„Eist Holz“ ist „Holz von hier“, oder?

Um den Launch der „Holz vun hei“-Möbel vor einer Woche einzuordnen lohnt sich ein Blick auf das im Mai vorgestellte „Eist Holz“-Programm. Im Zentrum des Interesses steht dabei das Label „Holz von hier“.

(Präsentation von „Eist Holz“ durch Umwelt- und Wirtschaftsministerium)

Am 17. Mai stellten Umwelt- und Wirtschaftsministerium das Programm „Eist Holz“ vor. Das Logo ist von bestechender Einfachheit – als Kontrapunkt zur Vielfalt des Programms, das sowohl Strukturen wie den Klimapakt mit den Gemeinden als auch pädagogische Aktivitäten wie die Marteloskope umfasst. Bei der Vorstellung ging es aber vor allem um drei neue Initiativen im Bereich Holzwirtschaft: „Klimabonus Bësch“, e-Holzhaff und „Holz von hier“.

Es sind die privaten Forstbesitzer*innen, die in den Genuss der neuen Prämie „Klimabonus Bësch“ kommen, wenn sie eine „ökosystemische Dienstleistung“ in Waldgebieten erbringen. Laut Kommuniqué zur Vorstellung von „Eist Holz“ variiert die Prämie zwischen 37,5 Euro pro Hektar für große Flächen und bis zu 250 Euro pro Hektar für kleine Waldschutzgebiete. Bei der Plattform e-Holzhaff geht es um Unternehmen, die im Holzsektor tätig sind und nach Projektpartnern suchen: In erster Linie wird dort Rohholz und recyceltes Holz angeboten, außerdem können regionale Unternehmen im Bereich der Holzverarbeitung dort ihre Dienstleistungen anbieten.

Der blinde Fleck von FSC und PEFC

(Präsentation von „Eist Holz“ durch Umwelt- und Wirtschaftsministerium)

„Holz von hier“ ist ein in Deutschland und Österreich etabliertes Label, das einen bisher vernachlässigten Aspekt der Ökobilanz dieses Rohstoffes abdeckt: den Transport. Zwar gibt es bereits Label, die die Herkunft aus umweltverträglich bewirtschafteten Wäldern garantieren, aber: „Um sicherzustellen, dass die Ressource Holz eine nachhaltige Lösung ist und insbesondere die Auswirkungen auf den Klimawandel entlang der gesamten Wertschöpfungskette niedrig zu halten, müssen zusätzliche Elemente berücksichtigt werden“, wie es im Kommuniqué der beiden Ministerien heißt. Grundsätzlich ist es nämlich möglich, dass Holz aus nachhaltigem Anbau vom Anbaugebiet in ein Billiglohnland verschifft wird um zu Möbel verarbeitet zu werden, und danach noch einmal um die halbe Welt verfrachtet wird, bis es im Möbelladen landet – mit einer entsprechend negativen CO2-Bilanz.

Das Label „Holz von hier“ garantiert dementsprechend immer noch die „grüne“ Herkunft des Materials, indem es eine Zertifizierung der forstwirtschaftlichen Nachhaltigkeit vorschreibt – zum Beispiel durch die Siegel des „Forest Stewardship Council“ (FSC) oder des „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“ (PEFC). (Ersteres ist über die Initiative alles andere als erfreut: FSC über Glaubwürdigkeit von Holzlabels.) Zusätzlich wird bei „Holz von hier“ aber kontrolliert, welche Wege das Material zurücklegt und das Label schreibt Höchstdistanzen vor. Das Kommuniqué unterstreicht, dass dieses Label bei öffentlichen Aufträgen auch als Ausschreibungskriterium vorgegeben werden kann.

Eine schnelle Internet-Recherche unsererseits erbrachte nur positive Darstellungen des Labels, auch von Seiten der Umwelt-NGOs. Einziger Wermutstropfen: Mit dem „Holz von hier“-Logo dürfen sich alle Unternehmen schmücken, die am Projekt teilnehmen. „Der Betrieb kann aber sowohl zertifiziertes als auch nicht zertifiziertes Holz verkaufen“, wie zum Beispiel auf der „Siegelkunde“-Webseite des Umweltbundesamts angemerkt. Verbraucher*innen müssen also schon genauer hinschauen: „Der Nachweis am Produkt erfolgt deshalb zusätzlich über eine produktspezifische Urkunde mit einer eindeutigen ID-Nummer, die auch die Rückverfolgbarkeit des Holzes auf der Website des Labelgebers ermöglicht.“

 


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