Hochschulbildung von Asylbewerber*innen und Geflüchteten

Luxemburg tut zu wenig, um Asylbewerber*innen und Geflüchtete in die Hochschul- und Berufsausbildung zu integrieren. Das geht aus einem kürzlich publizierten Bericht des europäischen Informationsnetzwerks Eurydice hervor.

© https://eacea.ec.europa.eu

Rund 50 Prozent der Asylbewerber*innen und Geflüchteten in Europa sind zwischen 18 und 24 Jahre alt. Manche waren in ihrer Heimat in einer Hochschul- oder Berufsausbildung, oder wollen dies in ihrem Ankunftsland tun. Um eine Übersicht zu gewinnen, hat Eurydice die entsprechenden Maßnahmen und Politiken der einzelnen europäischen Länder analysiert.

Der erschreckende Befund: In fast der Hälfte der untersuchten Länder findet die Hochschul-Integration in offziellen Dokumenten keine Erwähnung. Zu diesen Ländern zählt auch Luxemburg. Laut Bericht sticht Deutschland mit seiner im Jahr 2015 festgelegten Strategie im internationalen Vergleich besonders heraus. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einem erleichterten Zugang zu Hochschulbildung für diejenigen, die bereits studierten bevor sie nach Deutschland immigrierten, sowie auf Beratungsstellen, Brückenprogrammen, finanzieller Unterstützung und der Anerkennung bereits erreichter Qualifikationen. Letztere erweist sich oft als große Hürde – und zwar vor allem dann, wenn Asylant*innen und Geflüchtete nicht in der Lage sind, dokumentierte Beweise ihrer Qualifikationen vorzulegen. Die Bestrebungen anderer Länder sind weniger umfassend und beschränken sich etwa auf die Anerkennung von Qualifikationen, den Sprachenerwerb (Norwegen, Schweden und Dänemark) oder den Zugang zu finanziellen Studienbeihilfen für Geflüchtete (Portugal und Serbien).

Eurydice analysierte für den Bericht drei Aspekte der Hochschul-Integration. Erstens die großangelegten, landesweiten Maßnahmen, die speziell für Asylbewerber*innen und Geflüchtete in der Hochschul- und Berufsausbildung entwickelt wurden. Deutschland und Frankreich sind die Länder mit den meisten solchen Maßnahmen, darunter Sprachkurse, Einführungs- und Onlineprogramme, personalisierte Beratung, spezialisiertes Personal und Gebührenerlässe. Diese Maßnahmen sind in die Politiken der meisten Länder implementiert. (Zu den Maßnahmen, die in den meisten Ländern implementiert sind, gehören Sprachkurse, finanzielle Unterstützung und Beratungsstellen.) Luxemburg verfügt jedoch über keine davon.

Der zweite Schwerpunkt des Eurydice-Berichts ist die Anerkennung von Qualifikationen von Geflüchteten und Migrant*innen. Entsprechende Prozeduren sind besonders im Falle undokumentierter Qualifikationen von großer Wichtigkeit. Manche Länder, wie Norwegen und Griechenland, greifen in solchen Fällen auf eine vom EQPR (The Council of Europe European Qualifications Passport for Refugees) ausgearbeitete Methodologie zurück. Zu dieser zählt neben einem Selbsteinschätzungs-Fragebogen auch ein Interview mit einem Team, das auf die Evaluation von Qualifikationen spezialisiert ist. Laut Bericht besteht in zehn Ländern keine legale Verpflichtung für spezifische Anerkennungsprozeduren. Zu diesen zählt auch Luxemburg.

Der dritte Schwerpunkt liegt bei den Zugangs- und Teilnahmemaßnahmen für nicht-traditionell Lernende insgesamt, die auch, aber nicht nur Asylbewerber*innen und Geflüchteten zugute kommen. Dazu zählen alternative Wege zu Hochschulbildung sowie die Möglichkeit, ohne formelle Qualifikation Zugang zu Hochschulbildung zu erhalten. Ersteres ist in den meisten EU-Ländern in Form von Brücken- und Vorbereitungsprogrammen möglich. Letzteres bietet hingegen nur die Hälfte der europäischen Hochschulen an. Eine weitere alternative Zugangsmöglichkeit besteht in der Anerkennung nicht-formeller Lernenaktivitäten. Auch dies ist in den meisten Ländern möglich. Luxemburgs Bildungssystem umfasst diese drei Maßnahmen.

Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass die meisten europäischen Länder über keine spezifischen Maßnahmen und Politiken verfügen, um Asylbewerber*innen und Geflüchtete in die Hochschulbildung zu integrieren. Eine Erklärungsmöglichkeit, die der Bericht dafür liefert, besteht darin, dass in den meisten Ländern die Zahl an Asylant*innen und Geflüchteten insgesamt recht gering ist.

Die von Eurydice gewonnenen Erkenntnisse sollen Bildungs- und Integrationspraktiker*innen, Forscher*innen und Entscheidungsträger*innen dennoch helfen die Integration ins Hochschul- und Ausbildungssystem zu verbessern. Der Bericht ruft dazu auf, sich in Bezug auf notwendige Maßnahmen, an Deutschland zu orientieren.

Den integralen Bericht, können Sie hier nachlesen.


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