effekt sieht die Caritas bei sozialen Hilfsgeldern: Da sie an einkommensschwache Personen ausbezahlt werden, erhöhen sie deren Kaufkraft und damit die Nachfrage nach Konsumgütern (wohingegen bei Bessergestellten ein größerer Teil des Einkommens in Ersparnisse und Investitionen fließt).

Diesen Vorschlägen ist kaum zu widersprechen, doch insgesamt erscheinen der Almanach und die Erklärungen der Caritas weniger ergiebig als in anderen Jahren. So blendet die Vorstellung von Win-win-Maßnahmen aus, dass die Coronakrise selbst bei gutem Management hohe volkswirtschaftliche Kosten erzeugt, über deren Verteilung in den kommenden Jahren entschieden wird. Die Caritas listet zwar ihre Prioritäten für die kommende Steuerreform auf, scheut sich aber leider offen zu sagen, dass Steuererhöhungen statt -erleichterungen notwendig sein werden. Alternativ könnte man natürlich, wie bei den „erfolgreichen“ Sparprogrammen der Vergangenheit, das fehlende Geld einfach bei den Sozialleistungen einsparen – nicht wirklich das, was eine Caritas wollen kann.

 


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