Déi Lénk: An der Zielgruppe vorbei

Anders als erhofft konnten Déi Lénk bei den Nationalwahlen keine Sitze hinzugewinnen. Ein Strategiewechsel erscheint mehr als nötig.

Jetzt müssen Déi Lénk nur noch diejenige Wählerschaft erreichen, die sich eine Veränderung wünscht. (Foto: Wikimedia Commons)

Inmitten sogenannter Wahlgewinner und Wahlverlierer stehen Déi Lénk etwas isoliert da. Zwar konnte ein halber Prozentpunkt hinzugewonnen werden, doch wurde das Ziel, weitere Sitze in der Chamber zu ergattern, letztendlich nicht erreicht. Déi Lénk stagnieren. Weder von Protestwähler*innen oder enttäuschten LSAP-Wähler*innen noch von Kurzentschlossenen oder schwindender Parteibindung scheinen sie wirklich profitieren zu können. Einen kleinen Erfolg gibt es dann aber doch zu feiern: Dank des Rotationsprinzips der Partei werden ab der Hälfte der Legislaturperiode zwei Frauen, nämlich Myriam Cecchetti und Nathalie Oberweis, für Déi Lénk in die Chamber kommen.

Von solchen Details einmal abgesehen stellt sich jedoch die zentralere Frage, woran die Stärkung am Ende gescheitert ist. Wären Déi Lénk zusammen mit der KPL angetreten, hätten sie wenigstens einen Sitz hinzugewonnen. Doch selbst dann wäre das selbstgesetzte Ziel immer noch nicht erreicht gewesen. Eine relativ optimistische Interpretation lautet, dass sich viele aus strategischen Gründen dagegen entschieden haben, einer Partei ihre Stimme zu geben, die ohnehin in die Opposition kommt. Aus Angst vor einer CSV-Mehrheit oder etwa einer CSV-DP-Koalition entschlossen sich vielleicht manche politisch Linksgerichtete dazu, stattdessen Déi Gréng oder die LSAP zu stärken.

Mangelnde Zugänglichkeit

Auf der Wahlparty von Déi Lénk in der Escher „Maison du Peuple“ konnte man so manche enttäuschte Kandidat*innen auf die Piraten schimpfen hören. Ob denn ein „Wischi-waschi“-Programm und Fotos mit Hunden nötig seien, um gewählt zu werden. Man kann die Frage aber auch andersherum stellen: Wieso gelingt es Déi Lénk nicht, gerade gegen eine solche Partei anzukommen?

Fakt ist, dass die Wahlkampfstrategie von Déi Lénk und den Piraten sich fundamental voneinander unterschieden. Während erstere zum Teil handgeschriebene Plakate aufstellte, setzten letztere auf eine starke Netzpräsenz. Während Déi Lénk nichtssagende Slogans bewarben wie „Gesond Ëmwelt“, „Gutt Aarbecht“ oder „Sozial Prioritéit“, verbreiteten die Piraten leicht verständliche und vor allem konkrete Forderungen wie „Wunnenge fir 10€/m²“ und „Gratis Wifi an den Zich“. Und damit wären wir beim ausschlaggebenden Unterschied zwischen beiden Parteien: Die Piraten wirken modern und zugänglich, Déi Lénk altmodisch und abgehoben.

Es ist nicht so, als wären es spezifisch die Piraten gewesen, die den Linken potenzielle Wähler*innen abgezweigt hätten, doch lässt sich an diesem Beispiel aufzeigen, wie es der einen kleinen Partei gelingen konnte von einer Nationalwahl zur nächsten 3,5 Prozent zuzulegen und der anderen nicht. Natürlich kommt es nicht nur auf die Wahlkampagne an. Déi Lénk haben in den letzten Jahren eigenen Aussagen nach durchaus in eine Modernisierung und in ihren Nachwuchs investiert. Was aber immer noch fehlt, ist einerseits eine klare, kohärente Strategie, andererseits die Fähigkeit, komplexe Inhalte verständlich zu vermitteln.

Dem Luxemburger Wort gegenüber erklärte Myriam Cecchetti, das Wahlresultat zeige, dass es vielen Menschen an politischer Bildung fehle. Beispielhaft für die mangelnde Selbstkritik vieler Parteimitglieder, ist diese Aussage eine verknappte Kritik an der Beliebtheit plakativer Wahlbotschaften. Führt man diesen Gedanken jedoch zu Ende, stellt sich die Frage, welche Erfolgsaussichten eine Partei hat, deren Inhalte einen bestimmten Bildungsgrad erfordern. Vor allem bei einer Partei, die von sich behauptet ihre Wurzeln in der Arbeiterklasse zu haben und sich eher als Bewegung denn als Partei im traditionellen Sinne versteht, mutet eine solche Haltung doch etwas befremdlich an.


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