Im Kino: The Iron Claw

„The Iron Claw“ ist ein in der Welt des Show-Wrestlings angesiedeltes Familiendrama. Leider ist der Film zu sehr auf Sentimentalität aus, um wirklich unter die Haut zu gehen.

Egal was passiert, die Brüder David, Kevin, Mike und Kerry (v.l.n.r.) halten zusammen. (© Ascot Elite Entertainment Group.)

Ein Landhaus in Texas in den frühen Morgenstunden: Gleich nach dem Aufwachen versucht Kevin (Zac Efron) seinen Bruder David (Harris Dickinson) dazu zu motivieren, doch mit ihm joggen zu gehen. Dieser dreht sich um und schläft weiter, wovon sich Kevin aber nicht abhalten lässt. Wenig später schon sehen wir ihn über Wiesen rennen und Gewichte heben, als hänge sein Leben davon ab.

Als er zurückkommt, findet er Vater Fritz (Holt McCallany), Mutter Doris (Maura Tierney) und zwei seiner Brüder bei einem üppigen Frühstück vor, die Teller quellen von frittiertem Speck und Rührei nur so über. Wer genau hinhört, merkt schnell, dass das, was wir hier sehen, weit von einer idyllischen Familiensituation entfernt ist. Von einem Fluch, der die Familie heimgesucht habe, spricht Kevin anfangs im Voiceover. Spätestens besagte Frühstücksszene macht aber deutlich: Nicht so sehr ein Fluch, sondern vielmehr ein autoritärer, liebloser Vater trägt die Schuld für den Zerfall der Familie.

Aufwändige Inszenierung

„Now we all know that Kerry’s my favorite, then Kevin, then David, then Mike“, erklärt Fritz seinen aufmerksam zuhörenden Jungen. Dabei spricht er nicht etwa von den Haustieren oder Figuren in seinem Lieblingsroman. Es sind die eigenen Kinder, die Fritz in diesem Moment in eine Rangfolge einordnet – eine Rangfolge, die, wie er betont, jederzeit ändern kann. Das Kriterium, nach welchem Fritz seine vier Söhne einstuft, ist ihre sportliche Kompetenz. Er selbst war in jungen Jahren ein erfolgreicher Show-Wrestler, von seinen Söhnen erwartet er nun, dass sie in seine Fußstapfen treten.

Der Film basiert auf der realen Geschichte der Von Erichs. Der kanadische Filmemacher Sean Durkin – unter anderem bekannt für „Marcia Marcy May Marlene“ (2011) und „The Nest“ (2020) – nimmt die Wrestlingszene zum Schauplatz, um von den Schicksalsschlägen zu erzählen, die der Familie in den 1980er- und 1990er-Jahren widerfuhren.

„The Iron Claw“ enthält genau das richtige Maß an Trainings- und Wettkampfsequenzen, um die Faszination, die die Von Erichs für den Wrestlingsport hegen, glaubhaft zu vermitteln. Selbst wer mit dem Sport nichts anfangen kann, kommt dank Durkins detailreicher Inszenierung und Ausstattung auch in jenen Szenen auf seine*ihre Kosten. Tatsächlich ist der Film selten so gut, wie wenn Duran das Feeling der Wrestlingwelt wiedergibt.

Das liegt vor allem an der Schauspielleistung von Zac Efron. Einst der Star aus „Highschool Musical“ ist Efron in dieser Rolle kaum wiederzuerkennen. Das liegt zum einen an seiner körperlichen Transformation, zum anderen aber auch an seiner facettenreichen Darstellung von Kevin, aus dessen Perspektive der Film erzählt.

Leider wird den anderen Figuren beziehungsweise Schauspieler*innen weit weniger Raum gegeben, um sich zu entfalten. Besonders oberflächlich gestaltet sind die wenigen Frauenfiguren, die im Film vorkommen. Das hat zur Folge, dass die tragischen Ereignisse, die der Familie widerfahren, im Laufe des Films zunehmend ihre Wirkung verlieren. Mit der Ausnahme von Kevin hält der Film die Figuren auf Armeslänge. Während Fritz weit besser rüberkommt, als er es verdient, wirkt die Dynamik zwischen den Brüdern allzu idealisiert. Es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass die Art wie Fritz sie gegeneinander ausspielt, ihren Beziehungen untereinander nicht im geringsten geschadet haben soll.

„The Iron Claw“ ist ein handwerklich beeindruckender Film, der vor allem aufgrund von Efrons Präsenz funktioniert. Die Geschichte, die er erzählt, ist jedoch zu glatt, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Im Kinoler und Cine Starlight

Bewertung der woxx: XX


Cet article vous a plu ?
Nous offrons gratuitement nos articles avec leur regard résolument écologique, féministe et progressiste sur le monde. Sans pub ni offre premium ou paywall. Nous avons en effet la conviction que l’accès à l’information doit rester libre. Afin de pouvoir garantir qu’à l’avenir nos articles seront accessibles à quiconque s’y intéresse, nous avons besoin de votre soutien – à travers un abonnement ou un don : woxx.lu/support.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Wir stellen unsere Artikel mit unserem einzigartigen, ökologischen, feministischen, gesellschaftskritischen und linkem Blick auf die Welt allen kostenlos zur Verfügung – ohne Werbung, ohne „Plus“-, „Premium“-Angebot oder eine Paywall. Denn wir sind der Meinung, dass der Zugang zu Informationen frei sein sollte. Um das auch in Zukunft gewährleisten zu können, benötigen wir Ihre Unterstützung; mit einem Abonnement oder einer Spende: woxx.lu/support.
Tagged , .Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen.