Fotoserie
: Ohm (2021 – 2023)


Aus einem persönlichen Bedürfnis entstanden, zeigt die Fotoserie „Ohm (2021 – 2023)“, wie andere Menschen mit der andauernden Beschleunigung unserer Gesellschaft umgehen. Wie sie für sich eine Haltung dazu entwickelt haben und sich dem teilweise entziehen; sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren – nämlich auf sich und ihre Mitmenschen sowie auf ein Leben mit ihrer, mit unserer Umwelt.

Oliver „Ohm“ (©Julius Erdmann)

Das Leben in Städten sorgt für eine Flut von Reizen und Einflüssen und eine rasante Geschwindigkeit, mit der sich die Dinge fortentwickeln. Aus tausenden von Lebensentwürfen sind wir angehalten zu wählen. Täglich, stündlich, ständig. Dabei verleiten uns die Möglichkeiten der schnellen Vernetzung und des schier unbeschränkten Konsums durch die Globalisierung dazu, immer wieder ökologische Werte außer Acht zu lassen, ohne dabei zu sehr in Konflikt mit dem eigenen oder dem kollektiven Verantwortungsbewusstsein zu geraten. Die von außen auferlegte Hast scheint sich oft nicht mehr mit unseren eigenen Bedürfnissen vereinbaren zu lassen. Der einzelne Moment, das Auftauchen aus dem Chaos der Gleichzeitigkeit, das Aufatmen, gelingen selten. Leerlauf im Kopf wird zu einem Luxusgut.

Etwas über anderthalb Jahre habe ich eine Familie begleitet, die im Ursprung seit 30 Jahren im Mittelgebirge in Deutschland lebt. Ohne an das örtliche Strom- und Wassernetz angeschlossen zu sein, passt sie ihr Leben mehr der Natur an und dem, was diese ihr vorgibt. Durch Trockenheit und die Ausbreitung des Borkenkäfers wird immer mehr Forst um sie herum gerodet und die Welt, von der sie sich einst zurückgezogen hat, rückt wieder näher. „Ohm“ handelt vom Widerstand und vom anstehenden Neuanfang, der gesellschaftlich unausweichlich wird. Vom sich Hinbewegen zu den eigenen Bedürfnissen und vom Lösen aus der mehrheitlichen Gemeinschaft. Der Gegenentwurf zum wachstumsorientierten Leben der modernen Welt ist ein Kompromiss – nach außen und nach innen.

Julius Erdmann, geboren 1995, ist Absolvent der Berliner Ostkreuzschule für Fotografie. Seit 2016 arbeitet er als freischaffender Fotograf und stellte seine Werke bereits in Prag, Berlin und Paderborn aus.


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