Europride in Belgrad: Start trotz Verbot

Zum ersten Mal überhaupt soll die Europride in diesem Jahr in Südosteuropa gefeiert werden. Doch der Präsident Serbiens, wo das europäische Großereignis stattfinden soll, will das gemeinsam mit der orthodoxen Kirche verhindern.

Die Belgrader Pride passierte 2021 das serbische Parlament. (Foto: CC-BY-SA Mickey Mystique/Wikimedia)

Alle Versuche, sie zu blockieren, waren erfolglos: Die Europride in Belgrad wird stattfinden – und von 12. bis 18. September von Serbiens Hauptstadt aus ein starkes politisches Signal in Südosteuropa und darüber hinaus versenden. Noch am vergangenen Samstag hatte der serbische Präsident Aleksandar Vucic behauptet, die Europride werde „verschoben oder abgesagt“, da sein Land andere Pro- bleme habe. Sonntags darauf demonstrierten in Belgrad tausende religiöse Fundamentalist*innen. Mit Kreuzen, Heiligenikonen und Putinbildern gingen sie auf die Straße, um gegen die Rechte von LGBTIQA-Menschen und für die Absage der Pride mobil zu machen.

Zeit für eine Europride am Balkan

„Präsident Vucic kann nicht die Veranstaltung von jemand anderem absagen, entgegnete Kristine Garina, Präsidentin der European Pride Organisers Association (EPOA), dem serbischen Staatschef am Samstag in einer Pressemitteilung: „Die Euro- pride ist nicht abgesagt und wird auch nicht abgesagt werden. Während des Bewerbungsverfahrens für die Europride 2022 hat die serbische Premierministerin Ana Brnabic die volle Unterstützung der serbischen Regierung für die Europride in Belgrad zugesagt, und wir erwarten, dass dieses Versprechen eingelöst wird.“. Dass Garina sich auf Brnabic bezieht, ist kein Zufall: Die serbische Premierministerin und Parteikollegin von Vucic ist selbst lesbisch. Sie hatte zwar 2017 an der Belgrader Pride teilgenommen, ihr Engagement für LGBTIQA-Rechte in Serbien ist jedoch gering.

CC-BY-SA Vesna Lalić/Wikimedia

Europride ist ein Titel, den die EPOA jedes Jahr an eine andere europäische Stadt vergibt. Unter dem Motto „It’s time“ ist neben der großen Parade am 17. September die ganze Woche über ein Kulturprogramm geplant. Die Austragung in Belgrad hat hohen Symbolcharakter. Nicht nur, weil es die erste Europride in Südosteuropa ist, sondern auch, weil es immer wieder queerfeindliche Angriffe auf die landesweite Pride in Belgrad gab. Die erste Ausgabe 2001 endete mit gewalttätigen Ausschreitungen von Rechtsextremen. Nachdem der nächste Versuch 2010 ähnlich endete, wurde die Veranstaltung im Folgejahr vermeintlich aus Sicherheitsgründen verboten. 2013 urteilte der Verfassungsgerichtshof, dass dieses Verbot verfassungswidrig war.

Die Veranstalter*innen in Belgrad haben mittlerweile politische Unterstützung für ihr Vorhaben bekommen. Der Berichterstatter für LGBTI-Rechte des Europarates, Christophe Lacroix, betonte in einer Pressemitteilung vom 30. August, dass Serbien die Versammlungsfreiheit der LGBTIQA-Gemeinschaft achten müsse. Eine Absage der Europride käme einen „gewaltigen Rückschritt sowohl bei der Demokratie als auch bei den Menschenrechten“ gleich, so Lacroix.

145 Mitglieder des EU-Parlaments haben auf Initiative der LGBTI-Intergroup einen offenen Brief an die serbische Regierung verfasst. Die Autoritäten müssten dafür sorgen, dass die Europride ohne Gefahr für die Teilnehmer*innen stattfinden kann. Zwei luxemburgische Abgeordnete haben unterzeichnet: Tilly Metz (Déi Gréng) und Marc Angel (LSAP), der Co-Chair der LGBTI-Intergroup ist. Via Twitter appellierte auch der Luxemburger Außenminister Jean Asselborn (LSAP) an Vucic, die Europride stattfinden zu lassen.


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