FSC über Glaubwürdigkeit von Holzlabels

Die Minister*innen sind von „Holz vun hei“ begeistert. Das alteingesessene Öko-Holzlabel FSC ist fuchsteufelswild. Kommt es zum Krieg der Label?

www.fsc.org

„Holz vun hei wird überhaupt nicht kontrolliert“, kritisiert die Luxemburger Abteilung des Labels Forest Stewardship Council (FSC) am vergangenen Freitag in einem offenen Brief. Am 12. Juli hatte der Naturpark Mëllerdall das Projekt „Holz vun hei“ in Anwesenheit von drei Minister*innen vorgestellt. Dabei geht es um Möbel, die von einer lokalen Schreinerei aus lokalem Kiefernholz gefertigt werden (siehe: Holz vun hei begeistert Minister*innen).

Man stehe voll hinter der Idee der kurzen Wege, so das Label FSC in seinem offenen Brief, und zolle auch der Schreinerei Respekt. Aber: „Holz vun hei (…) weist eine Reihe von Lücken auf, ist nicht zu Ende gedacht und vor allem auf marginale Quantitäten ausgerichtet.“ Das wisse auch das Ministerium und habe „uns deshalb nicht alles gesagt“. Überschrieben ist der Brief mit dem Wortspiel „Holz vun hei auf dem Holzweg?“

Ein drittes Label für Luxemburg

Der streitlustige Ton des Briefs erinnert an die Zeiten des Labelkriegs in den frühen 2000ern, als sich in Luxemburg „Forest Stewardship Council“ (FSC) und „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“ (PEFC) darüber stritten, welche Kriterien ein Ökolabel erfüllen müsse. FSC ist von NGOs mitgegründet worden, PEFC wurde von den Waldbesitzer*innen ins Leben gerufen, wendet aber durchaus seriöse Kriterien an. FSC sollte in erster Linie die Herkunft der Holzimporte aus dem globalen Süden nachvollziehbar machen, doch bei dem Labelkrieg ging es vor allem um die Zertifizierung der Luxemburger Wälder in öffentlicher Hand. 2005 wurde dann Frieden geschlossen – dank der salomonischen Entscheidung der damaligen Umwelt- und Landwirtschaftsminister Lucien Lux und Fernand Boden, einfach sämtliche Wälder mit beiden Siegeln auszustatten (woxx 808: Doppeltes Label-Vergnügen).

Der jetzt vom FSC lancierte Streit bezieht sich nur zum Teil auf die „Holz vun hei“-Initiative, die ja kein richtiges Label darstellt. Zu Recht merkt das Ökolabel an, dass das Mëllerdaller Möbelholz „überhaupt nicht kontrolliert wird“ – unterschlägt aber, dass es soweit bekannt von der Forstverwaltung geschlagen wird und also den Kriterien der nachhaltigen Bewirtschaftung genügen müsste. Die Logik des Labels setzt jedenfalls einheitliche Kontrollen voraus. Erst wenn alle Wälder in Luxemburg zertifiziert seien, so FSC, könne „der Konsument mit ruhigem Gewissen seinen Tisch von hier kaufen“. Und erinnert daran, dass gerade die Gemeinden aus dem Naturpark Mëllerdall sich seit Jahren gegen eine FSC-Zertifizierung wehren.

Begegnung auf dem Holzweg

Auch manche Bäume wehren sich gegen Label.
(Wikimedia; Alchemist-hp; CC BY-SA 3.0)

Doch über die Mëllerdaller Möbel hinaus geht es dem Luxemburger FSC vor allem um das „Holz von hier“-Label, dessen Benutzung hierzulande im Mai von der Regierung angekündigt wurde (siehe: „Eist Holz“ ist „Holz von hier“, oder?). Dieses Label solle die Luxemburger Holzproduktion generell transparent machen, so das FSC, aber: „Wenn wir das Label ‚Holz von hier‘ auf seine Qualität und seine Glaubwürdigkeit überprüfen, dann ist gerade das Gegenteil der Fall.“ Die Aussage, das „Holz von hier“ komme aus zertifizierten Wäldern sei wertlos, weil der Ursprung nicht bewiesen werden könne.

Dieser Vorwurf deckt sich allerdings nicht mit dem, was wir über das „Holz von hier“-Label in Erfahrung bringen konnten („Eist Holz“ ist „Holz von hier“, oder?). Aus der Beschreibung des Labels durch das Umweltbundesamt geht ausdrücklich hervor, dass der Ursprung anhand einer ID-Nummer zurückverfolgt werden kann und also auf ein Zertifikat von FSC oder einem vergleichbaren Label verweisen müsste.

Am Ende bleibt Klärungsbedarf, sowohl was die Kritik des FSC an „Holz von hier“, als auch was das Selbstverständnis des „Holz vun hei“-Projekts angeht. Die woxx wird die Debatte weiterverfolgen.

 


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